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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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erwartest du von mir? Wie soll ich dir jetzt helfen?«
    Premel zuckte die Achseln. »Einfach nur, indem du es weißt. Marar hat gedroht, mich zu verraten, wenn ich euch nicht beide töte. Nun, da du es weißt, hat seine Drohung keinen Wert mehr. In gewisser Weise bin ich bereits draußen.«
    »Außer, dass ich dich als Verräter hinrichten lassen könnte.«
    Er war mutig, das musste sie ihm lassen. Er wandte den Blick nicht ab. Er blinzelte nicht einmal. »Wenn du dich dafür entscheidest, werde ich mit Freude sterben. Zumindest bin ich derjenige, der es dir gesagt hat. Zumindest habe ich Marar nicht gewinnen lassen.«
    Sie lächelte. Dafür zu sorgen, dass Marar nicht gewann, war in letzter Zeit zu ihrem liebsten Hobby geworden. Das wollte sie ihm gerade sagen, als ein weiteres Klopfen an der Tür sie aufhielt.
    Premel starrte zur Tür und wurde bleich.
    »Wer ist da?«, fragte Melyor.
    »Ich bin es.« Jibbs Stimme.
    Sie stand auf. »Komm rein.« Die Tür ging auf, und der große kräftige Mann kam herein. Er hatte den Arm in einer
    Schlinge und trug zivile Kleidung: eine dunkle Hose, ein helles Hemd, weiche Lederschuhe. Er war blass, aber er lächelte. Und das Lächeln wurde zu einem breiten Grinsen, als er Premel sah.
    »Ich hatte gehofft, euch beide hier anzutreffen.«
    »Wie geht es dir?«, fragte sie besorgt.
    Er zuckte die Achseln und verzog dann das Gesicht. »Der Arzt meint, im Augenblick wäre alles in Ordnung. Er ist immer noch nicht sicher, ob die Schulter heilen wird, aber er sagt, es sieht jetzt besser aus, als er am Anfang glaubte. Dennoch, ich werde einige Zeit nicht arbeiten können.« Er wandte sich Premel zu. »Und ich denke, das macht dich vorübergehend zum Kommandanten der SiHerr.« Er grinste. »Wie hört sich das an, Oberst?«
    Premel senkte den Blick und leckte sich nervös die Lippen. Er schaute Melyor einen Moment lang an, beinahe flehentlich.
    »Nein«, sagte sie. »Das ist deine Geschichte.«
    »Was ist los?«, wollte Jibb wissen. »Was für eine Geschichte -« Er hielt inne und bemerkte zum ersten Mal, dass Melyor den Werfer in der Hand hatte. »Was ist hier los?« »Sag es ihm«, verlangte Melyor. »Du willst meine Hilfe? Dann sag es ihm zuerst.«
    Premel starrte sie einen Moment lang an, dann nickte er. »Er soll mir was sagen?« Jibbs Stimme war nun eisig, und er schaute von einem zum anderen.
    »Dass ich ein Verräter bin«, sagte Premel. »Dass Marar mich rekrutiert hat, um ihm beim Attentat auf die Herrscherin zu helfen. Dass ich dafür verantwortlich war, dass der Bombenleger überhaupt so nahe an den Goldpalast herangekommen ist.«
    Jibb starrte Premel an, als hätte der Gardist sich selbst auf irgendeine Weise verstümmelt, als hätte er sich einen Arm abgerissen und ihn auf den Boden geworfen. Nach langer Zeit wandte er sich an Melyor. »Sagt er die Wahrheit?« Sie nickte.
    Der General schaute Premel wieder an und ging einen ungelenken Schritt vorwärts, so dass er direkt vor dem Mann stand.
    »Steh auf«, befahl er.
    Premel warf Melyor einen Blick zu, dann tat er, was man ihm gesagt hatte. Als beide standen, war Premel ein wenig größer als Jibb, aber in diesem Augenblick schien der General der größere Mann zu sein. Sie standen einige Zeit lang da und starrten einander an. Und dann schlug Jibb zu, so schnell, dass Melyor zusammenzuckte.
    Premel taumelte rückwärts, fing sich aber rasch wieder. Ein leuchtend roter Fleck erschien beinahe sofort oben an seiner Wange. Einen Augenblick später schlug ihn Jibb abermals. Diesmal sank Premel auf die Knie. Er blutete aus dem Augenwinkel und musste mehrmals blinzeln, als versuche er, einen klaren Kopf zu bekommen. Aber nach ein paar Sekunden kam er auf die Beine und stand erneut vor Jibb. Und wieder schlug Jibb zu. Premel fiel zu Boden und blutete aus einer Risswunde am Wangenknochen. Er lag einen Moment lang reglos da, dann kämpfte er sich auf einen Ellbogen hoch.
    »Steh auf!«, sagte Jibb.
    Melyor bemerkte, dass sie zitterte, und verschränkte die Arme vor der Brust. »Jibb, das reicht jetzt.«
    »Steh auf!«, sagte er stattdessen zu Premel, ignorierte Melyor einfach und ballte abermals die Faust.
    »Ich sagte, das reicht, General!«
    Endlich sah Jibb sie an. »Du und ich, wir sind uns vor langer Zeit einig geworden, dass ich bei der Disziplinierung meiner Männer freie Hand habe.«
    Sie erinnerte sich. Es lag viele Jahre zurück. Sie hatten an dem Tag darüber gesprochen, als sie sich kennen gelernt hatten, als sie nur ein

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