Die Chroniken von Blarnia
Stein in der Mitte. Er schleuderte ihn mit aller Kraft nach dem Vogel, verfehlte ihn jedoch.
Die Schnepfe flog davon. Ed folgte ihm, wobei er immer wieder stehen blieb, um Schneebälle zu formen und danebenzuwerfen. »Ich hab (uff!)... die ganze Zeit gewusst..., was du (uff!) wolltest!«
Die anderen liefen hinter ihm her und lachten sich schlapp.
Immer tiefer folgten die Kinder der Schnepfe in den verschneiten Wald. Sie waren inzwischen ziemlich hungrig und begannen daher, in dem Vogel nicht bloß eine Möglichkeit zu sehen, Herrn Dummnuss zu finden, sondern auch eine willkommene Mahlzeit - wenn sie ihn nur fangen konnten. Als Pete sie zu packen versuchte, machte die Schnepfe eine obszöne Geste und flog davon.
»Na toll«, sagte Loo und band sich das Lätzchen ab. »Und was machen wir nun?«
Niedergeschlagen ließen sich die Kinder auf einem Baumstamm nieder. Sie hatten keine Ahnung, wie es weitergehen sollte. Als sie einen kalten Hintern bekamen, flammte sogleich der Hass zwischen ihnen wieder auf.
Ed dachte natürlich sofort an Kannibalismus und begann abzuwägen, welches seiner Geschwister wohl am besten schmecken würde. Pete war sicher zu zäh. Sue war zu alt, und auch wenn ihr Bart schon fast wieder verschwunden war, war sie vermutlich durch all das Testosteron sehnig geworden - gut zum Schmoren, aber nichts für ein Picknick. Blieb also nur Loo, die nichts ahnend auf dem Ende des Baumstamms saß und in der Nase popelte. Herrlich jung und zart, dachte Ed... Sie wird mir wahrscheinlich sogar dankbar sein... Dem Jungen lief schon das Wasser im Munde zusammen, da sah er plötzlich etwas aus dem Augenwinkel - und es sah essbar aus! »Boah, was für ein hübscher Pelz!«, sagte Ed.
Sue klebte ihm eine. »Was sind denn das für Ausdrücke?«
»Nein, wirklich!«, sagte Ed und zeigte auf den Biber.
Sue sah nichts, aber Loo. »Oh, der sieht aber warm und kuschelig aus!«
»LOO!«, sagte Sue ernsthaft schockiert.
»Was ist denn?« Loo duckte sich, Sue holte aus und verfehlte sie.
Als Pete das sah, wollte er mitmischen. »Ich muss schon sagen, das ist der hübscheste Pelz, den ich je gesehen habe...«
»Der einzige, den du je gesehen hast«, spottete Ed.
»Was seid ihr bloß für Säue!«, sagte Sue. »Nur weil Mum und Dad nicht hier sind... Ich wüsste gern, wie es euch gefallen würde, mit euch verwandt zu sein! Das macht ihr nur, um mich zu är... Ach so.« Endlich sah sie ihn. »Ihr meint den Biber. Ich dachte, ihr meint... Vergesst es.«
Das rundliche braune Wesen schaute sich um, als wollte es sich vergewissern, dass niemand zusah, dann winkte es die Kinder zu sich. Als diese sich nicht rührten, stellte sich der Biber verärgert auf die Hinterbeine und reckte die Pfoten in die Luft, als wollte er sagen: »Worauf zum Teufel wartet ihr noch?«
»Oh, mein Gott!«, sagte Sue. »Das ist kein normaler Biber! Das muss irgendein teuflischer Zombie-Mutant sein!« Sue bekam immer eine Heidenangst, wenn die Dinge sich nicht so verhielten, wie sie sollten.
Der Biber schüttelte frustriert den Kopf und begann dann, auf sie zuzugehen. Sue flippte aus.
»Er kommt auf uns zu. Pete, tu doch was! Bring ihn um! BRING IHN UM!«
»Okay«, sagte Pete, schlug sich mit dem Kricketschläger in die Handfläche und ging dem Tier entgegen. Er glaubte zwar nicht, dass sich jedes Problem mit Gewalt lösen ließ, aber es machte immer wieder Spaß, es zu probieren.
»Zermatsch ihn nicht so sehr, dass wir ihn nicht mehr essen können«, rief Ed seinem Bruder nach.
Pete nickte und stieß ein Grunzen aus. »Hierher, Herr Biber...«
Der Biber begriff, was Pete vorhatte, und huschte unter einen ausladenden Nadelbaum. Fluchend nahm Pete die Verfolgung auf. Die anderen Kinder rannten ihm nach.
»Jetzt laufen wir auch noch einem Biber hinterher?«, sagte Ed. »Ich bin doch nicht hergekommen, um einem ganzen Zoo nachzuhetzen!«
»Dann bleib doch hier«, sagte Loo. Sie hatte offen gesagt die Nase voll von Eds Nörgeleien. Er kapierte einfach nicht, wie toll es in Blarnia war.
Als die Kinder sich unter dem Baum zusammenscharten, sahen sie den Biber neben dem Stamm stehen. Pete holte zum Schlag aus. Blitzschnell packte der Biber den hölzernen Schläger mit seinen langen, gelben Schneidezähnen und hielt ihn fest. Um einen besseren Stand zu haben, ließ er sich auf alle viere fallen und stemmte Pete in die Luft. Dann begann er, den mit immer noch mädchenhaft hoher Stimme kreischenden Jungen hin und her zu schleudern. Unter dem
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