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Die Chroniken von Blarnia

Die Chroniken von Blarnia

Titel: Die Chroniken von Blarnia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Gerber
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Fuß - denselben, der eben noch unter dem Baumstamm gesteckt hatte.
    »Ich hoffe, davon hast du länger was!«, flüsterte sie ihrem Bruder zu. Er hatte einfach keine Manieren.
    Pete lachte, woraufhin Ed ihm auf den Fuß trat.
    Naomi, die unbedingt einen neuerlichen Krieg verhindern wollte, dachte rasch nach. Sie deutete auf den Holzscheit in Ruths Armen und sagte: »Ich glaube, da hat jemand Kacka gemacht!«
    Ruth hob Woody hoch und rieb ihre Nase an dem Holz. »Wer hat Kacka gemacht? Kacka-dada-duu?«
    Ed, der allergisch gegen Babysprache war, spürte, wie sich ihm der Magen umdrehte. Sue hingegen schloss Ruth sofort ins Herz. »Wie süß«, zwitscherte sie und ging zu dem Biber hinüber. »Ich heiße Sue. Was für ein reizendes Baby...«
    »Danke«, sagte Ruth. »Ich finde, er sieht Naomi ähnlich.«
    »Ich weiß nicht recht«, sagte Sue. »Ich finde, von Ihnen hat er auch viel... Das ist jedenfalls meine Schwester Loo... Loo, hör auf, den Hocker zu verschlucken!«
    »Wollte ich gar nicht«, sagte Loo und nahm das Stuhlbein aus dem Mund.
    »Sie müssen entschuldigen, sie ist ein bisschen V-E-R-H-A-L-T-E-N-S-...«
    »Bin ich nicht!«, sagte Loo zickig.
    »Was bist du nicht?«, fragte Sue.
    »Was auch immer du gerade buchstabierst!«
    Sue seufzte, ging jedoch nicht darauf ein. Manchmal war es geradezu körperlich anstrengend, so viel reifer zu sein als ihre Geschwister. »Und die beiden Jungs, die sich den Fuß halten, sind meine Brüder Pete und Ed.«
    »Hi«, sagte Ed.
    »Hi«, sagte Pete. Er entdeckte einen Zweig auf dem Fußboden. Um nett zu sein, hob er ihn auf und sagte: »Ist das Ihr Hund? Was ist das denn für eine Rasse?«
    Ruth lächelte matt und warf dann Naomi einen Blick zu, als wollte sie sagen: »Der hat ja wohl ne Schraube locker.«

Wie zu erwarten, war das Essen für die Perversie-Kinder eine höchst unangenehme Erfahrung. Fast eine Stunde verbrachten die Menschen damit, behutsam an den Holzplatten zu mümmeln, die ihnen, zu »Steaks« geschnitten, vor die Nase gesetzt worden waren.
    »Ih hab scho wiedan Schplidda«, sagte Loo.
    »Ich hab dir doch gesagt, du sollst langsam kauen«, erwiderte Sue. Pete hatte die ganze Platte im Mund und versuchte vergeblich, ein Stück mit den Zähnen herauszureißen. Ed hatte einen kleinen Fetzen vom Rand abgezogen und versuchte nun missmutig, daran zu saugen, um wenigstens etwas in den Magen zu bekommen. Sue hatte von ihrer Portion ein Stück Flechte abgepult. Ed wäre fast über den Tisch gesprungen, um es ihr zu entreißen, stellte aber fest, dass er dazu zu schwach war. Ihm blieb nichts anderes übrig, als leise vor sich hin zu fluchen.
    So hungrig die Perversie-Kinder auch waren, sie konnten beim besten Willen nicht erwarten, dass zwei Biber wie Menschen essen würden, mit Fleisch und Kartoffeln, Tee und Milchprodukten. Wie um alles in der Welt sollten Biber an solche Dinge herankommen? Glauben Sie etwa, Biber betreiben Schlachthöfe? Kein Schwein mit einem Funken Selbstachtung würde sich das gefallen lassen. Und wie würde wohl eine Kuh reagieren, wenn ein Biber sie zu melken versuchte? Eben! Sie würde genau das tun, was auch Sie tun würden, wenn ein Biber Sie zu melken versuchte! Sie würden die Polizei rufen, und niemand würde es Ihnen verdenken. Ruth und Naomi waren (wie alle Biber) strenge Vegetarier, und ihr Hang, Gästen Zellulose al dente zu servieren, war in ganz Blarnia berüchtigt.
    »Wir haben sonst nie Gäste«, sagte Ruth, und jetzt wussten die Kinder auch, warum.
    »Sobald ihr fertig seid«, sagte Naomi, »erzähle ich euch, was mit Herrn Dummnuss passiert ist.«
    »Fertig!«, riefen die Kinder wie aus einem Mund.
    »Ich dachte, ihr hättet Hunger«, sagte Ruth. »Ihr habt euer Essen ja kaum angerührt.«
    »Wir sind viel zu gespannt darauf, was aus... wie heißt er noch geworden ist«, sagte Ed.
    »Genau«, sagte Pete und gähnte.
    »Jemand sollte es ihr sagen«, raunte Naomi und reckte ihren künstlichen Daumen in Richtung Loo, die um den Tisch herumrannte und »Der Plumpsack geht um« spielte.
    Sue beugte sich zu Naomi hinüber. »Sie weiß es nicht, aber sie ist nur unsere H-A-L-B-S-C-H-W-E-S-T-«
    Loo blieb abrupt stehen. »Bin ich nicht! Was auch immer du gerade buchstabierst!«
    Wieder hatten die Biber das Gefühl, in einen unschönen Familienkrach hineingeraten zu sein. Naomi räusperte sich und sagte: »Also, was Herrn Dummnuss angeht...«
    »Ja?«, sagte Loo erwartungsvoll.
    »Er ist vermutlich... Ähm... Ich meine, die

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