Die Chroniken von Araluen - Die Schwertkämpfer von Nihon-Ja
ahnungsvoll. »Was bringt sie wohl zu uns?«
»Es ist Eiko«, sagte Shukin und stand sofort auf.
Shukin und Shigeru traten von der Veranda und gingen auf Eiko und seine Begleiter zu. Toru folgte ihnen, während sich Bewohner des Dorfes bereits um die Neuankömmlinge versammelten. Die Kikori waren nicht übermäßig gesellig, und die einzelnen Dorfgemeinschaften neigten dazu, unter sich zu bleiben. Jede Gruppe hatte ihre eigenen geheimen Plätze, wo sie Holz sammelten, und sie hielten diese Orte vor Außenstehenden geheim. Die Dorfbewohner begrüßten die Fremden höflich, aber nicht überschwänglich.
Der Dorfälteste trat vor.
»Ich bin Jito, Dorfältester des Uferdorfes. Was bringt euch her, Fremde – und wie können wir euch helfen?« Sein Ton ließ keinen Zweifel, dass sein Hilfsangebot nur halbherzig war.
Eiko verbeugte sich – ein kurzes Kopfnicken war alles, was die Höflichkeit in dieser Situation gebot.
»Seid gegrüßt, Jito-san. Mein Name ist Eiko.« Als er nun an Jito vorbeisah, entdeckte er den Kaiser und Shukin, die in ihrer Senshi-Kleidung leicht von den Dorfbewohnern zu unterscheiden waren. Diesmal verbeugte er sich tiefer. »Seid gegrüßt, Kaiser Shigeru.«
»Guten Morgen, Eiko. Gibt es irgendwelche Schwierigkeiten?« Dem aufmerksamen Blick des Kaisers war es nicht entgangen, dass einige der Neuankömmlinge verwundet waren. Ein halbes Dutzend trug Verbände und drei andere wurden von Freunden gestützt.
»Ihr kennt diese Leute, Exzellenz?«, fragte Jito misstrauisch.
Shigeru nickte. »Sie haben uns vergangene Nacht ihre Gastfreundschaft angeboten. Ich fürchte, das mussten sie teuer bezahlen.« Die letzten Worte waren zugleich als Frage an Eiko gerichtet, auch wenn Shigeru die Antwort längst zu kennen glaubte.
Eiko nickte. »Das stimmt, Exzellenz«, sagte er. »Aber das ist nicht Eure Schuld. Arisakas Männer erreichten unser Dorf wenige Stunden, nachdem Ihr fort wart.«
Shigeru hörte, wie sein Vetter scharf die Luft einsog.
»Aber wir haben Arisakas Armee gesehen! Sie ist zwei oder drei Tage hinter uns!«, rief Shukin aus.
»Seine Haupttruppe, ja. Aber es handelte sich um Kundschafter, die vorausritten. Ein Dutzend Krieger zu Pferde mit leichtem Gepäck.« Eikos Stimme klang verächtlich. »So leicht, dass sie sich nicht die Mühe machten, ihre eigenen Vorräte mitzubringen. Sie nahmen sich einfach alles, was sie wollten, von unseren Leuten.«
Als die Bewohner des Uferdorfes dies hörten, tuschelten sie aufgeregt. Auch sie hatten schon Plünderungen durchziehender Senshi erdulden müssen. Eiko nickte bedeutungsvoll.
»Ihr habt recht, wenn ihr euch Sorgen macht«, sagte er. »Sie durchforsten sämtliche Dörfer der Region. Es wird nicht lange dauern, bis sie hier sind.«
Diese Feststellung löste allgemeines Entsetzen aus. Manche wollten sofort das Dorf verlassen und sich im Wald verstecken. Andere wollten bleiben und ihre Habseligkeiten beschützen. Jito hob die Hand, um das aufgeregte Stimmengewirr zu unterbinden.
»Ruhe!«, rief er, und das Gemurmel erstarb. »Wir müssen klug vorgehen und nicht wie kopflose Hühner herumrennen.« Er sah Eiko fragend an. »Manche deiner Männer sind verletzt. Ich nehme an, dass die Senshi es nicht nur beim Stehlen der Vorräte bewenden ließen?«
Eiko schüttelte grimmig den Kopf. »Nein. Sie durchsuchten das Dorf nach allem von Wert – wie sie es so oft tun. Und …«
»Und sie fanden die Münzen, die wir eurem Dorfältesten gegeben haben«, beendete Shigeru den Satz für ihn.
»Ja, Eure Exzellenz. Sie sahen das kaiserliche Wappen auf den Münzen und wollten wissen, wie wir in deren Besitz gekommen waren.«
Horace war ein schweigender Zuhörer. Nach tagelangem Ritt hatte er die Gewohnheit erfahrener Krieger angenommen, sich Schlaf zu holen, wann immer die Gelegenheit sich bot. Als er Stimmen vom Dorfplatz hörte, war er aufgetaucht und rieb sich noch die Augen, während er ein Hemd überzog. Er war gerade rechtzeitig gekommen, um Eikos Beschreibung der Ereignisse zu hören.
»Ayagi-san weigerte sich, ihm zu sagen, woher er die Münzen hatte«, fuhr Eiko fort. »Daraufhin töteten sie ihn. Dann verwüsteten sie das ganze Dorf, verbrannten Hütten, töteten Frauen und Alte.« Er deutete auf seine Begleiter. »Manche von uns schafften es in dem Durcheinander in den Wald zu entkommen.«
Shigeru schüttelte voller Gram den Kopf. »Er hätte es ihnen sagen sollen«, sagte er. »Sie haben es sich sowieso schon gedacht.«
»Mag sein, Kaiser
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