Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
dann haben jene, die ihm geholfen haben, dasselbe getan, selbst wenn das nichts weiter bedeutet, als zu begreifen, was er vorhatte, und ihn nicht aufzuhalten. Und genau das hat Baden getan - und offenbar, so weh es mir tut, das festzustellen, auch Jaryd.«
»Was willst du damit andeuten, Erland?«, fragte Trahn streng. »Das Baden und Jaryd Verräter sind?«
Der Eulenmeister holte Luft und zupfte an seinem silbernen Bart. »Leider ja.«
»Das ist doch lächerlich!«, entgegnete Trahn. »Ich kenne niemanden, dem das Land mehr am Herzen liegt, als diese beiden!«
Erland nickte. »Ich habe eine solche Äußerung von dir erwartet, Trahn. Du und Baden, ihr seid sehr gute Freunde. Es fallt mir schwer zu glauben, dass er dir eine so wichtige Angelegenheit verschwiegen hat.«
»Ich nehme an, das bedeutet, dass du auch mich bei deiner Anklage mit einschließt, Erland«, sagte Alayna. Ihr zartes Gesicht war blass geworden, aber ihre Stimme war fest. »Wenn Trahns Freundschaft mit Baden ihn schuldig macht, dann gilt sicher auch dasselbe für meine Ehe mit Jaryd.«
»So ist es«, erklärte Erland sachlich.
»Und wo wird es aufhören?«, fragte Alayna. Sie zeigte auf die Frau, die neben ihr saß. »Neysa ist meine Freundin. Bedeutet das, dass sie ebenfalls schuldig ist? Ist jeder, der in dieser Angelegenheit anderer Meinung ist als du, ein Verräter, oder müssen sie außerdem auch Freunde von uns sein?«
»Ich habe noch kein Urteil abgegeben!«, fauchte der Eulenmeister.
»Du hast Jaryd und Baden des Verrats bezichtigt!«, erwiderte Alayna ebenso vehement.
»Sie haben zugegeben, dass sie Orris geholfen haben! Ich habe keinen Zweifel an ihrer Schuld! Was den Rest von euch angeht, so kann nur eine ausführliche Untersuchung feststellen, ob ihr ebenfalls schuldig seid.«
»Keiner hier ist ein Verräter!«, rief Jaryd. »Und das schließt Orris mit ein! Erkennt ihr das denn nicht? Er versucht, Tobyn-Ser zu retten und nicht das Land zu zerstören!« Er sah sich überall verzweifelt nach einem mitfühlenden Gesicht um. »Es könnte funktionieren«, fügte er beinahe flehentlich hinzu.
»Er hat bereits versagt!«, tobte Erland. »Wenn man Baden glauben darf, dann ist der Fremde weg! Er ist wieder frei! Er wird Orris nicht helfen können!«
Jaryd setzte zu einer Antwort an, aber es gab nicht viel, was er sagen konnte. Orris mochte immer noch Erfolg haben, aber Erland hatte Recht: Es würde ohne Barams Dazutun geschehen müssen. Es war kein Verrat, aber vielleicht war es ein Fehler gewesen, den Fremden zu befreien.
»Eulenmeister Erland«, meldete sich Sonel mit müder Stimme zu Wort, »wie sollen wir deiner Ansicht nach fortfahren? Du hast ein paar sehr ernste Anklagen ausgesprochen, und ich bin nicht vollkommen sicher, ob ich mit der Idee übereinstimme, dass Orris oder sonst jemand das Land verraten hat. Aber selbstverständlich geben dir die Regeln dieses Ordens das Recht, eine offizielle Ermittlung wegen solch wichtiger Angelegenheiten zu verlangen.«
»Eine Ermittlung genügt nicht!«, antwortete Erland. »Ich verlange, dass Jaryd und Baden offiziell des Verrats angeklagt werden!«
Trahn sprang auf. Er hatte die Fäuste geballt. »Du hast keinerlei Beweise für eine solche Anklage!«
»Sie geben zu, dass sie von Orris' Plänen wussten und ihn nicht aufgehalten haben! Jaryd behauptet sogar, ihn ermutigt zu haben! Das ist doch Beweis genug, oder?« Der Eulenmeister starrte Sonel trotzig an. »Du hast meine Forderung gehört, Eulenweise. Wirst du eine Verhandlung eröffnen?«
Sonel holte tief Luft. »Nein, Erland, das werde ich nicht.« »Das musst du aber!«, tobte der weißhaarige Eulenmeister. »Sie haben einem Feind des Landes zu fliehen gestattet! Sie haben Tobyn-Ser verraten!«
»Du hast keine ausreichenden Beweise vorgelegt, um deine Anklagen zu untermauern!«, entgegnete Sonel. »Ehe du das nicht tust, gibt es keine Verhandlung.«
Erland schwieg einige Zeit. Sein normalerweise rosiges Gesicht war gefährlich dunkel geworden, und er atmete schwer. »Ich hatte gehofft, dass es nicht so weit kommen würde, Eulenweise«, sagte er schließlich verbittert. »Aber ich glaube nicht, dass du geeignet bist, eine solche Entscheidung zu treffen. Ich muss verlangen, dass du für den Rest der Diskussion von deinem Amt zurücktrittst und die Führung der Ersten Toinan überlässt.«
Sonel starrte ihn ungläubig an. »Wie bitte?«
Arslan schüttelte den Kopf. »Jetzt bist du zu weit gegangen, Erfand.«
»Ach ja?«,
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