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Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja

Titel: Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Flanagan
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Lichtung deutlich zu hören. »Heute ist eurem Ort eine große Ehre widerfahren.«
    Er machte eine Pause und blickte in die Gesichter der wartenden Holzfäller und ihrer Familien. Er verspürte einen Stich der Enttäuschung, als er das Misstrauen darin sah. Wenn ein Senshi-Krieger behauptete, ihnen sei eine große Ehre widerfahren, folgten solchen Worten meist eine Reihe von Forderungen. Man verlangte Bewirtung von ihnen, ihre Zeit und ihre Gastfreundschaft. Fühlt euch geehrt, denn ihr dürft uns alles geben, worum wir bitten … ansonsten nehmen wir es uns einfach.
    Er suchte nach den richtigen Worten, um sie davon zu überzeugen, dass er und seine Männer sich dem Dorf nicht aufzwingen würden. Ja, sie baten um Unterkunft und Gastfreundschaft, aber sie würden dafür bezahlen und die Dorfbewohner mit Respekt behandeln. Doch damit würde er auf taube Ohren stoßen, das wusste er. Die Kikori hatten leidvolle Erfahrungen mit den Senshi gemacht und keine noch so wohlgesetzten Worte konnten daran etwas ändern.
    Er spürte eine leichte Berührung am Unterarm.
    »Vielleicht sollte ich mit ihnen reden, Vetter«, sagte Shigeru.
    Shukin zögerte. Selbst in so bescheidener Umgebung sollte Shigeru die ihm gebührende Ehre erwiesen werden. Und das bedeutete, dass er formell mit all seinen Titeln angekündigt werden musste, damit die Menschen ihn angemessen begrüßen konnten.
    Er holte tief Luft, da merkte er, dass Shigeru sich bereits aus dem Sattel schwang. Der Kaiser lächelte den Mann an, der ihm am nächsten stand. Er war muskulös und kräftig und hatte offensichtlich sein Leben lang die Axt geschwungen, die er jetzt locker in der rechten Hand hielt. Sein Gesichtsausdruck war trotzig und ernst. Er wirkte wie ein Anführer. Er war derjenige, der überzeugt werden musste, das war Shigeru klar.
    »Aaah!«, sagte der Kaiser und rieb sich das Hinterteil. »Das tut gut!«
    Seine Worte entlockten dem Holzfäller ganz gegen seinen Willen ein kleines, überraschtes Lächeln. Er war entwaffnet von Shigerus lockerer Art. Das war so ganz anders als das hochnäsige Verhalten der Senshi, das die Holzfäller sonst erdulden mussten.
    Shukin sah besorgt von seinem Sattel aus zu. Dabei behielt er die riesige Axt stets im Blick. Er hätte am liebsten die Hand an den Griff seines Schwerts gelegt, doch er wusste, dass dies ein Fehler wäre – wahrscheinlich sogar ein tödlicher Fehler.
    Shigeru schien keine derartigen Ängste zu haben. Er ging auf den Mann zu, vollführte eine kurze Verbeugung und streckte die Hand zum Gruß aus.
    »Wie ist dein Name?«, fragte er.
    Der Holzfäller brachte vor Verblüffung kein Wort hervor. Dieser Senshi bot ihm einen freundschaftlichen Händedruck an, eine noch nie dagewesene Geste. Und er hatte sich zuerst verbeugt – ein völlig unerwartetes Zeichen der Höflichkeit. Er wollte schon nach Shigerus Hand greifen, da fiel ihm ein, dass er noch die Axt in seiner Rechten hielt und wechselte sie verlegen in seine Linke. Zögernd blickte er auf seine schwiellige Hand, die mit Baumsaft und dem Schmutz eines harten Tagwerks befleckt war.
    Shigeru lachte ein tiefes, wohlklingendes Lachen, das von ehrlichem Vergnügen zeugte.
    »Mach dir um mich keine Sorgen!«, sagte er. »Ich bin selbst auch nicht gerade eine duftende Blume!« Er zeigte seine eigene Handfläche, an der Staub und Schmutz von der Reise klebte. »Hauptsache, du zerquetscht meine schmalen Finger nicht in deiner beeindruckend großen Pranke!«
    Einige der Dorfbewohner lachten leise. Horace spürte, wie die Spannung nachließ. Grinsend ergriff der Holzfäller Shigerus Hand.
    »Ich bin Eiko«, sagte er.
    Shigeru nickte und merkte sich den Namen. Horace wusste, dass der Kaiser an diesem Abend noch zwanzig anderen Menschen vorgestellt werden konnte und sich dennoch an jeden einzelnen Namen erinnern würde, den er einmal gehört hatte. Es war eine Fertigkeit, die Shigeru bei mehr als einer Gelegenheit unter Beweis gestellt hatte.
    Eiko legte den Kopf erwartungsvoll zur Seite und fragte sich, ob der Senshi mit seinem eigenen Namen antworten würde. Wenn ja, wäre dies eine echte Überraschung. Senshi ließen normalerweise ihre Namen laut verkünden und erwarteten von den niedrigeren Klassen Respekt und Ehrfurcht. Eikos Erfahrung nach stellten sie sich nicht freundschaftlich einem Holzfäller der Kikori vor.
    Shigeru verlängerte die Pause gerade lang genug, um sicherzugehen, dass er jedermanns Aufmerksamkeit hatte. Dann zog er die Hand zurück und

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