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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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fiel plötzlich auf, dass Petes Hals viel dicker als sein Kopf war.
    »Weg da«, sagte er. Er gab Sue seinen Schläger und begann den Stamm hinter sich herzuzerren. Falls ihnen jemand folgte, wies ihm jetzt eine schöne gerade Linie den Weg.
    Als Ed sah, dass Pete den Schläger nicht mehr in der Hand hielt und anderweitig zu tun hatte, kam ihm eine Idee. Er wartete, bis alle wieder mit sich selbst beschäftigt waren, dann stürzte er sich auf Pete und begann, ihm Schnee hinten in die Jacke zu stopfen. Das war der Startschuss für ein allgemeines Handgemenge, in dem aufgestautem Hass mit Eis, Schnee und halb gefrorenem Matsch Ausdruck verliehen wurde.
    Frau Biber riss der Geduldsfaden. »Atomssöhne! Ewaldstöchter!«, sagte sie. »Denkt an die Spione! Die Wanzen! Die Überwachungskameras!«
    »Hier gibt es keine Überwachungskameras«, sagte ein Dachs und drückte auf den Auslöser.
    Frau Biber wollte ihn packen, doch sie griff daneben. »Uaah! Das reicht!«, schrie sie und pflanzte sich dann wütend auf ihr Hinterteil. »Für den Rest des Kapitels übernehme ich keine Verantwortung!« Während die Geschwister aufeinander eindroschen, begann Frau Biber ihre Verteidigungsrede zu schreiben. Vielleicht würde sie sie nicht brauchen, aber wenn sie alle als Gartenzwerge endeten, wollte sie auf keinen Fall dafür verantwortlich gemacht werden.

    Zwanzig Minuten später kamen die Perversie-Kinder mit durchweichten Klamotten und dazu voller Schrammen und blauer Flecke im Gefolge von Frau Biber an einen zugefrorenen Fluss.
    »Schön vorsichtig«, warnte Frau Biber die verdreckten Kinder. »Setzt eure Füße nur dorthin, wo ich hintrete, und zwar langsam. Es wäre schade, wenn einer von euch hineinfiele«, sagte sie, aber das war nicht ehrlich gemeint. Wenn es möglich war, einen Fluss tatsächlich kaputtzumachen , dann brachten diese grässlichen Gören es bestimmt fertig. Dann bogen sie um eine Ecke, und ein erstaunlicher Anblick bot sich ihnen.
    Sue schnappte nach Luft. »Was ist denn das?«
    »Das ist ein Damm«, sagte Pete in besserwisserischem Ton. Er hätte einen viel größeren Wortschatz gehabt, wenn alle Wörter wie Flüche klingen würden.
    »Wir sagen eigentlich eher Sperrwerk«, sagte Frau Biber.
    Die Konstruktion war gigantisch: Mindestens zehn Stockwerke hoch ragte der Wall aus kunstgerecht bearbeitetem Holz in den Himmel. Im unteren Teil befanden sich Luken, aus denen das Wasser ausströmen konnte, aber es war nur ein Rinnsal zu sehen.
    »Dahinter liegt ein See«, sagte Frau Biber. »Er ist sechshundertfünzig Hektar groß. Normalerweise könnte er zehn Millionen Kilowatt Strom im Jahr erzeugen - wenn nicht alles steinhart gefroren wäre. Und dass die gesamte Technik aus Holz besteht, ist ebenfalls ein Problem. Aber ich arbeite daran. Ohne Elektrizität kann Blarnia nicht wachsen.«
    »Ich finde ihn wunderbar«, sagte Loo völlig hingerissen. Sie hatte einmal eine Sendung über den elektrischen Stuhl gesehen.
    »Dann sag das bitte meiner...« Die Biberin sah zu Peter hinüber. Typen wie er machten ihr immer ein bisschen Angst. »Meiner Mitbewohnerin. Sie hält mich für verrückt. Aber sie wird ihre Meinung schon ändern, sobald sie die Mikrowelle kriegt, an der ich gerade arbeite. Ich muss nur noch herausfinden, wie ich die Kabel dünn genug schnitzen kann.«
    Während sie den Damm zu dem behaglichen Haus von Frau Biber hinaufstiegen, fragte Ed: »Wie haben Sie das gemacht? Ich meine, so ganz ohne Daumen und so?«
    Frau Biber hob einen Gegenstand hoch, der an ihrem Hals hing und legte ihn sich auf die Pfote. Sie hatten ihn alle bloß für eine besonders hässliche Halskette gehalten, aber es stellte sich heraus, dass es sich um ein hoch raffiniertes System von Schnüren handelte, an denen eine stummelige Daumenprothese befestigt war.
    »Erstaunlich«, sagte Ed.
    »Danke«, sagte Frau Biber. »Habe ich selbst gemacht.«
    Pete haute beim Gehen immer wieder mit dem Schläger gegen den Damm.
    »Hör auf!«, sagte Frau Biber. »Gib das her!« Sie entrang ihm den Schläger und warf ihn in den Fluss.
    Gespannt warteten Sue, Ed und Loo auf den Showdown. Stattdessen brach Pete in Tränen aus.
    »Na, na«, sagte Frau Biber und nahm ihn in den Arm. »Ist ja gut. Ich schnitz dir was Besseres.«
    »Etwas... Spitzes?«, fragte Pete unter Tränen.
    »Wenn du willst«, sagte Frau Biber. »Jetzt reiß dich zusammen und hör auf, mir den Pelz voll zu rotzen.« Sie setzten sich wieder in Bewegung, und bald waren sie oben

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