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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Kreuzen – so heißt das – in die Richtung, in die wir wollen.«
    »Warum heißt das so?«, wollte Alyss wissen.
    Gundar runzelte erneut die Stirn. Er hatte nie hinterfragt, warum dieses Manöver so genannt wurde. Gundar war ein Mensch, der die Dinge einfach akzeptierte, wie sie waren.
    »Weil … weil es eben so genannt wird«, sagte er. »Kreuzen.«
    Klugerweise fragte Alyss nicht weiter. Will hielt die Hand vor den Mund, um ein kleines Lächeln zu verbergen. Er kannte Alyss und wusste, dass Gundars Antwort für jemanden mit ihrer Wissbegier absolut unzulänglich war.
    »Also, wie war das mit den Seevögeln?«, fragte er. Gundar sah ihn dankbar an. Diesen Teil konnte er erklären.
    »Nun, der junge Nordländer, der es erfunden hat«, er warf Walt einen herausfordernden Blick zu, für den Fall, dass die Nationalität erneut infrage gestellt werden sollte, »hat viel Zeit damit verbracht, Seevögel zu beobachten, besonders die Form ihrer Flügel. Er kam auf die Idee, den Rand der Segel zu verstärken, ähnlich dem Flügel eines Vogels, und auch die Form des Segels zu verändern, sodass es dreieckig und nicht viereckig war. Also kürzte er den Hauptmast und entwarf diesen gebogenen Mastbaum. Der Baum stärkt und stützt das führende Eck des Segels, sodass wir es in den Wind richten können. Ein normals Rahsegel würde flattern und vibrieren und seine Form verlieren. Doch mit dem Baum können wir das Segel viel besser lenken. Das Ergebnis ist, dass das Schiff sich im spitzen Winkel zu der Richtung bewegen kann, aus der der Wind bläst. Und so können wir gewissermaßen gegen den Wind segeln.«
    Er machte eine Pause, sah in die fragenden Gesichter und sagte: »Also gut. Quer zum Wind. Aber es ist trotzdem eine große Verbesserung gegenüber dem traditionellen Rahsegel. Das kann man nicht mehr einsetzen, sobald der Wind stärker von vorn kommt als von der Seite.«
    »Aber Ihr habt diesen schmalen Baum und das Segel doppelt«, stellte Evanlyn fest. Und sie hatte recht. Auf dem Deck befand sich ein zweiter Baum mit eingerolltem Segel. Er lag auf der gegenüberliegenden Seite des Mastes.
    Gundar strahlte sie an. »Das ist das Gute dabei«, antwortete er. »Wie Ihr seht, ist das Segel momentan auf der Steuerbordseite, während der Wind von Backbord kommt, also bildet das Segel einen Bauch vom Mast weg. Wenn wir kreuzen …« Er blickte schnell zu Alyss, die keine Miene verzog, »kommt der Wind von der Backbordseite und würde das Segel gegen den Mast drücken, sodass die Flügelform zerstört wäre. Also setzen wir einen anderen Baum mit einem Segel auf der Backbordseite. Bei der Wende holen wir das Steuerbordsegel ein und setzen dafür das Backbordsegel. Die beiden sind mit einem Tau durch einen Seilzug am Masttop verbunden, sodass das Gewicht des eingeholten Segels sogar hilft, das andere Segel aufzuziehen.«
    »Sehr schlau«, sagte Walt anerkennend.
    Gundar Hardstriker lächelte bescheiden. »Tja … das sind wir Nordländer meistens.«

Zwölf

    S hukin hob die Hand und der kleine Reitertrupp zog die Zügel an und versammelte sich auf dem freien Platz zwischen den Hütten.
    Die Dorfbewohner waren auf der Hut, doch aus Respekt gegenüber den höher gestellten Senshi warteten sie schweigend darauf, dass die Neuankömmlinge erklärten, was sie von ihnen wollten.
    Sie kamen etwas näher und bildeten einen Kreis um die Pferde. Manche von ihnen trugen schwere Stäbe aus Schwarzholz, während andere Äxte in der Hand hielten.
    Shukin, der einige Pferdelängen vor den anderen geritten war, drehte sich im Sattel.
    »Kommt vor zu mir, Vetter«, bat er Shigeru leise.
    Shigeru lenkte sein Pferd nach vorne, bis er und Shukin allein in der Mitte der wartenden Kikori standen. Das war ein mutiger Schritt, wie Horace fand. Denn jetzt war der Kaiser nicht mehr von seiner Eskorte umgeben.
    Der Regen trommelte sanft auf die strohgedeckten Dächer und bildete einen nebligen Schein um die Laternen vor den Traufrinnen der Hütten. Horace rutschte im Sattel ein kleines Stück zur Seite, denn ein kaltes Rinnsal rann seinen Kragen hinab und ließ ihn frösteln. Es war nur eine kleine Bewegung, dennoch richteten sich sofort ein Dutzend Augenpaare auf ihn. Er setzte sich wieder im Sattel zurück und verhielt sich still. Nach und nach richteten sich die wachsamen Blicke wieder auf Shukin und Shigeru.
    »Volk der Kikori«, begann Shukin. Seine Stimme war tief und gebieterisch. Er sprach nicht sehr laut, aber seine Worte waren für jeden in der

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