Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
Vom Netzwerk:
schickte. Der Stab mit dem meergrünen Ceryll flog dabei ein paar Schritte weit ins Unterholz. Orris ließ seinen eigenen Stab ebenfalls fallen, packte den Mann am Kragen seines blauen Umhangs und versetzte ihm einen Kinnhaken.
    Dann hob er seinen Stab wieder auf und richtete ihn auf seinen Gegner, wobei er den bernsteinfarbenen Ceryll drohend blitzen ließ.
    »Ich ... ich dachte, du hättest einen Eid geschworen!«, sagte der Ligamann und starrte den hell leuchtenden Stein ängstlich an. Ein kleines Blutrinnsal lief ihm aus dem Mundwinkel in seinen Bart.
    »Mein Eid verpflichtet mich nicht, solche wie dich zu dulden!«, knurrte Orris.
    Der Falke des Mannes schrie ängstlich auf, und Kryssan reagierte mit einem Zischen, das den kleineren Vogel zum Schweigen brachte.
    »Sie haben alle gesagt, du würdest nicht kämpfen! Du kämpfst nie!«
    »Und deshalb glaubst du, du kannst mit mir machen, was du willst?«, fragte Orris wütend. »Und mich umbringen?
    Gibt dir das das Recht, mich einen Verräter und Feigling zu nennen?«
    »Nein, Magier!«, sagt der Mann trotz seiner offensichtlichen Angst. »Diese Bezeichnungen hast du dir schon vor langer Zeit verdient!«
    Orris schnaubte zornig und brachte seinen Ceryll näher an das Gesicht des Mannes heran. Der Magier zuckte zusammen und schloss einen Moment lang die Augen. Aber dann öffnete er sie wieder und begegnete Orris' Blick.
    »Du hast wirklich Mut!«, gab Orris widerstrebend zu. »Wenn du einmal deinen Kindern diese Geschichte erzählst, kannst du ihnen sagen, dass es neben vielen anderen Dingen dieser Mut war, der dazu geführt hat, dass ich dich verschont habe.«
    Er wollte sich gerade abwenden, als der Ligamagier ihm vor die Füße spuckte.
    »Du hattest sowieso nie vor, mich umzubringen«, sagte der Mann höhnisch. »Das traust du dich nicht.«
    Nun hätte Orris ihn beinahe wirklich getötet. Er beugte sich vor, legte dem anderen den Ceryll an die Kehle und fletschte die Zähne zu einem boshaften Grinsen. Aber genau in diesem Augenblick, noch während er im Geist nach Kryssan tastete, um von ihr die Macht für den tödlichen Schlag zu beziehen, sah er etwas, das ihn innehalten ließ. Sein Ceryll hatte begonnen zu blinken. Einen einzigen betäubenden Augenblick lang dachte er, es sei ein Zeichen von Amarid selbst, ein Appell, das Leben des Mannes zu verschonen. Aber dann begriff er. Jemand hatte den Rufstein aktiviert.
    Der Ligamagier starrte Orris' Ceryll staunend an. »Was hat das zu bedeuten?«, flüsterte er.
    »Das weißt du nicht?«
    »Ich bin neu in der Liga«, gab der Mann zu. »Ich habe so etwas noch nie gesehen.«
    Orris lachte und schüttelte den Kopf. »Geh nach Hause und frag deine Lehrer«, sagte er zu dem Mann. »Sie werden dir sagen, was es bedeutet. Ich kann dir jetzt schon versprechen, dass sie über nichts anderes reden werden.« Er wollte weitergehen, aber dann blieb er noch einmal stehen, drehte sich um und kehrte zu dem Mann zurück, der immer noch am Boden saß.
    »Und sag ihnen noch etwas: Du warst der Letzte.« Der Magier sah ihn fragend an. »Der Letzte was?«
    »Der Letzte, der es überlebt hat. Der nächste Magier, den sie gegen mich ausschicken, wird sterben. Das schwöre ich in Amarids Namen.«
    Der Mann öffnete den Mund zu einer bissigen Antwort, aber Orris hielt ihn mit erhobener Hand und stählernem Blick zurück.
    »Kein Wort! Ich habe beschlossen, dass du mein Bote sein wirst, aber deine Leiche würde die Botschaft ebenso wirkungsvoll übermitteln.«
    Der Magier starrte ihn schweigend an. Schließlich nickte er. Orris drehte sich um und ging davon.
    Kryssan flog auf seine Schulter, aber sie schaute sich immer wieder nach dem Ligamagier und seinem Falken um, während Orris weiter durch den Wald nach Norden wanderte. Keine Sorge, versuchte er sie zu beruhigen. Er wird uns nicht folgen. Wir werden es vielleicht noch mit anderen zu tun bekommen, aber von diesem Jungen haben wir nichts mehr zu befürchten, jedenfalls nicht heute Nacht.
    Er sah seinen Kristall an. Der Ceryll blinkte nun in dem stetigen Rhythmus, der alle Magier des Ordens zur Großen Halle rief. Etwas Wichtiges musste geschehen sein. Bei diesem Gedanken sah er plötzlich Jaryd und Alayna vor sich, und selbstverständlich auch Myn. Er lächelte. Zumindest würde er die drei bald wiedersehen. Ganz gleich, welcher Krise der Orden gegenüberstehen mochte, auf das Wiedersehen freute er sich.

3
     
    E s freut mich zu hören, dass ihr beide, Shivohn und du, mit den

Weitere Kostenlose Bücher