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Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser

Titel: Die Chroniken von Amarid 03 - Das dunkle Herz von Lon Ser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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wollte ein Teil von Orris immer noch, dass Baram eines langsamen, schmerzhaften Todes starb. Und stattdessen war er nun hier und brachte den Fremden zurück nach Lon-Ser, gab ihm zu essen und schützte ihn vor allem Schaden, den er durch die Hände von Rachsüchtigen erleiden könnte. »Mögen die Götter mir vergeben«, murmelte Orris einige Male in jenen ersten Tagen ihrer Reise.
    Am zwölften Abend, nachdem sie das Gefängnis hinter sich gelassen hatten, schlief Baram schließlich ein. Der Abend hatte begonnen wie jeder andere, aber diesmal war der Fremde inmitten seiner Litanei in tiefen Schlaf gesunken, der Kopf war ihm auf die Brust gesackt, und schließlich war er zur Seite gekippt. So war er den Rest der Nacht liegen geblieben und erwachte erst lange nach Sonnenaufgang am nächsten Morgen. Orris hatte in dieser Nacht ebenfalls geschlafen, und von diesen Zeitpunkt an wurde Barams Litanei eher ein Vorspiel zum Schlaf als ein Ersatz dafür.
    Sieben Tage später erreichten die Reisenden schließlich das Ende der Parnesheimberge und den tiefen Schatten von Tobyns Wald. Nun kamen sie schneller voran, und nicht nur, weil der Boden ebener war. Da Baram jetzt genug Schlaf bekam, sah Orris an der Art, wie er sich bewegte, und an der größeren Entfernung, die sie jeden Tag zurücklegten, dass er kräftiger wurde. Es besserte sich langsam, aber unmissverständlich, und obwohl Baram immer noch langsamer war als der Falkenmagier ohne ihn gewesen wäre, ließen Orris' Frustration und Ungeduld nach. Allerdings nur geringfügig. Obwohl sie nun schneller vorankamen, waren sie nach vier Wochen immer noch in Tobyns Wald. Wäre er alleine unterwegs gewesen, hätte Orris längst die Seeberge erreicht gehabt.
    Zum anderen tauchten weitere Probleme auf, nachdem sich das Schlafproblem gelöst hatte. Je mehr er sich an die Freiheit gewöhnte, desto unvorhersehbarer wurden Barams Reaktionen. Es war noch auf ihrem Weg durch den Gotteswald, als der Fremde begann, sich zu widersetzen, wenn Orris morgens weiterziehen wollte, indem er einfach nicht aufstand oder sehr langsam aß. Bald schon begann er, auch ihre kleinen Ruhepausen zu verlängern. Und während der Sommer weiterging und sie in die Smaragdhügel aufstiegen, wurde Barams Trotz ausgeprägter. Er wusste zwar, dass Orris die Lagerfeuer schnell wieder entfachen konnte, aber er mühte sich häufig, sie mit Wasser oder Erde zu löschen. Er goss absichtlich ihre Wasserrationen weg und kippte die Bratspieße ins Feuer.
    Trotz dieser Vorfälle, die weiter andauerten, als sie das Grasland erreichten, das die Hügel von der großen Wüste trennte, gelang es dem Magier, seinen Zorn zu beherrschen. Er begriff, dass Baram versuchte, Reaktionen zu provozieren, und war entschlossen, ihm keine zu liefern. An ihrem ersten Abend in der Wüste allerdings ging Baram zu weit. Es war ein langer, heißer Tag gewesen, der durch die wiederholten Verzögerungen, die der Fremde verursacht hatte, nicht einfacher geworden war. Sie hatten trotzdem eine große Strecke zurückgelegt, wenn auch immer noch nicht so viel, wie Orris gewollt hatte. Schließlich gab Orris im letzten Tageslicht Baram das Zeichen, dass sie Halt machen und ihr Lager am trägen Wasser des Langen Flusses aufschlagen sollten. Er schickte Anizir aus, um für ihr Abendessen zu jagen, und entzündete ein Feuer. Baram wirkte ungewöhnlich ruhig, und Orris nahm an, dass auch er von den Anstrengungen des Tages erschöpft war. Anizir kehrte bald mit einer großen Ente zurück, die Orris rasch vorbereitete und auf einen Spieß steckte. Er wandte dem Feuer den Rücken zu, um noch mehr Krüppelkieferäste zum Verbrennen zu sammeln, und sah erst, wie Baram auf die Flammen zurannte, als es schon zu spät war. Orris schrie ihm zu, er sollte aufhören, aber Baram achtete nicht auf ihn. Stattdessen trat er den Spieß vom Feuer weg, packte die halbgebratene Ente und warf sie in den Fluss. An jedem anderen Tag hätte Orris den Verlust seines Abendessens vielleicht besser verkraftet, aber nun explodierte sein Zorn so heftig, dass er ihn nicht mehr beherrschen konnte. Ohne nachzudenken, packte er Baram an der Schulter, riss ihn herum und versetzte dem Mann einen Faustschlag ins Gesicht. Der Fremde taumelte rückwärts und fiel auf den Rücken. Blut lief ihm aus der Nase.
    »Bastard!«, zischte Orris und beugte sich schwer atmend über ihn. Seine Hand schmerzte, aber das zeigte er nicht. »Ich habe genug von diesen Streichen! Hast du mich verstanden? Es

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