Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes

Titel: Die Chroniken von Amarid 04 - Die Retterin des Landes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
reglos da, starrte geradeaus und hatte die Hände auf dem Tisch gefaltet. Zuerst sagte er nichts, und alle drei saßen angespannt da und schwiegen. Schließlich schaute er zu Shivohn, sprach aber den Herrscher von Stib-Nal an. »Ich verstehe, was du meinst, Marar. Und ich kann gut verstehen, wie beunruhigend all das für die Nachbarn von Bragor-Nal ist.« Er holte tief Luft. »Es könnte sein, dass Melyor die Wahrheit sagt«, gab er schließlich zu, »und dass das Schreiben der Eulenweisen tatsächlich auf Tatsachen beruhte. Cedrych ist ein schwieriger Mann und durchaus im Stande, ganz allein etwas so Ungeheuerliches zu tun.« »So viel ist klar«, bemerkte Shivohn eisig. Sie hatte nicht vor, auch nur einen Schritt zurückzuweichen. »Die Frage ist: Was wirst du dagegen unternehmen?«
    Durell lief rot an, und einen Augenblick befürchtete Shivohn, sie wäre zu weit gegangen. Aber als er wieder sprach, war sein Tonfall überraschend freundlich. »Cedrych hat seinen Herrschaftsbereich verloren. Ich hatte das ursprünglich als zeitweilige Maßnahme betrachtet, eine, die ihn vielleicht ein wenig Zurückhaltung lehren würde. Aber im Hinblick auf das, was ich heute über diese Tobyn-Ser- Initiative erfahren habe, denke ich, es wäre nur vernünftig, seine Entmachtung als dauerhaft zu betrachten. Ohne die Mittel, zu denen er als Oberlord Zugang hatte, wird er wohl nicht mehr in der Lage sein, seine Pläne fortzuführen.« Er betrachtete Shivohn forschend. »Wird das genügen, Herrscherin?«
    Selbstverständlich versuchte er nur, ihnen etwas vorzumachen. Shivohn war sicher, dass er schon seit einiger Zeit von der Initiative wusste. Sie konnte sich unmöglich vorstellen, dass es anders gewesen sein sollte. Aber sie wollte ihm diesen kleinen Sieg lassen. »Ja, Herrscher«, erwiderte sie also. »Das wird genügen.«
    Durell stand abrupt auf und ging zur Tür. »Gut«, sagte er über die Schulter hinweg. »Dann mache ich mich wieder auf den Weg nach Bragor-Nal.«
    Im nächsten Augenblick war er weg, und Shivohn und Marar blieben allein am Ratstisch zurück. Sie schauten einander an, und Marar lächelte dünn.
    »Ich denke, das ist recht gut gelaufen«, sagte er. »Findest du nicht auch?«
    Shivohn lachte laut, und dann sah sie ihren Mitherrscher mit neuer Hochachtung an. Vielleicht kannte er sich bei diesem Spiel besser aus, als sie gedacht hatte.
    Es war beinahe dunkel, als er mit seinem Gefolge zum Goldpalast zurückkehrte, und Durell war erschöpft. Ratssitzungen hatten in der letzten Zeit immer eine solche Wirkung auf ihn. Das lag nicht nur an dem weiten Weg, obwohl das schlimm genug war, selbst wenn man Lufttransporter benutzte, die die Reisezeit verkürzten. Shivohn schien dieser Tage trotziger denn je, und Marar hatte in den vergangenen Monaten eine unangenehme Neigung zur Unabhängigkeit an den Tag gelegt. Und heute hatte Bragor-Nal tatsächlich eine Abstimmung verloren. Sicher, die offiziellen Protokolle der Sitzung würden nichts darüber berichten. Es war keine offizielle Abstimmung gewesen. Absichtlich oder nicht, Shivohn hatte ihm zumindest diese Demütigung erspart. Aber die drei Herrscher würden die Wahrheit wissen: Wenn sie offiziell abgestimmt hätten, dann hätte Durell verloren.
    Und irgendwie musste Durell Cedrych nun beibringen, dass er niemals mehr Oberlord sein würde und dass er seine Initiative abbrechen musste. Der Herrscher erschauderte schon bei dem Gedanken daran. Er hatte Angst vor Cedrych. Das hätte er anderen gegenüber niemals zugegeben, obwohl offenbar klar war, dass Cedrych es wusste. Und wer konnte ihm das schon verdenken? Der Mann war brillant, furchtlos und verrückt - eine extrem gefährliche Kombination. Und Shivohn hatte Durell gezwungen, Cedrych seine Macht zu nehmen. Er wird mich umbringen, dachte der Herrscher, als er die Palasttreppe zu seinem Schlafzimmer hinaufging.
    Woraufhin eine Stimme in seinem Kopf antwortete: Nicht, wenn du ihn vorher umbringst. Er hielt einen Augenblick inne, den Fuß schon zur nächsten Stufe gehoben, und dachte darüber nach. Aber selbstverständlich. Klinge mochte tot sein, aber es gab noch Dutzende von Jägern in Bragor-Nal, und jeder von ihnen wäre entzückt, einen Auftrag vom Herrscher persönlich zu erhalten. Es fehlte Durell nicht an Mitteln. Er konnte sogar ein Kopfgeld auf Cedrych aussetzen und die Sache zu einem Wettbewerb machen: derjenige, der den Oberlord tötet, bekommt die Prämie. Lächelnd ging Durell weiter. Nun ging es ihm schon

Weitere Kostenlose Bücher