Die Chroniken von Mondoria. Das Artefakt (German Edition)
Anführer meldete seinen Trupp an, dann konnten sie die Wachen passieren. Snip schaute sich die Sicherheitsvorkehrungen im Vorbeigehen genau an. Gut ein Dutzend Krieger versammelten sich dort. An der Seite standen massige Barrikaden, die im Notfall schnell zur Mitte geschoben werden konnten, um den Weg zu versperren. Dazu kamen die Ballisten, die Bikka bereits zuvor von seinem Aussichtspunkt aus entdeckt hatte. Vermutlich verfügten die Grünhäute auch noch über weitere Verteidigungsmechanismen, die sich aber so nicht einfach entdecken ließen. Wenige Augenblicke später betraten Snip und Nogg das Lager. Es verfügte in der Tat über riesige Dimensionen. Ein wahres Meer an Zelten, Hütten und auch einigen größeren Gebäuden erstreckte sich über mehrere hundert Meter. Scheinbar ohne Ordnung und Struktur. Dazwischen wuselten zahllose Grünhäute und gingen geschäftig ihren Aktivitäten nach. Mitten durch das Lager führte ein breiter schmutziger Weg, der direkt auf den Turm zuführte. Dieser thronte auf einem soliden Steinsockel, und hatte einen Durchmesser von vielleicht zwölf Metern. Das Erdgeschoss und zwei weitere Stockwerke waren komplett erhalten, das dritte Stockwerk lag in Trümmern. An den Außenwänden hingen zahlreiche Trophäen vergangener Kämpfe und Beutezüge: von erbeuteten Schilden über Fahnen und Waffen bis hin zu den Köpfen großer und gefährlicher Monster . Vor dem Turm standen mehrere Orks, die Wache hielten. Sie wirkten selbst für ihresgleichen ausgesprochen groß und kräftig. Zu beiden Seiten des Turms standen einfache quaderförmige Gebäude ohne Fenster. Auch vor ihren Türen hielten sich Wachen auf. Ein drittes solches Gebäude befand sich hinter dem Turm. Im Vergleich zu den anderen beiden besaß es eine wesentlich breitere Tür, ähnlich einem Scheunentor. Der Anführer des Trupps lenkte seine Krieger zu einem der seitlichen Gebäude. Die Wachen schlossen die Tür auf und die Grünhäute brachten ihre Beute hinein. Snip staunte nicht schlecht, als er sah, was hier nicht alles lagerte. Gold und andere Edelmetalle in allen Varianten, Waffen, Rüstungen, aber auch viel Schnickschnack. Hier würde er gerne man mit ein bisschen Zeit rumstöbern. Das könnte sehr ergiebig werden. Doch dafür fehlte jetzt die Zeit. Nachdem sie ihre Beute niedergelegt hatten, verließen die Krieger umgehend das Gebäude. Die Tür wurde wieder geschlossen und fest verriegelt. Danach entließ der Anführer den Trupp in den Feierabend. Die Grünhäute strebten nun in Richtung ihrer Behausungen. Snip und seine Gefährten schauten sich um. Vielleicht gab es auch hier ungenutzte Hütten. Und tatsächlich hier und da sah eine Hütte unbewohnt aus. Sie suchten sich die beste davon heraus und nahmen sie für sich in Beschlag. Keiner schien sich darum zu kümmern. Am Abend ging es zum allgemeinen Gelage. Alle Bandenmitglieder versammelten sich in der Mitte des Lagers. Essen und Trinken wurde gebracht, doch keiner rührte etwas an. Vielmehr schauten alle gebannt auf den Turm, als würden sie auf etwas warten. Schließlich öffnete sich die Tür und ein Hobgoblin trat heraus. Augenblicklich brandete frenetischer Jubel auf. Das konnte nur Yan Tu sein, schoss es Snip durch den Kopf. Mit einem breiten Grinsen näherte sich der Bandenchef seiner Meute. Zwischen seinen Zähnen funkelte es golden. Quer über sein Gesicht, haarscharf am rechten Auge vorbei, verlief eine gezackte Narbe. Auf dem Kopf trug er ein rotes Tuch, das in Piratenmanier gebunden war. Im linken Ohr glitzerte ein goldener Ohrring, der einen Totenkopf darstellte. Seinen muskulösen Körper hatte er ganz in dunkles Leder gekleidet. Zwei lange Messer steckten über Kreuz in seinem Gürtel. Begleitet wurde Yan Tu von vier kräftigen Orks, die sich im Viereck um ihn herum gruppiert hatten. Als er näher kam, teilte sich die Menge vor ihm. Leichtfüßig sprang er auf eine herumliegende Kiste . Mit einem Mal wurde es mucksmäuschenstill. Dann begann er zu sprechen und zog damit augenblicklich alle in seinen Bann. Er besaß eine sehr angenehme Stimme. Und mit ihr entfaltete sich ein Charisma, das man dem Hobgoblin auf den ersten Blick niemals zugetraut hätte. Die Worte, die aus Yan Tus Mund flossen, legten sich wie ein sanfter Hauch um und auf die Zuhörer und lullten sie vollkommen ein. Es fühlte sich einfach gut an – und richtig. Die Grünhäute gaben sich ganz der Geborgenheit hin. Alles Negative verschwand. Kein Zweifel, keine Angst blieb zurück. Sie
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