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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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als ich mir je hätte vorstellen können -«
    »War es Marar? Hat er dich rekrutiert?«
    Premel schluckte. »Ja.«
    Melyor setzte sich auf die Schreibtischkante, schüttelte den Kopf und holte tief Luft. »Du hast mir immer noch nicht gesagt, warum«, sagte sie nach einiger Zeit.
    »Doch. Das Gold -«
    Sie brachte ihn mit einer abrupten Geste zum Schweigen. »Das meine ich nicht. Marar hat dir Gold angeboten, damit du ihm hilfst, mich zu töten, und du wolltest reich sein. Das verstehe ich. Was ich nicht verstehe, ist, wieso du wolltest, dass ich sterbe.« Einen Augenblick lang befürchtete sie in Tränen auszubrechen, aber dann schob sie ihre Gefühle beiseite. Das ist nicht der richtige Zeitpunkt, sagte sie sich. Später, wenn du allein bist. »Was habe ich dir getan?«, drängte sie weiter. »Ich habe dir Arbeit gegeben, als dich sonst keiner wollte, und dich mit mir in den Goldpalast genommen, als ich Herrscherin wurde.«
    Er wandte den Blick ab. »Es ist schwer zu erklären.« »Versuch es trotzdem.«
    Er rutschte auf dem Stuhl hin und her. »Als du Gildriitin wurdest -«
    »Ich war immer Gildriitin, Premel. Dass ich diesen Stab bekommen habe, hat nichts geändert. Ich habe nur allen erzählt, was ich schon lange wusste.«
    »Nein!«, sagte er. »Das stimmt nicht! Es hat dich verändert! Du hast versucht, das Nal zu etwas zu machen, was es nicht ist! Es war, als wolltest du, dass wir ein zweites Oerella-Nal werden.«
    »Wäre das denn so schlimm?«, fragte sie.
    Er starrte sie angewidert an. »Die Melyor i Lakin, der ich vor all diesen Jahren die Treue geschworen habe, hätte nicht einmal im Traum daran gedacht, eine solche Frage zu stellen.«
    Sie wollte widersprechen, aber dann hielt sie inne. Schließlich nickte sie. »Du hast Recht, das hätte sie nicht getan. Ich nehme an, ich habe mich verändert, und ich habe versucht, auch das Nal zu verändern.«
    »Es brauchte nicht verändert zu werden.«
    »Nein? Du hast heute erst wieder gesehen, was das bedeutet, Premel. Hat es dir gefallen? Wir haben fünf Männer verloren, und Jibb wäre beinahe der sechste gewesen. Wir haben drei von Tullis' Männern getötet, und ich kann noch nicht einmal zählen, wie viele bei dem Feuergefecht zwischen den Gesetzesbrechern umgekommen sind. Möchtest du wirklich so leben?«
    Er sah aus, als wollte er etwas sagen, aber Melyor ließ es nicht zu. »Was braucht es noch, Premel? Wie viele müssen noch sterben, bevor du dieser Veränderung eine Chance gibst? Oder geht es nicht um Zahlen? Hätte dich Jibbs Tod vielleicht überzeugt?«
    Seine Augen blitzten zornig, und einen Moment lang sah es so aus, als wollte er sie schlagen. Aber dann starrte er nur auf seine Hände nieder. »Ja«, sagte er leise.
    Sie hätte beinahe laut gelacht, obwohl sie nicht sagen konnte warum. »Na wunderbar«, erklärte sie schließlich kopfschüttelnd.
    Er schwieg, und sie blieben lange Zeit so sitzen. »Warum bist du also zu mir gekommen, Premel?«, fragte sie schließlich. »Du sagtest, du hättest großen Ärger und brauchtest meine Hilfe. Warum soll ich dir nach all dem helfen? Du hast all das Gold bekommen - warum kaufst du dich nicht einfach frei?«
    »So einfach ist das nicht. Ich sitze in der Falle. Diese ganze Sache ist außer Kontrolle geraten, und ich weiß nicht mehr, wie ich da rauskommen soll.«
    »Warum sollte mich das interessieren? Warum lass ich dich nicht einfach gehen und überlasse dich Marar?«
    »Wenn du mich gehen lässt«, sagte Premel bitter und blickte wieder auf, »wird Marar einen anderen finden. Ich bin nicht der Einzige in der SiHerr, der ihm auf solche Weise helfen will.«
    Melyor spürte einen Schmerz in der Brust, und zum zweiten Mal fürchtete sie, weinen zu müssen. Er hatte selbstverständlich Recht. »Also gut. Aber du hast mir immer noch nicht gesagt, wieso du hergekommen bist. Welchen Ärger hast du genau?«
    Premel zögerte, aber nur kurz. »Marar will, dass ich auch Jibb töte. Er sagt, wenn Jibb je erfahren sollte, dass er hinter deiner Ermordung steckt, wäre sein eigenes Leben in
    Gefahr. Jibb würde keine Ruhe geben, bis er dich gerächt hätte.« Wieder hielt er inne und starrte ihr weiterhin in die Augen. »Er hat Recht. Und das weißt du.«
    Sie nickte. Es klang tatsächlich alles ganz vernünftig. »Also hättest du mich töten lassen, wurdest aber zimperlich, als es darum ging, Jibb umzubringen?«
    Er wurde rot.
    »Schon gut«, sagte sie. »Du brauchst das nicht zu beantworten, aber sag mir eines: Was

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