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Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Belagerung: Band 6 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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hinaus und wartete. Die farbigen Lichter blitzten weiter auf, und jetzt schwang das weiße Licht in einem großen Bogen. Das bedeutete das Ende der Nachricht.
    Unter ihr auf dem Wehrgang waren die Wachen inzwischen gelangweilt von den vielen verschiedenen Lichtern. Das Stimmengemurmel war verstummt und die Offiziere hatten ihre Männer zurück auf ihre Posten beordert.
    Alyss hauchte einen Kuss auf ihre Fingerspitzen und blies ihn hinaus in die dunkle Nacht.
    »Danke, Will«, sagte sie leise. Sie stellte die Lampe in die Mitte des Fensterbretts, damit er besser zielen konnte, dann trat sie zur Seite, um auf seinen Pfeil zu warten.

    Sobald Will Alyss’ Bestätigung erhalten hatte, verließ er seinen Platz am Waldrand, huschte von einem Schattenfleck zum nächsten, fügte sich in die natürliche nächtliche Umgebung ein und wurde Teil davon.
    Nach fünf Jahren harter Ausbildung unter Walts aufmerksamem Blick  – und mit gelegentlichen Ratschlägen von Gilan, der im Bund der Waldläufer ungeschlagener Meister in der Kunst sich unauffällig zu bewegen war  – brauchte er über seine Bewegungen nicht mehr nachzudenken, sie waren längst in Fleisch in Blut übergegangen. Die Stelle, von der aus er schießen würde, hatte er bereits ausgesucht. Er musste im Umkreis von etwa dreihundert Fuß von den Burgmauern bleiben, damit sein Pfeil die Turmspitze erreichte. In passender Entfernung hatte er eine kleine Anhöhe entdeckt, die mit großen Büschen bewachsen war. Sowohl die zusätzliche Höhe als auch die Büsche mit ihren wechselnden Schatten waren vorteilhaft und boten Will die Gelegenheit, sich unauffällig in die Landschaft einzufügen, sodass er lange genug stehen und zielen konnte.
    Stirnrunzelnd dachte er über sein Ziel nach. Er musste die Stelle genau oberhalb der Lampe anvisieren, die Alyss in die Mitte des Fensters gestellt hatte, um sein Ziel auszuleuchten. Sie markierte vermutlich die Lücke zwischen den dicken Eisenstäben. Es wäre wirklich Pech, wenn sein Pfeil an die Eisenstäbe schlüge und hinunter in den Hof fiele. Er fragte sich kurz, ob er die Nachricht an Alyss vielleicht doch hätte
verschlüsseln sollen, doch dann tat er den Gedanken ab. Es war nicht genug Zeit gewesen, alles zu verschlüsseln. Und wenn der Pfeil sein Ziel verfehlte und gefunden wurde, wäre es egal, denn der Stein wäre so oder so für Alyss verloren.
    Er hatte allerdings den letzten Teil der Nachricht verschlüsselt, in dem er einen Zeitplan für weitere Botschaften festlegte. Keren durfte auf keinen Fall davon erfahren, sonst könnte er Alyss unter dem Einfluss des Steins dazu bringen, Will mit einer Botschaft zu täuschen und in eine Falle zu locken.
    Die Büsche auf der kleinen Anhöhe gaben Will die Möglichkeit, sich noch ein paar Minuten auszuruhen, während er sich sammelte und auf den bevorstehenden Schuss vorbereitete.
    Will sah lange auf das kleine erleuchtete Turmfenster. Er schätzte die Geschwindigkeit und die Höhe ab und berechnete, wie lange sein Pfeil in welchem Bogen fliegen müsste, um das Fenster zu erreichen. Er musste höher zielen als auf den Punkt, den er treffen wollte, aber darüber dachte er nun nicht länger nach. Wenn es so weit war, würde er die richtige Höhe wählen.
    Er schloss die Augen und in seiner Vorstellung sah er den hohen Bogen, den der Pfeil nehmen würde. Bevor du deinen Pfeil abschießt, sieh ihn tausendmal in deiner Vorstellung fliegen , hatte Walt ihm immer wieder eingeschärft. Tja, dachte Will wehmütig, für tausendmal hatte er heute Nacht keine Zeit. Aber natürlich besagte diese alte Bogenschützenweisheit nur, dass es wichtig
war, sich auf den Schuss ausreichend vorzubereiten. Stell dir einen erfolgreichen Schuss vor und du wirst ihn schaffen. Lasse Zweifel zu und du hast schon verloren.
    Will holte einige Male tief Luft und machte den Kopf ganz frei. Er würde seinen Instinkten vertrauen und der Erfahrung von unzähligen Übungsstunden und Tausenden von Pfeilen, die er bereits abgefeuert hatte.
    Langsam erhob er sich. Obwohl mindestens ein Dutzend Augenpaare von den Burgmauern aus in seine Richtung blickte, sah ihn keine Menschenseele. Er holte den Nachrichtenpfeil aus dem Köcher und legte ihn an. Er war perfekt ausbalanciert, da Malcolm peinlich genau gewogen hatte.
    Den Blick auf das Fenster gerichtet, hob Will den linken Arm und zog gleichzeitig mit dem anderen Arm kraftvoll die Sehne zurück.
    In dieser Situation konnte man zwei folgenschwere Fehler begehen, das

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