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Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise

Titel: Die Chroniken von Amarid 05 - Der Adlerweise Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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freien Magier sich selbst nannten, lange Zeit an einem Platz verweilen. Und da ihre Cerylle in Antwort auf den Ruf des Eulenweisen blinkten, wussten Tammen und ihre Begleiter, dass sie sich nicht mehr lange in Prannai aufhalten konnten. Irgendetwas war geschehen, und Tammen war überzeugt, dass die Bewegung bei den Veränderungen, die in Tobyn-Ser geschahen, eine Rolle spielen würde. Zum Glück bezweifelte sie nicht mehr, dass Maira und ihre Dorfleute den Kampf weiterführen würden, sobald sie und die anderen Magier weg waren. Die Waffen der Leibwachen des Hüters machten ihnen selbstverständlich immer noch Angst, und es half auch nicht gerade, dass Padgett die Anzahl der bewaffneten Wachen, die seine Holzfäller begleiteten, von sieben auf vierzehn erhöht hatte. Aber selbst er konnte nicht rückgängig machen, was in diesen sechs Tagen geschehen war. Hier in Prannai hatte die Volksbewegung Fuß gefasst.
    Ein Teil von Tammen fragte sich, ob Padgett wohl seinen Leuten erlauben würde, die Waffen zu benutzen, sobald die Magier weg waren. Aber solche Sorgen waren, wie Tammen glaubte, unwichtig. Nach ihrer Ansicht waren die freien Magier dafür verantwortlich, die Volksbewegung in die Dörfer und Städte von Tobyn-Ser zu bringen. Es fiel ihr und ihren Freunden zu, die Menschen zu organisieren und ihren Glauben daran zu stärken, dass sie die zerstörerischen Veränderungen, die überall rings um sie stattfanden, beenden konnten. Aber sobald die Umhanglosen dies getan hatten, war es an den Bürgern selbst, die Bewegung aufrechtzuerhalten, selbst wenn das bedeutete, ihr Leben aufs Spiel zu setzen. Sie befanden sich in gewissem Sinn in einem Krieg um die Zukunft des Landes. Sie mussten damit rechnen, dass es Opfer geben würde. »Er kommt«, sagte Nodin leise.
    Sofort schaute Tammen zum Tempel und sah, wie der Hüter auf sie zustapfte, das Silbergewand im leichten Wind raschelnd, sein rundes Gesicht rosig unter dem stahlgrauen Haar.
    »Er sieht seltsam aus«, flüsterte Henryk. »Irgendetwas ist geschehen.«
    Tammen hörte die Anspannung in seinen Worten, und einen Augenblick lang fürchtete sie, lachen zu müssen. »Er sieht geschlagen aus«, sagte sie. »Er weiß, dass wir gesiegt haben.«
    »Mag sein«, erwiderte Nodin vorsichtig. »Ich bin der gleichen Ansicht wie Henryk: Er sieht anders aus. Aber ich bin mir über den Grund nicht sicher.«
    »Wenn ich es dir doch sage!« Tammen schüttelte den Kopf. Sie wusste, dass Nodin sich für einen recht bedeutenden Mann unter den freien Magiern hielt; zweifellos sah er sich als das Oberhaupt ihrer kleinen Gruppe, und Henryk behandelte ihn auch entsprechend. Aber trotz seines Herumstolzierens war der hoch gewachsene Magier weder mutig noch besonders tapfer. Er war recht klug, das musste Tammen zugeben, aber wenn sie nicht gewesen wäre, hätte er nach der Begegnung mit den beiden Eulenmeistern aufgegeben. Und selbst dann hatte er nur auf sie gehört, weil er halb in sie verliebt war.
    »Du hast gehört, was Baden über diese Waffen gesagt hat!«, hatte er eingewandt. »Es könnte sein, dass es zu Blutvergießen kommt!«
    »Er hat versucht, uns Angst einzujagen«, hatte Tammen erwidert. »Er wollte, dass wir gehen. Und außerdem hat er gesagt, wir könnten ihr Feuer abblocken.«
    »Für einige Zeit«, hatte Nodin gesagt. »Aber nicht für immer.«
    Sie war in diesem Augenblick kurz davor gewesen, sich angewidert abzuwenden und einfach allein weiterzumachen. Sie brauchte Nodin und Henryk nicht. Wenn die beiden tatsächlich glaubten, die Bewegung auf diese Weise weiter ausbreiten zu können, dann wollte Tammen nichts mit ihnen zu tun haben. Aber am Ende kam sie zu der Ansicht, dass drei Magier mehr erreichen konnten als einer, und obwohl sie den größten Teil dieses Abends brauchte, gelang es ihr schließlich, die beiden anderen zu überzeugen, dass sie noch ein paar Tage in Prannai bleiben sollten. Der Erfolg, den sie seitdem gehabt hatten, schien zu beweisen, dass sie Recht gehabt hatte. Wieder einmal.
    Als nun Padgett zu einem weiteren Tag der Konfrontation auf sie zukam, musste Tammen unwillkürlich wieder an ihre erste Begegnung denken. Der Hüter war an diesem Tag so selbstzufrieden gewesen, als hielte er selbst eine dieser Waffen in der Hand. Ihn nun zu sehen, sein fleischiges Gesicht rot und fleckig in der Morgensonne, bewirkte, dass sie sich ungemein freute. Das hier ist unser erster Sieg, begriff sie, und ein Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus. Die Bewegung

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