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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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er, dass sie die Höhe verlassen hatten und in einer Gasse waren. »Wir haben den Rand des Nal erreicht, Steinträger«, sagte Melyor leise.
    Sie hatte dunkle Ringe unter den leuchtend grünen Augen und war bleich vor Erschöpfung. Aber sie lächelte, und Gwilym fragte sich kurz, worüber sie und der Zauberer wohl während der Nacht gesprochen hatten. Und bei diesem Gedanken bemerkte er erst, dass Orris nicht im Transporter war.
    »Er ist bei seinem Vogel«, sagte Melyor, als hätte sie seine Gedanken gelesen. »Es war Zeit für sie, wieder zu jagen.« Sie, wiederholte Gwilym in Gedanken. Nicht mehr »das Tier«.
    Melyor reichte ihm ein Stück weiches Brot und etwas von dem seltsam verarbeiteten Obst, an das er sich in den letzten Wochen gewöhnt hatte. »Ich dachte, du könntest Hunger haben«, sagte sie.
    »Danke.«
    »Der nächste Teil des Wegs wird ein wenig schwierig«, erklärte sie, während er aß. »Um das Nal zu verlassen, müssen wir an den SiHerr vorbeikommen. Normalerweise würden sie mich problemlos durchlassen. Mein Name würde genügen. Es könnte immer noch so sein, aber ich weiß es nicht mit Sicherheit. Es hängt davon ab, ob sie wissen, dass ich nicht mehr in Cedrychs Gunst stehe.«
    »Aber das ist kein Risiko, das du eingehen möchtest«, sagte Gwilym, der schon erriet, wohin all dies führen würde. »Nein.« Melyor wandte den Blick ab. Ihre Miene offenbarte wenig darüber, was sie dachte, aber in diesem Augenblick musste Gwilym daran denken, dass sie schrecklich jung für eine solch große Last war. »Es gibt nicht viele, vor denen ich mich furchte«, sagte sie schließlich. »Aber plötzlich ist es, als würden alle, die ich fürchte, mich jagen: Cedrych, die Klinge, die SiHerr.« Sie schüttelte den Kopf und schaute durch das Fenster zu Orris. Dann drehte sie sich wieder zu Gwilym um. »Die Sache ist: Ich bin nicht sicher, ob ich uns rausbringen kann. Ich habe getan, was ich konnte. Jetzt bist du dran.«
    Der Steinträger schluckte einen Bissen Brot herunter. »Aber ich weiß nicht, wo ich die Leute vom Netzwerk finden soll. Ich dachte, du könntest uns zu dieser Biegung im Fluss bringen, von der ich gestern Abend gesprochen habe.«
    »Wir sind ganz in der Nähe des Flusses.« Sie zeigte aus dem linken Fenster. »Er ist auf der anderen Seite dieser Häuser. Und die Grenze des Nal ist weniger als einen Block entfernt. Aber mehr kann ich nicht tun.«
    Der Steinträger holte tief Luft und rieb sich die Augen. Er war immer noch halb am Schlafen, und er war nicht sicher, ob er selbst zu seinen besten Zeiten hätte tun können, um was Melyor ihn gebeten hatte. Und dennoch, nachdem er so lange von anderen abhängig gewesen war - vom Netzwerk, von Melyor, von Orris -, wollte er es unbedingt versuchen. Im Dhaalmar-Gebirge war er ein Anführer; er war daran gewöhnt, dass sich andere an ihn wandten. Das hatte ihm gefehlt. Und Melyor bot ihm eine Chance, wieder eine solche Position einzunehmen. Ja, er würde sich wieder ans Netzwerk wenden, aber diesmal würde er es um seiner Begleiter willen tun.
    »Also gut«, sagte er schließlich. »Ich esse noch fertig, und dann machen wir uns auf den Weg.«
    Er war überrascht über ihren erleichterten Blick und ihr Lächeln. »Danke.«
    Als Gwilym und Orris' Falke ihre Mahlzeiten beendet hatten, kehrten die Reisenden in die unterirdischen Gänge zurück. Sofort konnte Gwilym den Fluss riechen, oder genauer gesagt die Feuchtigkeit in den Steintunneln, die vom Fluss herrührte. Es war ein Geruch, an den er sich von seiner Ankunft in Bragor-Nal her erinnerte.
    »Es gab einen Eingang zu diesen Gängen außerhalb der Mauer«, sagte der Steinträger leise. »Er befand sich etwa fünfzig Schritt westlich des Flusses.«
    »Also hier entlang«, erklärte Melyor und machte sich auf den Weg.
    Orris folgte ihr, und Gwilym ging hinter den beiden her und schüttelte den Kopf. Er war nicht gerne unter der Erde unterwegs. Schon hatte er jede Orientierung verloren; er hätte sie in die Gegenrichtung geführt.
    Sie waren noch nicht weit gekommen, als sie vor sich Stimmen hörten. Melyor zog sofort die Waffe, und Orris ging in Kampfstellung und streckte den Stab vor sich aus.
    »Es könnten Leute vom Netzwerk sein«, flüsterte der Steinträger.
    Melyor nickte. »Oder von den SiHerr«, antwortete sie ebenfalls im Flüsterton. »Oder Gesetzesbrecher.«
    »Und wie sollen wir das herausfinden?«
    Melyor flüsterte Orris etwas zu, und der Zauberer nickte und schloss die Augen. Sofort

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