Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
gesagt, dass ich es wusste.« »Dann hast du gelogen!«, rief Jaryd und sprang auf. »Baden hat den Wärter angelogen, um Orris zu schützen. Er wusste nichts von Orris' Absichten.«
»Woher willst du das wissen?«, fragte Arslan skeptisch. »Weil ich derjenige war, der Baden gesagt hat, was Orris getan hatte.«
Arslan sprang ebenfalls auf. »Du hast es gewusst?«
»Ja. Ich habe mit Orris gesprochen, bevor er aufgebrochen ist.«
»Und du hast nicht versucht, ihn aufzuhalten?«, wollte Erland wissen.
»Nein. Tatsächlich habe ich ihn ermutigt zu gehen.«
»Wie bitte?«, riefen Arslan und Erfand gleichzeitig. Mehrere andere Magier sprangen ebenfalls auf und begannen, Jaryd anzuschreien, nannten ihn einen Verräter und Schlimmeres. Er schaute Alayna an, die ihn bereits ansah, mit einem leeren Ausdruck in den dunklen Augen.
»Warum hast du das getan, Jaryd?«, fragte Sonel. Ihre Worte durchdrangen den Lärm, obwohl sie nicht einmal laut gesprochen hatte. Sofort schwiegen die anderen. Er konnte ihre Blicke auf sich spüren, aber er sah nur die Weise an. Sie beobachtete ihn ungemein interessiert und, wie er glaubte, mit dem Hauch eines Lächelns auf den Lippen, als wüsste sie bereits, was er sagen würde. »Als Alayna und ich mit Theron gesprochen haben, sagte er uns, der Orden würde sich anpassen müssen, wenn er diesen Feind besiegen wollte. Und er erklärte, wenn wir nicht bereit wären, über unsere Küsten hinwegzuschauen, wären wir zum Scheitern verurteilt. >Die Welt hat sich verändert<«, zitierte Jaryd und hörte die Worte des Eulenmeisters in seinem Kopf dröhnen, während er sie gleichfalls laut aussprach, »>selbst wenn das in Tobyn-Ser nicht der Fall ist. Wenn ihr diese Veränderungen ignoriert, bringt ihr euch nur in Gefahr.<« Er hielt inne und ließ die Erinnerung an die Begegnung mit Theron über sich hinwegfluten wie einen Sommerregen. Es schien so lange her zu sein. »Ich glaube, Theron würde billigen, was Orris tut«, fuhr er dann fort. »Tatsächlich denke ich, das ist genau die Art von Aktion, die der Eulenmeister im Sinn hatte. Und das habe ich Orris auch gesagt, bevor er ging.«
Lange Zeit sagte niemand etwas, wie es immer geschah, wenn er oder Alayna von ihrer Begegnung mit Therons unbehaustem Geist sprachen. Selbst nach beinahe fünf Jahren schienen er und Alayna wegen dieser beiden Nächte im Hain und wegen des Stabs, den Jaryd von dem Eulenmeister als Zeichen seines guten Willens erhalten hatte, für die Magier immer noch etwas Besonderes zu sein. Jaryd hatte sich nie auf Theron berufen, nur um seine eigene Position zu verbessern oder um dem, was er sagte, mehr Gewicht zu verleihen. Aber nun war er zum ersten Mal erfreut, die Wirkung seiner Worte auf Erland, Arslan und die anderen zu sehen.
»Keiner von uns stellt die Weisheit des Eulenmeisters in Frage«, sagte Erland schließlich. »Und wir haben auch nicht vergessen, was wir dir und Alayna für das schuldig sind, was ihr bei eurer Begegnung mit ihm erreicht habt. Aber ich weigere mich anzunehmen, dass irgendetwas, was Theron euch gesagt hat, rechtfertigen könnte, was Orris getan hat - oder auch was du getan hast, als du ihn einfach gehen ließest. Du hast dich einer Entscheidung des Ordens widersetzt, was, wie wir alle wissen, Grund genug ist, um aus dieser Gemeinschaft ausgestoßen zu werden.«
»Wenn ich mich recht erinnere, Eulenweise«, rief Trahn, »gab es niemals eine offizielle Debatte und Abstimmung darüber, ob der Fremde nach Lon-Ser zurückgebracht werden sollte oder nicht. Die Diskussion wurde abgebrochen, bevor es zu einer Entscheidung kam. Es gab keine ausdrückliche Entscheidung des Ordens, gegen die man hätte verstoßen können.«
»Daran erinnere ich mich ebenfalls«, fügte Radomil hinzu. »Das ist nur im allerwörtlichsten Sinne wahr!«, widersprach Arslan. »Die Weise hat die Debatte abgeschlossen, nachdem klar war, dass die Mehrheit von uns nie zulassen würde, dass der Fremde sein Gefängnis verlässt.«
»Nein, Trahn«, warf Erland ein und schüttelte ernst den Kopf. »Du kannst dich oder deine Freunde nicht mit einer Formalität freisprechen. Wir haben es hier mit einer viel ernsteren Angelegenheit zu tun als einfach nur mit Trotz gegen den Orden.« Er hob die Stimme und sah sich noch einmal in der Halle um. »Wie ich schon zuvor gesagt habe, um Orris werden wir uns kümmern, wenn und falls er zurückkehrt, aber es gibt andere hier, über deren Taten wir sprechen müssen. Wenn Orris uns verraten hat,
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