Die Chroniken von Araluen - Der Krieger der Nacht: Band 5 (German Edition)
und brabbelte schwer verständliche Worte oder stöhnte unvermittelt auf.
»Wie geht es ihm?«, fragte Will, obwohl die Frage sich eigentlich erübrigte.
Xander runzelte die Stirn. »Wir haben nicht mehr viel Zeit. Habt Ihr eine Ahnung, wo Malkallam sich aufhält?«
Will schüttelte den Kopf. »Ich nehme an, es wird mitten im Wald sein. Mehr weiß ich auch nicht.«
Xander sah besorgt zu seinem Herrn. »Wir müssen uns beeilen«, drängte er, und die Sorge in seiner Stimme war nicht zu überhören.
Will sah sich ratlos um und hoffte auf eine Eingebung. Auch wenn er Waldläufer war und Spuren aller Art lesen konnte, so war ihm doch auch klar, dass er in diesem undurchdringlichen Wald tagelang umherirren konnte. Die Pfade gabelten und kreuzten sich wie in einem Irrgarten. Und sie hatten keine Tage mehr Zeit, sondern bestenfalls Stunden. Vielleicht sogar noch weniger.
Wills Blick fiel auf die Hündin, die, den Kopf zur Seite gelegt, geduldig auf seinen Befehl wartete. Da kam ihm eine Idee.
»Kommt«, sagte er zu Xander und lenkte Reißer auf den Pfad, den er mit Alyss kürzlich genommen hatte. So viel ist in dieser kurzen Zeit passiert, dachte er kopfschüttelnd. Sie ritten an dem dunklen See entlang, bis sie zu der Stelle kamen, wo sie die Brandflecken entdeckt hatten. Will hielt an und stieg ab. Xander folgte ihm. Er betrachtete die Brandflecken. »Woher kommt das?«
Will erzählte ihm von Alyss’ Vermutung.
Xander zog die Augenbrauen hoch, doch er nickte nachdenklich. »Ja, sie könnte recht haben mit der Laterna Magica. Aber man bräuchte natürlich eine fast perfekte Linse dafür.«
»Eine Linse?«, fragte Will.
»Ja, sie würde den Lichtstrahl bündeln. Ich habe so etwas
noch nicht gesehen, aber ich könnte mir vorstellen, dass es möglich wäre, es zu bauen.«
»Man bräuchte auch eine sehr große Lichtquelle«, meinte Will.
Xander zuckte nur die Schultern. »Ach, das wäre leicht zu bewerkstelligen«, sagte er. »Mit einer Karbidlaterne zum Beispiel.«
»Karbid?«, fragte Will.
Xander nickte wieder. »Kalziumkarbid ist ein poröser Stein, der ein entflammbares Gas abgibt, wenn man Wasser darauftropft. Das Gas brennt mit einer hellen weißen Flamme. Es wird auch sehr heiß … davon könnten diese Brandflecken stammen.« Er nickte ein paarmal für sich. »Ja, ich würde sagen, das könnte von einer solchen Lampe stammen. Aber was hilft uns das weiter?«
Will schnippte mit den Fingern und die Hündin kam zu ihm und sah ihn aufmerksam an.
»Ich dachte nur, wenn hier irgendeine Lampe stand, muss sie auch von jemanden her- und wieder weggebracht worden sein. Und Menschen haben einen Geruch. Vielleicht kann meine Hündin ihn aufspüren, und wir finden heraus, wo die Hütte dieses sogenannten Zauberers ist.«
Er strich der Hündin über den Kopf und deutete dann auf den Boden. »Such!«
Das Tier senkte den Kopf und schnüffelte. Nach ein paar Minuten erweiterte die Hündin den Kreis ihrer Suche. Dann blieb sie stehen und hob eine Vorderpfote, während sie immer noch mit der Nase dicht am Boden blieb. Sie schnüffelte mehrere Male kurz hintereinander, dann bellte sie einmal kurz und laut.
»Gutes Mädchen!«, rief Will.
Xander sah zweifelnd drein. »Woher wollt Ihr wissen, dass sie nicht irgendein Wild aufgespürt hat?«
Will breitete die Hände aus. »Wenn Ihr eine bessere Idee habt, nur zu!«
Xander zuckte entschuldigend mit den Schultern. »Nein, nein. Ihr habt ja recht!«
Will wandte sich wieder der Hündin zu. Wie immer beobachtete sie ihn und wartete auf neue Befehle. Er ging zu ihr, deutete auf den Boden, wo sie den Geruch gefunden hatte, und sagte: »Such!«
Die Hündin bellte noch einmal laut und sprang davon. Sie lief ein paar Schritte, dann blieb sie stehen, drehte sich um und sah ihn an. Wieder bellte sie und die Botschaft war nicht schwer zu verstehen: Komm schon, wenn du was finden willst. Wie lange soll ich noch warten?
Will und Xander tauschten einen raschen Blick, dann stiegen sie eilig auf. Xander sorgte dafür, dass sein Herr fest im Sattel saß, dann nahm er das Führseil, und sie folgten der Hündin, die immer mit der Nase am Boden den Pfad entlanglief und sie tiefer und tiefer in den Wald hineinführte.
D er Pfad schlängelte sich endlos weiter, es gab Abzweigungen und Gabelungen, und Will fragte sich langsam, ob die Hündin wirklich noch die richtige Spur hatte. So unbeirrt, wie sie mit der Nase den Boden entlang suchte, war klar, dass sie eine Spur verfolgte und nicht
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