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Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn

Titel: Die Chroniken von Amarid 06 - Der Friede von Lon-Tobyn Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David B. Coe
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ihren langen Ritt zurück nach Amarid.
    Es gab so viele, die vor ihr gehen müssten. Sie war eine der neuesten, und obwohl Sartol sie kannte und hasste, wie er alle anderen hasste, war sie verglichen mit den übrigen unbedeutend. Phelan war selbstverständlich der Erste; Sartol hätte es nicht anders haben wollen. Und der Verräter schien sich an Peredurs Leid zu weiden. Aber obwohl er sich als Erstes an den anderen rächte, zweifelte Rhonwen nicht daran, dass auch ihre Zeit kommen würde. Sie musste nur warten.
    Sie war wieder an ihrem Bindungsort. Es war Nacht, und sie konnte Tobyns Wald sehen. Sie konnte in der Ferne das Rauschen des Vier-Fälle-Flusses und den Ruf einer Eule hören. Wenn sie sich sehr anstrengte, konnte sie sich die Berührung eines kühlen Frühlingswindes auf der Haut vorstellen. Aber sie konnte sich nicht bewegen und nicht sprechen. Soweit sie Sartol und das, was er tat, verstand, wusste sie, dass er immer nur einen Einzelnen von ihnen bei einem Angriff führen konnte, aber zumindest konnte er die anderen an Ort und Stelle verharren lassen, damit sie niemanden warnten. Und genau das tat er jetzt mit ihr. Sie hatte einmal die Existenz der Unbehausten damit verglichen, in ihrem eigenen Ceryll gefangen zu sein, als wären der Kristall und sein Licht eine Gefängniszelle. Aber nie war dieses Bild so angemessen gewesen. Bloß, dass sie sich jetzt nicht nur innerhalb des Kristalls befand, sondern darin bewegungsunfähig feststeckte wie eine frühe Blüte im Eis eines spätwinterlichen Unwetters. Sie war vollkommen hilflos.
    Es war jedoch noch schlimmer als das. Denn obwohl sie nichts tun konnte, konnte sie alles sehen. Alles, was ihre Mitgeister sahen, alles, was Sartol sah, wurde auch zu ihr gesandt. Als Phelan das Fischerdorf angriff, das einmal sein Zuhause gewesen war, Häuser niederbrannte und Menschen tötete, hatte sie das Gefühl, selbst an seiner Stelle zu sein. Und als Phelan sein Zerstörungswerk beendet hatte, fand sie sich an einer anderen Stelle von Tobyns Wald wieder und sah zu, wie Peredur die Dörfer in der Nähe seines Bindungsortes zerstörte. Danach war sie auf der Nordebene im Kopf eines anderen Geistes und dann in den Smaragdhügeln. So ging es die ganze Nacht weiter, aber die Visionen waren beinahe dieselben. Menschen starben, Häuser brannten, und für all das waren die Unbehausten verantwortlich.
    Sartol benutzte sie in dieser ersten Nacht nicht, und als es schließlich Tag wurde und sie nichts mehr sehen konnte, wusste sie, dass sie nun ein paar Stunden in Sicherheit sein würde. Sartol hatte Therons Fluch zu seinem eigenen Zweck genutzt, aber er konnte ihn nicht so stark verändern. Er hätte sie vielleicht zwingen können, während des Tages anzugreifen, aber er wäre dabei ebenso blind gewesen wie sie. Also ließ er sie und die anderen einfach an Ort und Stelle verharren und wartete bis zum Anbruch der Dunkelheit, um seinen Krieg weiterzuführen. Selbst als es schließlich dunkel wurde, war Rhonwen immer noch nicht dran. Es gab so viele von ihnen im ganzen Land, und Rhonwen hatte ihm im Leben nichts bedeutet. Sie war noch nicht einmal Schülerin gewesen, als er starb.
    Dennoch, am Ende kam er auch zu ihr. Im einen Augenblick war sie noch allein und unfähig, sich zu bewegen, im nächsten marschierte sie los. Und Sartols Stimme erklang in ihrem Kopf.
    »Jetzt bist du dran, Magierin«, erklärte er spöttisch.
    Ich werde gegen dich ankämpfen. Du wirst mich zwingen müssen.
    Lachen erfüllte ihren Geist, hallte wider wie Donner im Gebirge, bis sie fürchtete, schreien zu müssen.
    »Ich habe bereits Magier gezwungen, die stärker waren, als du dir je hättest träumen lassen. Ich habe Phelan gezwungen zu tun, was ich wollte. Wie kommst du darauf, dass du dich mir widersetzen kannst?«
    Und als wollte er es ihr beweisen, ließ er sie den Stab heben und hellgrünes Feuer in eine alte Eiche schleudern, die ein paar Schritte entfernt stand. Der Baum spaltete sich in der Mitte, beide Seiten stürzten krachend auf den Waldboden, und innerhalb von Sekunden loderten beide Hälften in hellen Flammen.
    Rhonwen starrte die Folgen ihrer Tat erschüttert an. Als lebendige Magierin war sie zu so etwas nicht im Stande gewesen.
    »Ich habe dich im Tod stärker gemacht, als du im Leben je warst, Magierin«, sagte Sartol, der ihre Gedanken gelesen hatte. »Wie fühlt es sich an, über solche Macht zu verfügen?«
    Hätte sie etwas im Magen gehabt, dann hätte sie sich jetzt übergeben

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