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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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eine Pause ein, als die Sonne aufging, sodass der Fremde das Ritual vom Morgen zuvor wiederholen konnte. Aber selbst nach diesem frühen Aufbruch und der kurzen Rast wurden sie nicht schneller als am Tag zuvor. In den folgenden Tagen änderte sich daran nichts. Mehr als nur einmal wünschte sich Orris, sie hätten Pferde, aber selbst wenn Baram hätte reiten können, was der Magier bezweifelte, war er einfach nicht in der Verfassung dazu.
    Es half auch nicht gerade, dass sie gezwungen waren zu reisen wie Fliehende, den Weg verlassen mussten, wann immer sich andere näherten, eher in der Nacht als am Tag unterwegs waren, wenn das Gelände es gestattete, und Dörfer und Städte meiden mussten. Sehr wahrscheinlich hätte niemand Baram erkannt oder herausgefunden, dass er aus einem anderen Land kam. Aber es würde genügen, wenn ein einziger Neugieriger misstrauisch wurde. An jenem ersten Abend im Gefängnis hatte Orris den Wachen befohlen, das verfilzte Haar des Fremden zu schneiden und seinen Bart zu stutzen. Aber selbst gewaschen und in sauberer Kleidung wirkte Baram irgendwie nicht ganz normal. In seinen Augen stand eine erschreckende Wildheit, und er bewegte sich ungelenk, wie ein Mann, der nicht an seinen eigenen Körper gewöhnt war. Wenn man außerdem noch berücksichtigte, dass der Falkenmagier nicht wusste, wie viel von der Sprache von Tobyn-Ser der Mann verstand oder sprach, dann war klar, dass es viel zu gefährlich sein würde, den Fremden Kontakt mit der Bevölkerung des Landes haben zu lassen. Dass sie selbst in den Nächten, in denen sie nicht versuchten weiterzumarschieren, keine Ruhe bekamen, trug ebenfalls nicht zur Verbesserung von Orris' Laune bei. Selbst als der Falkenmagier sich gestattete, ein paar Stunden zu schlafen, und sich darauf verließ, dass Anizir den Fremden bewachte, nahm seine Erschöpfung ständig zu. Er hatte keine Ahnung, wie es dem Fremden gelang, fast völlig ohne Schlaf auszukommen. Immer, wenn er Baram vor sich hergehen sah, fiel ihm auf, wie schwer die Schritte des Mannes waren und wie sehr er die Schultern hängen ließ, und Orris sagte sich, dass Baram einfach nicht so weitermachen konnte. Und jeden Abend bewies der Fremde ihm das Gegenteil. Er aß, was immer Orris ihm vorsetzte, setzte sich auf seine übliche Weise ans Feuer - die Knie an die Brust gezogen, die Arme fest um die Unterschenkel geschlungen - und fing an sich zu wiegen und zu rezitieren, den Blick misstrauisch auf Orris gerichtet.
    Inmitten einer dieser endlosen Nächte fiel Orris ein, dass Baram sich vielleicht aus dem gleichen Grund wach hielt wie er. Sicher gab es wenig zwischen ihnen, was zum Aufbau von Vertrauen beigetragen hätte. Wenn man Baden glauben wollte, verstand der Fremde die Sprache von Tobyn-Ser, aber Orris hatte keine direkten Beweise dafür erhalten. Von seiner Litanei einmal abgesehen, sagte Baram kaum etwas, und wenn, dann war es unweigerlich in seiner eigenen Sprache, die der Magier überhaupt nicht beherrschte. Ihre Kommunikation bestand vor allem aus Gesten, Kopfschütteln und Nicken. Wenn sie dabei sprachen, hatte der Tonfall viel mehr Bedeutung als die Worte selbst. Orris war ohnehin nie sonderlich gesprächig gewesen, aber nun stellte er fest, dass ihm Gespräche fehlten, nicht nur wegen der beunruhigenden Richtung, die seine Beziehung zu Baram genommen hatte, sondern einfach auch, weil er sich einsam fühlte. Irgendwie wusste er, dass Jaryd und Alayna das komisch gefunden hätten; sie beschwerten sich oft über seine Zurückhaltung. Aber er fand die Situation alles andere als erheiternd.
    Selbst wenn er über die derzeitigen Umstände nicht lachen konnte, war Orris die Ironie durchaus bewusst, so bitter sie auch sein mochte. Er war in Wasserbogen gewesen. Er hatte gesehen, was die Eindringlinge aus Lon-Ser der kleinen Stadt und ihren Bewohnern angetan hatten. Die quälenden Bilder von zerstören Häusern, vernichteten Ernten und verkohlten Leichen würde er nie wieder vergessen. Baram war selbstverständlich nicht dort gewesen - die beiden, die Wasserbogen zerstört hatten, waren tot, umgebracht von dem Verräter Sartol, damit sie ihn nicht verraten konnten. Aber Baram hatte ähnliche Dinge an anderen Orten getan, und wenn Theron, Phelan und die anderen Unbehausten nicht eingegriffen hätten, hätte er vermutlich noch viel Schlimmeres angerichtet.
    Trotz allem, was Orris von Baden erfahren hatte und trotz der verständlichen Gründe des Eulenmeisters, den Fremden am Leben zu lassen,

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