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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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unerfahrener Nal-Lord gewesen war und er ein dreister Unabhängiger. Dies war die einzige Bedingung gewesen, die er gestellt hatte, als er zustimmte, für sie zu arbeiten. »Ja«, gab sie zu, »aber -«
    »Dann lass mich meine Arbeit machen!«
    »Nein, diesmal nicht.«
    Er setzte zum Widerspruch an, aber sie hielt ihn mit erhobenem Finger zurück. »Er hat versucht, mich umzubringen, Jibb. Marar hat ihn bezahlt, damit er mich umbringt.« »Ja! Und dafür verdient er Schläge! Er verdient den Tod!« »Mag sein«, sagte Melyor. »Aber jetzt noch nicht. Ich brauche ihn, um Marar in die Falle zu locken.«
    Jibb regte sich einige Zeit lang nicht und starrte ihr nur in die Augen. Schließlich seufzte er, und es sah aus, als sackte er ein wenig in sich zusammen. Er setzte sich auf den Stuhl, auf dem Premel noch ein paar Minuten zuvor gesessen hatte, und schließlich nickte er. »Also gut.«
    Premel setzte sich langsam hin und berührte vorsichtig den Schnitt an seinem Auge. »Wie soll das passieren?«, fragte er Melyor. »Ich tue alles, was du willst, aber was?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Ich weiß es noch nicht.« Sie hätte am liebsten einfach eine Armee über die Grünwasserberge geführt und Stib-Nal wie einen Käfer zerdrückt. Aber das Letzte, was sie wollte, war ein Krieg mit Oerella-Nal, und sie zweifelte nicht daran, wie Wiercia auf eine solche
    Aggression reagieren würde. »Ich weiß es noch nicht«, sagte sie erneut. »Aber mir wird schon etwas einfallen. So oder so, ich werde ihn vernichten.«
    Bei diesen Worten blickte Jibb auf, und er schaute so eifrig drein, wie Melyor es seit ihren Tagen in den Blocks nicht mehr gesehen hatte.

13
     
    T rotz der Sorgen meiner Mitmagier und deines Schweigens in der letzten Zeit bin ich weiterhin überzeugt, dass Lon-Ser keine Gefahr für unser Land darstellt. Ich glaube, dass Jaryds Adler gekommen ist, um uns gegen einen anderen Feind zu helfen. Aber wer kann das sein? Wenn die Götter einen Adler geschickt haben, muss es sich um einen Furcht erregenden Feind handeln. Viele im Orden haben spekuliert, dass ein Bürgerkrieg bevorsteht, ähnlich eurer Festigungszeit - ein Standpunkt, den das Auftauchen eines zweiten Adlers in Tobyn-Ser noch realistischer erscheinen lässt. Dieser Vogel hat sich an Cailin gebunden, die junge Frau aus der Liga, von der ich dir so viel erzählt habe. Noch nie zuvor gab es in unserem Land zwei Adlerweise. Die meisten können sich nicht einmal annähernd vorstellen, was das bedeuten könnte. Aber ich glaube, ich weiß es. Ich glaube, dass Tobyn-Ser einem so überwältigend mächtigen und zerstörerischen Feind gegenübersteht, dass die Götter beschlossen haben, ein Adler allein würde nicht genügen ... Wenn ich Recht habe, dann wird es wichtiger sein denn je, dass die Liga und der Orden zu einer Übereinkunft gelangen. Denn wenn die Magie sich einem solchen Feind nicht vereint stellt, kann kein Adler der Welt uns helfen.
    Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Frühling des Gottesjahres 4633
     
    Als Junge hatte Nodin zusammen mit seinem Onkel, einem Hausierer, den er sehr gern gemocht hatte, die Nordebene kreuz und quer durchreist. Sie waren überall gewesen, auch am Ostrand der Ebene, wo sie an Tobyns Wald grenzte, und nördlich des Dhaalismin. Nodin hatte diese Gegend als nicht anders als den Rest der Ebene in Erinnerung: bevölkert von schwer arbeitenden Bauern und begrenzt von niedrigen Hügeln und kleinen Gruppen windgepeitschter Eichen.
    Als er sich nun umsah, während die Sonne am westlichen Himmel auf die Gipfel des See-Gebirges zusank, dachte Nodin, dass diese Ebene immer noch ganz ähnlich aussah wie vor so vielen Jahren. Sie verfugte immer noch über eine subtile, verstörende Schönheit; hohes Gras schwankte im ununterbrochenen Wind, und kleine Dörfer mit ihren bescheidenen, niedrigen Häusern ragten hier und da über dem Grasmeer auf.
    Der Unterschied bestand darin, dass die Dörfer nun verlassen, die Häuser verfallen, die Felder vernachlässigt waren. Denn elf Jahre zuvor hatte hundert Meilen von hier ein Mann, der kurz davor stand, von den Magiern des Ordens getötet zu werden, sich selbst zum ungebundenen Magier gemacht und war daher einer der Unbehausten geworden, dazu verurteilt, auf ewig zusammen mit dem Geist seines ersten Vogels am Ort ihrer Bindung zu verweilen. Dieser Vorfall hatte schließlich die Menschen am Ostrand der Ebene aus ihren Häusern vertrieben. Denn

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