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Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
plötzliches Dröhnen, das ihn seltsam an die Lawinen im Dhaalmar-Gebirge erinnerte. Einen Augenblick später holte Melyor sie ein, atemlos, aber lächelnd.
    »Ich habe den Eingang und die Treppe zerschossen«, erklärte sie, während sie die Waffe wieder einsteckte. »Bis sie an den Flammen meines Transporters und den Trümmern vorbeikommen, die die Tür blockieren, sollten wir weit genug weg sein, dass sie uns nicht mehr folgen können.« »Weißt du, wie wir mit dem Netzwerk Kontakt aufnehmen können?«, fragte Gwilym.
    »Du hast gesagt, das sollte ich dir überlassen!«, erwiderte sie zornig.
    »Sobald wir mit ihnen Kontakt haben, kümmere ich mich um alles«, versicherte ihr der Steinträger. »Sie werden uns helfen. Das verspreche ich. Aber ich weiß nicht, wo ich sie finden soll.«
    Melyor rieb sich die Stirn. »Ich auch nicht. Deshalb gibt es dieses Netzwerk ja.« Sie sah sich im Gang um. »Ich bin nicht mal vollkommen sicher, in welchem Bezirk wir hier sind. Ich denke, es ist der Dreiundzwanzigste, aber ich möchte es lieber nicht beschwören. Das Netzwerk hier zu finden ist so gut wie unmöglich.«
    »Aber du hast dich doch auch zuvor mit ihnen in Verbindung gesetzt«, erinnerte Gwilym sie. »Sie haben dir geholfen, Orris und mich zu finden.«
    »Ja, aber das war im Vierten, in meinem eigenen Bezirk! Wir sind hunderte von Blocks davon entfernt. Wir sind nicht mal mehr in Cedrychs Herrschaftsbereich. Außerdem haben selbst im Vierten die Kontaktleute des Netzwerks immer darauf bestanden, mich an einem öffentlichen Ort zu treffen, zu einem Transporter zu bringen und mir dann die Augen zu verbinden.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich hätte mich nie auf deine Idee einlassen dürfen.« »Ich bezweifle, dass du eine große Wahl hattest«, sagte Gwilym sanft. »Nach meiner Erfahrung sind diese Leute da oben nicht sonderlich flexibel.«
    Melyor lachte leise.
    Die drei kamen zu einer Abzweigung im Tunnel, und ohne lange zu zögern führte Melyor sie nach links.
    Der Steinträger sah sie neugierig an. »Wohin gehen wir?« »Nach Norden«, erklärte sie sachlich. »Wir können unterwegs nach Netzwerk-Leuten Ausschau halten, aber wir können uns dabei auch ruhig schon weiter in Richtung Oerella-Nal bewegen.«
    Sie gingen lange Zeit schweigend weiter, bogen hin und wieder ab und hielten sich im Allgemeinen bei Abzweigungen links. Aber sie begegneten niemandem. Melyor ging voraus und legte ein rasches Tempo vor; Gwilym spürte, dass sie kurz davor war, die Nerven zu verlieren. Und das konnte er ihr wirklich nicht übel nehmen. Ihm gefiel der Gedanke, unterirdisch bis zum Ende von Bragor-Nal zu wandern, auch nicht. Er hatte kaum ein Gefühl dafür, wie weit es sein würde, aber er erinnerte sich an seinen letzten Blick von der Höhe zu den Bergen und wie weit sie noch entfernt gewesen waren. Es würde wahrscheinlich mehrere Tage dauern. Vielleicht länger.
    »Das ist einfach lächerlich!«, brach Melyor schließlich das Schweigen. »Wir haben keine Zeit!« Sie schaute zurück zu Orris und dem Steinträger. »Wir haben es hier nicht mit einfachen Attentätern zu tun!«, sagte sie. »Das da war die Klinge. Diese Tunnel werden uns nicht lange schützen.« Sie schaute wieder nach vorn. »Selbst in Oerella-Nal werden wir vor ihm und seinen Leuten nicht sicher sein«, knurrte sie und sprach nun mehr mit sich selbst als mit den anderen. »Falls wir dort jemals hinkommen.«
    Während er ihr zuhörte, begriff Gwilym, dass sie in weniger als einem Tag von einer der mächtigsten Personen im Nal zu einer Ausgestoßenen geworden war, verfolgt von dieser gewalttätigen Kultur, zu der sie noch vor so kurzer Zeit gehört hatte. Sicher, sie hatte sich aus eigenem Entschluss auf die Seite des Zauberers gestellt, ebenso, wie Gwilym entschieden hatte, Hertha und sein Zuhause zu verlassen. Aber Gwilym würde, falls er überlebte, jederzeit ins Dhaalmar-Gebirge zurückkehren können. Er wusste, dass es Melyor viel schwerer fallen würde, ihre Stellung im Nal zurückzuerobern. Es kam ihm so vor, als hätte sie in atemberaubendem Tempo alles verloren. Als er das verstand, spürte Gwilym, wie seine eigene Ungeduld mit ihr schnell schwand, und er war nur noch zornig auf sich selbst, und Melyor tat ihm Leid.
    Er warf Orris einen Seitenblick zu und sah, dass der Zauberer ihn bereits beobachtete. Der große kräftige Mann nickte diskret zu Melyor hin und verzog leicht das Gesicht. Melyor hatte in Lonmir gesprochen, aber ihr Tonfall war ausdrucksvoll

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