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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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wirkte, nahm Kiran nichts anderes mehr wahr als Ruslans Hand, die ihn festhielt und führte. Dann   …
    Kiran schreckte vor dem Weiteren zurück. Sein ganzes Wesen sperrte sich gegen die Erinnerung. Kurz sah er Simons gespannte Miene, spürte das brennende Zeichen auf der Stirn. Simon sprach barsch ein paar Worte. Der Zauber zerrte an Kiran und riss ihn zurück in die Erinnerung. Anstatt sich dagegen zu stemmen, warf er sich mit einer Wucht hinein, die ihn an dem Ritual vorbeitrug, tiefer in die Vergangenheit.
    Kiran saß rittlings auf der hohen Mauer und sah zu, wie unten die Kätzchen auf den sonnigen Steinplatten spielten. Es waren wilde Katzen, die gemeinhin getötet wurden, doch diese lebten in dem ummauerten Anwesen eines einsiedlerischen Mannes, der einmal für S onnenauge gearbeitet hatte und den es nicht zu stören schien, dass seine Außenhöfe langsam verfielen. Die großen Bodenmosaike waren vom Sand stumpf geworden und hatten Sprünge bekommen, und in den Ecken wuchs Wirbelkraut. Die Katzenmutter zeigte sich selten. Sie war mager und blieb lieber im Schatten, aber die Kätzchen waren mutiger. Sie wagten sich auf die warmen Steine, sprangen übereinander und jagten Eidechsen.
    »Wonach schaust du?«
    Kiran drehte sich so schnell um, dass er fast von der Mauer gefallen wäre. Auf dem Gehweg stand ein Mädchen und sah zu ihm hinauf. Es war in seinem Alter, dreizehn oder vierzehn. Seine dunklen Locken waren zu einem Zopf geflochten. Es trug eine weite Bluse und Hosen, die schlicht, aber sauber waren, und um die schmale Taille eine bunte Schärpe. Es hatte einen Korb mit Päckchen bei sich. Kiran hielt es für eine Dienerin oder die Tochter eines Ladenbesitzers, die einen Botengang machte.
    Statt zu antworten, zuckte er bloß die Achseln und hoffte, es damit abzuwimmeln.
    »Du sitzt jede Woche da. Ich möchte nur wissen, was so interessant ist.«
    Der Schreck löste ihm die Zunge. »Du bist mir gefolgt?«
    Das Mädchen zuckte nun ebenfalls die Achseln und stellte den Korb ab. Die Hände in die Seiten gestemmt schaute es an der Mauer hinauf, ergriff dann eine holzige Karvaranke, die an den Steinen festgewachsen war, und zog sich ein Stück weit daran hinauf. Dann streckte es Kiran eine fordernde Hand hin. »Hilf mir.«
    Kiran zögerte erst, nahm sie aber doch und zog. Das Mädchen schwang ein Bein über die Mauerkrone und saß ihm schließlich gegenüber. Mit großen Augen schaute es ihn an und dann in den Hof. »Oh«, sagte es, als es die Kätzchen entdeckte, und klang enttäuscht. »Ich hatte auf etwas viel Besseres gehofft.«
    »Zum Beispiel?«, fragte Kiran unwillkürlich neugierig.
    Seufzend blies es sich eine Locke aus der Stirn. »Ich weiß nicht. E inen frisch geschlüpften Drachen vielleicht? Etwas Besonderes, von dem ich meiner Familie erzählen kann. Seit wir nach Ninavel gezogen sind, arbeiten sie den ganzen Tag an ihren kostbaren Geschäftsbüchern und beachten mich gar nicht mehr.«
    Eine Kaufmannstochter also, trotz der schlichten Kleidung. »Drachen gibt es nicht«, sagte Kiran.
    »Woher willst du das wissen?« Sie sah ihn herausfordernd an. »Hier leben nämlich viele Magier, weißt du. Da könnte doch einer mal einen Drachen gezaubert haben. Einen magischen Drachen.« Sie funkelte ihn schelmisch an. »Als Sechavehs Enkelin heiratete, ließ er von seinen Magiern ein Gespann Einhörner herbeizaubern, das ihre Kutsche zog.«
    Kiran wollte ihr schon antworten, das sei wahrscheinlich bloß ein Trugbild gewesen und dass es immense Kräfte erforderte, um ein fantastisches Tier zu erschaffen, aber dabei fiel ihm ein, dass er eigentlich gar nicht mit ihr reden durfte.
    »Ich sollte jetzt gehen«, murmelte er und griff nach einer Ranke. Wenn er nicht bald heimkehrte, würde Ruslan wissen wollen, warum er so lange gebraucht hatte, um magietaugliches Silber zu kaufen. Und wenn Ruslan zu dem Schluss käme, Kiran sei zu dieser Nathahlen zu freundlich gewesen   … Energisch packte er die Ranke, um sich von der Mauer zu schwingen.
    Doch er ließ sich noch einmal aufhalten. »Wie heißt du?«, fragte sie. Er schüttelte den Kopf und wich ihrem Blick aus. Sie lächelte gewinnend. »Ach komm, sei nicht so schüchtern. Ich heiße Alisa. Mein Onkel hat mich gewarnt, dass die Jungen in Ninavel nicht so wohl erzogen sind wie bei uns im Osten, aber du siehst sicher ein, dass du mir jetzt deinen Namen sagen musst, sonst wärst du furchtbar unhöflich.«
    Er hatte noch niemanden so lächeln sehen. Es war, als

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