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Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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»In Ordnung. Und die Schafe kommen aus meiner. Gebt die Anweisungen, Norris.«
    Will fiel ein Stein vom Herzen. Er hatte nur hoffen können, dass die beiden Männer einsahen, dass dies die beste Lösung war.
    »In der Zwischenzeit, Mylord, habe ich es so eingerichtet, dass Gundar und seine Männer mit uns tafeln. Ich nehme an, Sir Norris hat die entsprechenden Befehle schon an Euren Küchenmeister weitergegeben?«
    »Mit uns tafeln?«, wiederholte Ergell ungläubig. »Nordländer? Ihr wollt, dass ich sie hier hereinlasse?« Er machte eine ausholende Handbewegung.
    Will nickte. »Gundar hat mir sein Wort gegeben, dass es keinen Ärger geben wird, Mylord. Ein Nordländer wird niemals sein Wort brechen.«
    »Aber …« Ergell zögerte immer noch. Der Gedanke, diese wilden Piraten in seine Burg zu lassen, war zu abwegig.
    In diesem Moment kehrte Norris zurück, der einen Hirten beauftragt hatte, die Tiere einzufangen.
    Ergell drehte sich hilflos zu ihm. »Wie es aussieht, sollen wir diese Piraten in die Burg lassen … und sie mit einem Bankett belohnen!«, sagte er.
    Im ersten Moment stieß dieser Vorschlag auch bei Norris auf Ablehnung. Dann erinnerte sich der Ritter an den Anblick der einsamen, schmächtigen Gestalt, die sich auf der Straße den Nordländern entgegengestellt hatte, und seine Schultern sanken herab.
    »Warum nicht?«, seufzte er ergeben. »Ich habe noch nie zuvor mit einem Nordländer gespeist. Das dürfte interessant werden.«
    Will grinste die beiden an. »Es dürfte vor allem laut werden«, stellte er fest und fügte warnend hinzu: »Versucht lieber nicht, es mit ihnen beim Trinken aufzunehmen. Das ist unmöglich.«

»Graubart Walt ist ein tapf’rer Mann,
so hört man manchen sagen,
er schneidet sein Haar nur dann und wann,
wird nie nen Bader fragen,
Hei, hoh, Graubart Walt
Hei, hoh, ja so ist er,
Hei, hoh, Graubart Walt,
den Bader, den vergisst er!
    W ill zupfte nach der letzten Strophe die Schlussnote auf der Mandola und ließ den Ton nachhallen.
    Delia klatschte in die Hände und lachte begeistert. »Ihr seid sehr gut!«, sagte sie mit einem überraschten Unterton. »Ihr solltet in die Schenke kommen und dort singen.«
    Will schüttelte den Kopf. »Lieber nicht«, lehnte er ab. »Deine Mutter wäre bestimmt nicht begeistert, wenn ich ihre Gäste durch meinen Gesang und mein Musizieren vertreibe.«
    Will wusste, dass es sich gewiss nicht mit der Würde eines Waldläufers vertrug, wenn er in einer Dorfschenke
Musik machte. Ja, er war nicht einmal sicher, ob er Delia vorspielen durfte. Aber sie war hübsch und freundlich und er war jung und ein bisschen einsam und brauchte dringend ein wenig Ablenkung.
    Sie saßen auf der Veranda des Blockhauses. Es war später Nachmittag und die Herbstsonne stand im Westen schon tief. Ihr Licht warf durch die halb kahlen Äste der Bäume lustige Muster. Seit dem Bankett mit den Nordländern vor einer Woche brachte Delia anstelle ihrer Mutter das Essen. An diesem Abend hatte Will gerade draußen gesessen und Graubart Walt geübt. Sie hatte ihn gebeten, es noch einmal zu spielen und dazu zu singen. Das Lied hieß eigentlich Der alte Joe und handelte von einem ungewaschenen und zerzausten Hirten, der bei seinen Ziegen schlief, um nicht zu frieren. Als Will begonnen hatte, die Mandola zu erlernen, hatte er sich aus Spaß neue Verse ausgedacht, als Scherz über die schlecht geschnittene Frisur seines Meisters.
    »Hat Waldläufer Walt denn nichts dagegen, wenn Ihr Euch so über ihn lustig macht?«, fragte Delia mit großen Augen.
    Walts Ruf als grimmiger Mann war im ganzen Königreich bekannt. Der Gedanke, über ihn Scherze zu machen, kam Delia sehr gefährlich vor.
    Will zuckte mit den Schultern. »Ach, Walt ist nicht so ernst, wie manche denken. Er hat Sinn für Humor.«
    »Tja, auf jeden Fall hat er sich gut unterhalten, als er dir befohlen hat, die Nacht auf einem Baum zu verbringen, weil du dieses Lied gesungen hast«, sagte plötzlich jemand hinter ihnen.
    Es war eine vertraute Stimme, recht tief für eine Frau, und mit einem ganz besonderen Tonfall, der Will an einen Bach erinnerte, der über glatte Steine plätscherte. Will sprang auf und drehte sich um.
    »Alyss!«, rief er, und ein Lächeln erhellte sein Gesicht. Er streckte die Hände aus, und die junge Frau nahm sie in ihre eigenen, als sie zu ihm auf die Veranda trat.
    Sie war groß und wunderschön gekleidet. Es war die offizielle Uniform des diplomatischen Dienstes, und der einfache, aber elegante

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