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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Alayna, die von Orris, Trahn, Mered und genügend anderen, und damit die Mehrzahl der Stimmen.«
    »Du weißt, dass es nicht so einfach ist. Wenn er sich mit einer zu knappen Mehrheit durchsetzt, wird er weitere Magier an die Liga verlieren. Er muss vorsichtig vorgehen. Er darf nichts übereilen.«
    Wieder schaute Baden in Richtung der Hügel. »Diesen Luxus kann er sich eigentlich nicht mehr leisten.« Sie nickte grimmig. »Du hast ja Recht.« Dann fügte sie ein wenig hoffnungsvoller hinzu: »Aber vielleicht geht es bei dem Ruf darum. Vielleicht hat er endlich die Unterstützung gefunden, die er braucht, um handeln zu können.« »Vielleicht«, sagte er, aber er konnte seinen Argwohn nicht verbergen.
    »Willst du mich etwa nur beruhigen?«, fragte sie lächelnd. Baden musste gegen seinen Willen lachen. »Ja, so ist es wohl.«
    »Weißt du nicht, dass es gegen Amarids Gesetze verstößt, so etwas mit einer ehemaligen Eulenweisen zu machen?« »Nein, das wusste ich nicht«, sagte Baden und zog die Brauen hoch.
    »Nun, es ist eines seiner weniger bekannten Gesetze«, erklärte sie leichthin. »Man hört nicht so viel davon, weil es nicht viele von uns gibt.«
    Er grinste angesichts ihrer Worte. Es gab nur eine von ihnen. Sonel hatte ihre Eule vor vier Jahren verloren und war den Regeln des Ordens gemäß gezwungen gewesen, ihre Position aufzugeben. Die vorhergehenden vier Weisen waren während ihrer Amtszeit gestorben, darunter auch Badens alte Freundin Jessamyn, Sonels direkte Vorgängerin, die von dem Abtrünnigen Sartol bei Therons Hain getötet worden war.
    Daher war Sonel eine Seltenheit: eine lebende ehemalige Eulenweise. Sie und Baden hatten oft darüber gesprochen, wie gut es gewesen war, dass Radomil ihr Nachfolger geworden war, ein Mann, dessen Bescheidenheit und Mangel an Ehrgeiz es ihm erlaubten, Sonel als Freundin und Beraterin und nicht als Gefahr für seine Autorität zu betrachten. Denn inzwischen hatte sie sich wieder gebunden, und theoretisch hätte sie nichts davon abhalten können, sich wieder zur Wahl zu stellen, falls Radomil seinen Vogel verlor oder starb. Sie behauptete, kein Interesse daran zu haben, jemals wieder in diesem Amt in die Große Halle zurückzukehren, und sie hatte Radomil keinen Grund gegeben, ihre Worte anzuzweifeln. Aber ein anderer Weiser hätte diese Behauptung vielleicht als heuchlerisch betrachtet und ihre Unterstützung für einen Versuch gehalten, sich Vorteile zu verschaffen.
    »Komm doch ins Haus«, bat Sonel. »Es ist schon spät, und wir haben einen langen Tag vor uns.«
    »Ich komme in einer Minute.« Er drücke kurz ihren Arm. Sie lächelte traurig und nickte. Sie kannte ihn lange genug, um seine Stimmung einschätzen zu können. Wenn er jetzt schon mit hereingekommen wäre, hätte er ohnehin nicht schlafen können.
    »Bleib nicht zu lange wach«, rief sie ihm über die Schulter zu.
    »Bestimmt nicht.«
    Einen Augenblick später hörte er wieder, wie die Tür geöffnet und dann geschlossen wurde, und er spähte abermals zu den Hügeln. Er tastete im Geist nach Golivas und stellte fest, dass sie an ihrem üblichen Platz saß und schlief: auf dem obersten Regalbrett in der Küche. Sie schlief dieser Tage mehr und mehr. Die weiße Eule war nun seit über zehn Jahren bei ihm, und wahrscheinlich hatte sie nicht mehr allzu viele Versammlungen vor sich.
    Und wie viele Versammlungen bleiben dir noch, Magier?, fragte er sich und spähte zu den Sternen hinauf. Ein kalter Wind bewegte die kahlen Zweige, und Baden erschauderte. Er fühlte sich nicht alt, obwohl er wusste, dass er zu den ältesten Ordensmitgliedern zählte. Trotz der Kälte hatten er und Sonel vor, zu Fuß zur Versammlung zu gehen, wie sie es immer taten. Und obwohl er kein Wandermagier mehr war, legte er im Sommer weite Entfernungen zurück, nicht nur in den Hügeln und dem größten Teil von Tobyns Wald, sondern auch auf der Nordebene, wo er immer noch viele Freunde hatte.
    Aber obwohl er noch jugendlich für sein Alter war, war er nicht dumm genug, sich einzubilden, dass er ewig leben würde. Und mehr als alles andere wollte er vor seinem Tod erleben, dass der Orden wieder seinen angestammten Platz als einzige Vereinigung von Magiern und Meistern im Land einnahm. Er hatte vielen seiner Freunde im Orden von diesem Wunsch erzählt und immer darauf geachtet, dabei nicht zu ernst zu wirken. Aber er hatte genug Städte mit blauen Fahnen über Wohnhäusern und Läden gesehen, um zu wissen, dass - selbst wenn die

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