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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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und ist sehr viel weicher und leichter verformbar als diese.«
    Pete ließ ihn wieder los.
    »Ich verstehe nicht, was du hast«, sagte Ed und schlenderte davon. »Hattest du etwa Angst, dass ich... Asthma sagen würde?«
    Pete jagte den gackernden Ed um den Baum.
    »Leise! Leise!«, sagte Frau Biber und zupfte an der grellrosafarbenen Stirnlocke, die sie sich immer vom Friseur machen ließ. Sie hatte allen Grund, nervös zu sein, denn mit jeder Verwünschung von Pete und jedem Lachen von Ed wurde die Flucht schwieriger. Die Lakaien der Feisten Hexe waren böse, aber taub waren sie nicht.
    »Wenn ihr nicht still seid«, zischte Frau Biber, »werden sie uns ganz bestimmt schnappen!« In dem Moment kam Ed kichernd vorbeigetrabt, und sie hielt ihn fest. »Junger Mann, willst du, dass man dir geschmolzenes Blei in den Hintern jagt?«
    »Da muss ich nachdenken.« Ed sammelte sich und überlegte kurz... Schließlich konnte das eine Fangfrage sein. »Ähm... nein«, sagte er.
    Frau Biber trat aus dem Schutz des Baumes heraus. »Dann folgt mir«, sagte sie. »Und zwar leise! «
    Die Kinder trotteten hinter ihr her. Loo spitzte einen Tannenzapfen an, bekam ihn aber einfach nicht so spitz, als dass sie damit ihre Haut hätte durchstechen können.
    »Asthma«, flüsterte Ed Pete zu und nahm dann Reißaus. Pete stieß ihn mit einem lautlosen Bodycheck in eine Schneewehe.

    Sie folgten der Biberin eine ganze Weile durch den Wald. Nach ungefähr einer Stunde ließ Sue sich zurückfallen, um mit den Jungs zu reden. »Findet es noch jemand außer mir merkwürdig, dass dieses Tier sprechen kann?«, fragte sie.
    »Muss noch jemand außer mir jedes Mal fast kotzen, wenn er das Wort mit A hört?«, fragte Ed. (»Arsch?«, warf Loo ein, aber niemand beachtete sie.) »Allerdings«, fuhr Ed fort, »scheint die Wirkung langsam nachzulassen.«
    Als rational denkender Mensch führte Ed diesen Umstand auf die Drogen zurück. »Wer weiß schon, was seit unseren Erlebnissen im Haus des Professors und dem Moment, als wir durch dieses Bananenschalenzeugs gekrochen sind, mit unseren Gehirnen passiert ist?« Er malte sich aus, wie das seinige sich zitternd und wimmernd gegen die Rückwand seines Schädels presste.
    Loo hatte mitgehört. »Wenn mein Gehirn sowieso schon hinüber ist, darf ich dann jetzt Cidre trinken?«, fragte sie Sue.
    »Warum eigentlich nicht«, sagte Sue. »Es wäre irgendwie ziemlich unsinnig, es dir verbieten zu wollen.«
    »Supi!« Die erste Alkoholvergiftung war vorprogrammiert.
    Frau Biber drehte sich um und ermahnte die Mädchen, leise zu sein. Ihre herausgestreckten Zungen waren gerade wieder in ihrem Mund verschwunden, als die Biberin plötzlich stehen blieb und offenbar über etwas nachsann.
    »Ich werd meinen Kopf nicht noch mal gegen einen Felsen donnern«, flüsterte Ed Pete trotzig zu.
    »Weichei«, flüsterte Pete zurück.
    Frau Biber klopfte mit einem Tatzennagel gegen ihre langen Schneidezähne. »Wie groß ist denn euer Hunger?«
    »Sehr groß!«, sagten alle Kinder außer Ed, der dröhnte: »Exorbitant!« Ed glaubte, sich dadurch von den anderen abheben zu können, dass er gelegentlich klangvolle Worte benutzte. Pete hatte seinen Sport und sein fiktives Internat, Sue ihre Strickarbeiten und ihr Engagement für die Liga der langweiligen Wähler, und Loo... Nun ja, Loo war eindeutig ein Fall für sich.
    »Psst! Um Asthmas willen, wollt ihr, dass die Feiste Hexe uns schnappt?«
    »N-neiiiin«, sagten alle Kinder, bis auf Ed, der »Ja!« sagte. Alle Blicke richteten sich auf ihn. »Das war ein Scherz!«
    Besonders sympathisch fand Frau Biber Ed nicht. Eigentlich mochte sie keines der Kinder. Aber was soll’s, sagte sie sich, man kann sich seine Co-Stars nicht aussuchen. Sie deutete auf einen dicken Baumstamm. »Der müsste es tun. Ed, würdest du ihn für uns tragen?«
    »Fällt mir nicht im Traum ein«, gluckste Ed. Jegliche körperliche Anstrengung erfüllte ihn mit tiefstem Misstrauen. Das heißt nicht, dass er sie um jeden Preis mied, aber einschlägige Erfahrungen hatten ihn gelehrt, dass es die Sache meistens nicht wert war. »Ich meine, ich kann nicht. Ich hab einen kaputten... Finger... Aber Pete tut das bestimmt gern.«
    »Ich mach’s!«, sagte Loo. Sie lief zu dem Baumstamm hinüber, packte ein paar Aststummel, die daraus hervorragten, und versuchte, ihn hochzuwuchten. Als er sich nicht vom Fleck rührte, schlenderte Pete zu ihr hinüber. Vielleicht lag es an der Perspektive oder am Licht, aber Frau Biber

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