Die Chroniken von Araluen - Die brennende Brücke: Band 2 (German Edition)
der Südküste, um sich mit den Wargals zu verbünden, die wir bereits gesehen haben. Sie werden genau hier, wo wir jetzt sind, die Schlucht überqueren und nach Norden ziehen, um unsere Armee von hinten anzugreifen, während die dort auf
Morgaraths Ausbruch über den Drei-Schritte-Pass wartet.«
»Ja«, sagte Horace ungeduldig. »Das wissen wir. Wir haben es doch schon erraten, als wir die Brücke sahen …«
Will blickte nur zu ihm hoch und Horace verstummte. Er begriff, dass sein Freund noch nicht fertig war.
»Aber«, sagte Will betont und hielt einen Moment inne, »ich habe sie auch noch über etwas anderes reden hören. Es ging um einen gewissen Horth und seine Männer, die um den Dornbuschwald herummarschieren. Der ist hier oben im Norden der Ebene von Uthal.«
Evanlyn begriff sofort, was das bedeutete. »Das heißt, die Nordländer befänden sich nordwestlich von der Armee des Königs. Unsere Männer wären gefangen zwischen den Wargals und den Nordländern, die die Brücke überquert haben, und außerdem noch den anderen Kräften vom Norden.«
»Genau«, bestätigte Will. Ihnen beiden war klar, wie gefährlich die Lage für die Streitkräfte des Königs wäre. Da sie einen Angriff der Nordländer durch das Marschland im Osten erwarteten, würden sie nicht nur aus einer, sondern aus zwei anderen Richtungen überrascht und in die Zange genommen werden.
»Umso mehr müssen wir sofort den König warnen!« , drängte Horace.
»Horace«, entgegnete Will geduldig. »Wir würden vier Tage brauchen, um die Ebene zu erreichen.«
»Also los, wir dürfen keine Zeit mehr verlieren!«
»Und dann«, warf Evanlyn ein, die sah, worauf Will hinauswollte, »würde es noch einmal mindestens vier Tage dauern, bis Streitkräfte hier einträfen und die Brücke einnehmen könnten. Vielleicht sogar mehr.«
»Das sind insgesamt acht Tage«, fuhr Will fort. »Weißt du noch, was der sterbende Minenarbeiter sagte? Die Brücke wird in vier Tagen fertig sein. Die Wargals und die Nordländer haben also jede Menge Zeit, die Schlucht zu überqueren, sich für die Schlacht zu formieren und die Armee des Königs anzugreifen.«
»Aber …«, begann Horace, doch Will unterbrach ihn sofort.
»Horace, selbst wenn wir den König und die Kommandeure rechtzeitig warnen können, werden sie in der Minderzahl sein und in der Zwickmühle stecken. Natürlich müssen wir sie warnen. Aber wir können auch hier etwas tun, um das Ungleichgewicht der Truppen auszugleichen.«
»Und noch etwas«, warf Evanlyn ein, »Morgarath rechnet mit Verstärkung. Aber wenn wir die Schlucht hier blockieren, wird diese Verstärkung nie kommen.«
Horace nickte langsam, aber er war noch nicht
völlig überzeugt. »Was können wir denn tun, um die Wargals hier aufzuhalten?«, fragte er.
Will und Evanlyn tauschten Blicke aus. Offensichtlich waren sie zum selben Schluss gekommen. Sie sprachen es gleichzeitig aus.
»Die Brücke niederbrennen.«
B litz näherte sich langsam und mit gesenktem Kopf dem Lager des Königs auf der Ebene von Uthal. Gilan schwankte erschöpft im Sattel. Er hatte in den vergangenen drei Tagen kaum geschlafen und sich nur alle vier Stunden kurze Pausen gegönnt.
Zwei Wachposten traten vor, um ihn aufzuhalten, und der junge Waldläufer fummelte in seinem Hemd nach dem silbernen Abzeichen in Form eines Eichenblatts, das ihn als Waldläufer auswies. Sobald die Wachen das Abzeichen erkannten, traten sie eilig zurück, um ihn vorbeizulassen. In Zeiten wie diesen hielt niemand einen Waldläufer auf.
Gilan rieb sich die müden Augen. »Wo ist das Zelt des Kriegsrates?«
Einer der Wachposten deutete mit seinem Speer zu einem größeren Zelt, das auf einer Hügelkuppe stand und die anderen überragte. Dort standen mehrere Wachposten und eine große Anzahl von Leuten ging ein und aus, wie man es vom Kommandostand einer Armee erwarten konnte.
»Dort, Sir. Auf diesem kleinen Hügel.«
Gilan nickte. Er hatte die normalerweise vier Tage dauernde Reise in gut drei Tagen zurückgelegt. Dieses letzte kurze Stück schien ihm nun jedoch endlos. Er beugte sich nach vorn und flüsterte seinem Pferd ins Ohr: »Nur noch ein paar Schritte, mein Freund.«
Das erschöpfte Tier zuckte mit den Ohren und hob den Kopf. Auf Gilans sanftes Drängen hin trottete Blitz langsam durch das Lager.
Staub und der Geruch von Lagerfeuer wurde vom Wind durch die Luft getragen. Es ging zu wie in jedem Armeelager irgendwo auf der Welt. Befehle wurden gerufen, es ertönte das
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