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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Orris und seine Macht hatte, buchstäblich getötet. Und dennoch hatte sie, gerade weil sie nun so viel mehr wusste, die Initiative verhindert und den Mann, der dafür verantwortlich war, umgebracht. Und das alles wegen Orris. Er hatte alles verändert. Sie schaute ihren Stab mit dem leuchtenden scharlachroten Kristall an und holte tief Luft.
    »Jibb versucht nur, auf dich aufzupassen«, sagte Orris, »und das kann nicht leicht sein.«
    Gegen ihren Willen musste sie lachen. »Nein, das ist es wohl nicht. Ich wünsche nur, er würde seine Arbeit weniger ernst nehmen.«
    »Das hat nichts mit Arbeit zu tun.«
    »Wie meinst du das?«, fragte sie. »Selbstverständlich hat es das.«
    Er lächelte auf seltsame Art. »Du siehst es wirklich nicht, wie?«
    »Ich sehe was nicht?«
    »Dass Jibb in dich verliebt ist.«
    Sie starrte ihn schweigend an. Noch vor ein paar Wochen hätte sie gelacht, aber angesichts von Jibbs seltsamem Verhalten in den letzten Tagen klang das, was der Zauberer sagte, ganz vernünftig. »Was soll ich tun?«, fragte sie.
    Orris zuckte die Achseln. »Folge deinem Herzen.« Sie schüttelte den Kopf. »Wenn ich meinem Herzen folge, werde ich in Tobyn-Ser enden.« Sie hielt inne. Die Worte waren ihr einfach so herausgerutscht. Dumme Kuh!, tobte sie innerlich. Sie hatte nun schon zweimal in kürzester Zeit etwas gesagt, ohne nachzudenken. Aber zumindest hatte sie diesmal niemandem wehgetan.
    »Ich gehöre nicht hierher, Melyor«, sagte Orris sanft. »Ebenso wenig, wie du in mein Land gehörst.«
    Sie nickte, aber sie konnte ihn immer noch nicht ansehen. Sie näherten sich dem Schutzsumpf. Es würde nun nicht mehr lange dauern. Melyor begann zu zittern.
    »Wirst du je hierher zurückkehren?«, fragte sie ihn impulsiv. »Ich weiß es nicht.« Er zeigte zum Nal. »Das hier ist ein ... schwieriger Ort. Ich gehöre nicht hierher«, sagte er abermals.
    »Es wird sich verändern«, erklärte sie überzeugt. »Ich werde es verändern.«
    Sie sahen einander an, und diesmal zwang sich Melyor, nicht wegzuschauen. Schließlich nickte er. »Ich glaube dir.« Sie hätte ihn beinahe gefragt, ob das nun bedeutete, dass er zurückkehren würde, aber sie bremste sich. Im Grunde wollte sie die Antwort lieber nicht wissen.
    Der Pilot landete den Transporter am Südrand des Sumpfes, nur ein paar hundert Schritte vom Waldrand entfernt. Melyor und der Zauberer stiegen aus und wurden sofort von Stechmücken belagert. Zumindest wird es ein schneller Abschied, dachte Melyor.
    »Leb wohl, Melyor«, sagte Orris und ergriff ihre Hand. »Ich werde dich nie vergessen.« Er zögerte, und dann lächelte er bedauernd. »Und wenn du es unbedingt wissen musst: Jibb ist nicht der Einzige, der dich liebt.«
    Es war erstaunlich, dass ein einziger Satz ihr so wehtun und sie gleichzeitig zum Lächeln bringen konnte. Es gab nichts mehr zu sagen. Sie trat einen Schritt vor, küsste ihn leicht auf die Lippen und versuchte sich dann loszureißen. Sie wollte sich in die Sicherheit des Transporters zurückziehen, aber Orris ließ ihre Hand nicht los. Widerstrebend sah sie ihn wieder an. Er war ernst geworden. »Sag Gwilyms Verwandten, dass es mir Leid tut und dass ich stolz bin, dass der Steinträger zu meinen Freunden zählte.« Sie nickte. »Das werde ich tun.«
    Nun ließ er ihre Hand los und ging davon, den Falken auf der Schulter, einen Rucksack voller Vorräte auf dem Rücken und den steinlosen Stab in der Hand. Melyor sah ihm nach, bis er die Bäume erreicht hatte. Dann stieg sie in den Transporter und befahl dem Piloten, sie zurück zum Hauptquartier zu bringen.
    Melyor und ihre Eskorte erreichten die erste gildriitische Siedlung vier Wochen später. Die Menschen dort beäugten sie und Jibbs Männer gleichzeitig erschrocken und fasziniert, aber niemand bezweifelte die Echtheit ihres Stabs. Sie zögerten allerdings, sie zu Gwilyms Siedlung weiterzuleiten. Das Oberhaupt des Dorfes, ein hoch gewachsener, weißhaariger Mann namens Oswin, der einen hellblauen Stein hatte, stellte ihr zahllose Fragen über Gwilym und darüber, was ihm zugestoßen war. Sie antwortete offen und ehrlich und hoffte, sein Misstrauen überwinden zu können, aber er und die Dorfbewohner, die bei dem Gespräch zuhörten, machten nicht den Eindruck, als ob sie ihr vertrauen wollten. Jahrhunderte der Verfolgung hatten ihren Preis, selbst hier oben im Dhaalmar-Gebirge.
    »Du bist also gekommen, um seinen Stein zurückzubringen?«, fragte Oswin nach einiger Zeit.
    »Nein«, sagte

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