Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes
reglos liegen. Klinge überschlug sich und kam schießend wieder auf die Beine, obwohl der Ärmel seines Mantels in Flammen stand.
Orris wehrte das Feuer des Attentäters erneut ab, und im nächsten Augenblick entsandte er seinen eigenen Flammenstrom auf Klinge. Der Attentäter hatte nicht die Zeit zu reagieren. Der Schuss traf ihn mitten in die Brust, riss ihn von den Beinen und ließ ihn in einem Wirbel von Feuer nach hinten stürzen.
Der Zauberer holte tief Luft, und sein Vogel, der während des Kampfs über ihnen gekreist hatte, landete wieder auf seiner Schulter. Gwilym seufzte, dann ging er zu Orris und legte dem großen, kräftigen Mann eine Hand auf die Schulter.
»Gut gemacht«, sagte er.
Der Zauberer schien ihn zu verstehen. Er nickte und lächelte, und dann sagte er mit ausgeprägtem Akzent in Lonmir: »Danke.«
Sie gingen zu Melyor und halfen ihr auf. Melyor schien immer noch betäubt zu sein, aber sie grinste Gwilym und den Zauberer an, als sie sie hochzogen. Ihre Brauen und ein paar Haarsträhnen waren von der Explosion versengt, und sie hatte sich die Stirn an Glassplittern aufgeschnitten. »Das waren gute Schüsse, Steinträger«, sagte sie.
»Danke«, erwiderte er verlegen und reichte ihr den Werfer. »Es ist leichter, einen Transporter zu treffen, der sich nicht bewegt.«
Melyor lachte und drehte sich um, um etwas zu Orris zu sagen. Gwilym hörte laute Stimmen, und als er in Richtung Palast schaute, sah er, dass eine große Anzahl Gardisten auf sie zurannte. Er hob die Hand und wollte ihnen etwas zurufen, aber in diesem Augenblick spürte er eine Explosion weiß glühenden Schmerzes im Hinterkopf und hörte im Geist ein Geräusch wie von einer Lawine in den Bergen.
Er bemerkte, dass er am Boden lag, mit dem Gesicht nach unten. An den Sturz erinnerte er sich nicht. Er spürte, wie er herumgedreht wurde, und dann sah er Orris und Melyor, die sich über ihn beugten. Melyors Lippen zitterten, und der Zauberer war bleich und hatte tränennasse Wangen. Der blonde Freund des Attentäters, dachte Gwilym. Klinges Freund. Er muss auf mich geschossen haben.
Mit einer Anstrengung, die so wehtat, dass ihm schwarz vor Augen wurde, drehte Gwilym sich um und schaute zu dem Mann, den er getötet hatte. Sein Stab war immer noch da, wie in seinem Traum, und stand ein wenig schräg. Aber der Stein war immer noch goldbraun. Ich bin nicht tot, sagte er sich. Noch nicht.
Dann wusste er es. Er verstand seinen Traum und was getan werden musste. Der Stein würde tatsächlich nicht ins Dhaalmar-Gebirge zurückkehren.
Er sah wieder Melyor an, und die Anstrengung ließ ihn keuchen. »Ist er tot?«, brachte er hervor, und er hoffte, Melyor würde wissen, wen er meinte.
Sie nickte. Tränen liefen ihr über die Wangen. Sie war so schön!
Er zwang sich, erneut zu sprechen. »Du musst etwas für mich tun.« Er schloss die Augen. Es tat so weh.
»Alles, was du willst«, hörte er sie schluchzen. Es schien aus großer Ferne zu kommen. Die Lawine donnerte immer noch durch seinen Kopf.
»Mein Stein.«
Er wartete, dann öffnete er wieder die Augen. Orris war weg, aber Melyor kniete immer noch neben ihm.
»Mein Stein«, sagte er noch einmal, diesmal drängender. »Orris holt ihn.«
Gwilym nickte und schluckte. Er hatte nicht die Kraft, sich zu entschuldigen. Wieder hoffte er, dass sie ihn verstand.
Orris kehrte einen Augenblick später mit Gwilyms Stab zurück, und er versuchte, ihn dem Steinträger in die Hände zu drücken. Aber Gwilym schüttelte unter Schmerzen den Kopf und sah Melyor an.
»Nein, er gehört dir«, flüsterte er.
Sie starrte ihn ungläubig an. »Nein«, sagte sie. »Nein. Dieser Stein gehört dir. Deinen Leuten.«
»Er gehört dir«, wiederholte er. Er versuchte, ihn ihr zu reichen, aber seine Hände waren dazu nicht mehr in der Lage.
Orris verstand, und er hielt Melyor den Stab hin und nickte. Widerstrebend, immer noch mit Tränen in den Augen, griff Melyor danach. Und sobald sie den Stab berührte, blitzte der Stein weiß und grell auf. Und als das Weiß verschwand, war der Stein nicht mehr braun. Er war scharlachrot. Gwilym hatte es gewusst. Genau wie er es in seinem Traum gesehen hatte.
»Er gehört dir«, sagte er ein letztes Mal.
Dann schloss er die Augen und stellte sich Hertha vor, und es schien beinahe, als teilten sich die Schmerzwellen, um sie durchzulassen. Sie kam auf der Wiese nahe der Siedlung auf ihn zu, ihr Haar wehte im Wind, und sie hatte dieses undurchschaubare Lächeln auf
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