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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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Handelsbeziehungen zufrieden seid, die sich in den vergangenen Jahren zwischen unseren Ländern entwickelt haben. Ich wünschte, ich könnte mich dieser Begeisterung anschließen. Tatsache ist allerdings, dass diese Beziehungen für unser Volk, unser Land und unsere Kultur auch unbeabsichtigte und nach meiner Ansicht unangenehme Folgen hatten. Selbst unsere Sprache hat sich verändert. Ich hatte das Wort »transishtmisch« bis vor ein paar Wochen noch nie gehört, und es klingt immer noch fremd für mich. Und außerdem beschreibt es nicht einmal genau das Wesen unserer Handelsbeziehungen, da für den Transport der Waren zwischen Tobyn-Ser und Lon-Ser überwiegend Schiffe eingesetzt werden und nur wenig Handel über den Isthmus, über die Landenge, stattfindet. Dennoch scheint sich der Begriff durchzusetzen, und meine Verwirrung wird jeden Tag größer.
    Zweifellos lachst du nun über mich und meine Unfähigkeit, mich solchen Veränderungen anzupassen. Und ich muss sagen, dein Lachen ist trotz allem etwas, das ich nur zu gerne wieder einmal hören würde. Ich kann allerdings an dieser neuen Welt, an deren Schöpfung ich beteiligt war, nichts Erheiterndes finden. Ich fürchte, dass die Werkzeuge und Geräte, die ihr uns schickt, uns vielleicht helfen, Zeit und Mühe zu sparen, wie du immer behauptest, aber sie bringen meinem Land auch große Schwierigkeiten. Falkenmagier Orris an Melyor i Lakin, Herrscherin und Steinträgerin von Bragor-Nal, im Winter des Gottesjahres 4633
     
    Baden stand in der Tür des kleinen Hauses und schaute in die Nacht hinaus. Als er und Sonel vor vier Jahren hierher gekommen waren, hatte man von der Schwelle aus nichts weiter sehen können als den kleinen Garten, den sie dem Gotteswald abgerungen hatten, und die Ulmen und Ahornbäume, die um ihn her wuchsen. Im Sommer war das auch jetzt noch so. Aber die Waldarbeiter hatten große Teile des Waldes abgeholzt, und es war nur ein Netz breiter Straßen geblieben, die dem Abtransport des Holzes dienten. Das ganze Wesen von Tobyns Wald war zerstört. In diesem Winter konnte Baden an klaren Tagen von seiner Schwelle aus durch die kahlen Bäume hindurch die Smaragdhügel sehen. Oder genauer gesagt konnte er Feuer auf den Hügelkuppen erkennen, wo einmal Wälder die Hügel bedeckt hatten.
    Er war müde, und er spürte, wie die kalte Luft wie eine eisige Hand in seinen Umhang griff, aber er konnte den Blick nicht von diesen weit entfernten Feuern abwenden. Er hörte, wie die Tür hinter ihm geöffnet und wieder geschlossen wurde, und einen Augenblick später spürte er Sonels Hand auf seinem Rücken.
    »Sehnst du dich wieder nach deiner Zeit als Wandermagier?«, fragte sie und stellte sich neben ihn.
    Als er sie ansah, bemerkte er, dass ein Lächeln ihre Mundwinkel umspielte. Sie hatte mehr Falten als noch vor ein paar Jahren, und in ihrem weizenfarbenen Haar gab es breite Silbersträhnen, die im Mondlicht schimmerten. Aber sie sah auch immer noch so aus, wie er sie von ihrer ersten Begegnung vor so vielen Jahren in Erinnerung hatte: aufrechte Haltung, jugendliches ovales Gesicht und diese verblüffend grünen Augen. Sie anzusehen bewirkte, dass er sich alt und unbeholfen fühlte, und nicht zum ersten Mal fragte er sich, wieso sie ihn immer noch liebte.
    »Kaum«, antwortete er schließlich und legte ihr den Arm um die Schultern.
    »Was macht dich denn sonst so nachdenklich?«
    Er zuckte die Achseln. »Ich sehe mir nur die Feuer an.« Sie schaute zu den Hügeln und verzog das Gesicht. »Es sind jetzt so viele, und es kommt mir vor, als würden es jede Nacht mehr.«
    Baden nickte. »So ist es auch.«
    »Das muss einfach Grenzen haben, Baden«, versicherte sie ihm und begann damit erneut ein Gespräch, das sie in den vergangenen Monaten schon häufig geführt hatten. »Den Tempeln gehört nicht alles Land in den Hügeln.«
    »Aber es sind nicht mehr ausschließlich die Tempel«, erwiderte er in schärferem Tonfall, als er vorgehabt hatte. »Sicher, sie waren die Ersten, und ihnen gehört immer noch mehr Land als allen anderen. Aber viele andere Landbesitzer haben jetzt ebenfalls mit dem Abholzen begonnen.« »Ich weiß«, sagte sie leise.
    »Entschuldige, Sonel«, flüsterte er und küsste sie auf die Stirn. »Ich wünschte nur, Radomil würde etwas dagegen unternehmen.«
    »Er kann nicht allein handeln, Baden. Er braucht die Unterstützung des Ordens.«
    »Die hat er doch!«, sagte Baden kopfschüttelnd. »Er hat unsere Unterstützung, die von Jaryd und

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