Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
Vom Netzwerk:
Er war kalkweiß und hatte kohlschwarze Ringe unter den Augen. Seine Pupillen waren stark geweitet, und er biss die Zähne derartig zusammen, dass die Kiefermuskeln hervortraten.
    »Mensch, Junge, dir geht’s wohl nicht so gut, hm?« Ich streckte die Hand nach ihm aus. Er wich ruckartig zurück, als hätte ich ein Messer gezückt.
    »Fass mich nicht an!« Zum ersten Mal klang er wie ein Nobler, voll der arrogante Befehlston. Aber seine schreckgeweiteten Augen versauten die Wirkung. Er kam einem eher vor wie ein Tier in der Falle. Ich hob beschwichtigend die Hände.
    »Ist ja gut, beruhige dich   …«
    Er sprang auf und rannte weg, ehe ich mit dem Satz fertig war. Zwei Kutscher kamen ihm entgegen, und Kiran sprang so unbedacht zur Seite, dass er gegen einen Wagen prallte und hinfiel. Einer der beiden rief ihm etwas zu, doch Kiran rappelte sich hastig auf und rannte weiter. Er flitzte zwischen den Wagen hindurch und verschwand im Katzenkrallendickicht. Die Kutscher starrten ihm mit offenem Mund nach.
    Tja, scheiße. So viel zum Unauffälligbleiben. Was im Namen Khalmets war mit dem los? Ich sprang auf und zögerte dann. Wenn ich ihm sofort hinterherrannte, würde es nur noch mehr Gerede geben. Nein, ich sollte ein bisschen abwarten, dann zu den Katzenkrallen rüberschleichen und ihn suchen, bevor es dunkel wurde. Sofern er bis dahin nicht von selbst zurückgekommen war. Wenigstens konnte er sich hier nicht groß verlaufen. Wenn er jedoch in seiner Panik über eine Wurzel stolperte und sich seinen dummen Schädel einhaute, konnte ich meinen Lohn in den Wind schreiben.
    Ich begab mich zu unserem Wagen. Cara und Jerik waren schon dabei, die Knoten zu lösen und die Vorräte zu mustern. Cara zog eine Braue hoch. »Der Junge ist schneller, als er aussieht. Aber er hat noch allerhand zu lernen.«
    »Stadtjunge.« Ich gab mir Mühe, abfällig zu klingen, anstatt überrascht und verärgert. »Der hat sich vor Angst fast in die Hosen gemacht, vielleicht sogar buchstäblich.«
    Cara schnaubte. »Da hast du ja einen schönen Lehrling. Oder hast du ihn etwa bloß mitgenommen, um im Bett Spaß zu haben?« Ich zog eine Grimasse und langte an einen Knoten, aber sie hielt mich auf. »Lass sein. Ich will, dass du die Strecke erkundest, solange es noch hell genug ist. Wenn vor uns irgendwo Felsbrocken heruntergekommen sind, soll Meldon das besser heute noch erfahren und nicht morgen früh erst auf Meldung warten müssen.«
    Ich verkniff mir meine Beschwerde, denn mir war klar, warum Cara mich schickte. Von uns dreien war ich mit Abstand der schnellste Kletterer, erst recht auf unerprobter Route. Um freie Sicht in die übrige Schlucht zu haben, würde ich an einer der scharfkantigen, senkrechten Felsrippen bis zur Spitze hochklettern müssen. Aber verdammt noch eins, selbst wenn ich mich beeilte, würde ich es kaum vor Einbruch der Dunkelheit wieder bis ganz nach unten schaffen. Das war’s dann mit meinem Plan, Kiran suchen zu gehen. Leise fluchend stellte ich mir vor, wie ich mich im Dunkeln durch die Katzenkrallen schlug. Besser, er hätte sich bis dahin beruhigt und den Rückweg allein gemacht.
    »Du sorgst dich um den Jungen? Lass nur. Jerik und ich werden nach ihm Ausschau halten.« Caras blaue Augen guckten für meinen Geschmack viel zu neugierig.
    »Hab seiner Familie versprochen, dass er bei mir sicher ist. Das ist alles«, brummte ich und langte nach dem Korb mit den Kletterhaken. Normalerweise würde ich lieber abklettern, als mich abseilen   – das stellt keine Herausforderung dar –, aber damit wäre ich schneller wieder unten.
    Auf der anderen Seite des Wagens hörte ich Jerik laut lachen. »Sicher? Als Vorreiter?« Seine Stimme war tief und rau, wahrscheinlich weil seine Stimmbänder selten benutzt wurden. Ihmmusste man jedes Wort einzeln abringen, und das war ungefähr so schwierig wie Griffe in Granit zu schlagen.
    »Nicht jeder Lehrling bleibt bei der Stange«, erwiderte ich, und das stimmte sogar. Manch angehender Vorreiter überlegte es sich anders, wenn er zum ersten Mal einem Absturz knapp entgangen war. Genau die richtige Ausrede, wenn ich später in Kost ohne Lehrling den Rückweg antrat.
    Ich warf einen Satz Kletterhaken, einen Hammer, ein Hanfseil, meine Kletterstiefel und einen Wasserschlauch in einen Rucksack. »Ich wette, dass ich wieder hier bin, bevor Harken das Essen austeilt.« Wenigstens würde ich Kiran von dort oben sehen können, außer er wäre sehr tief ins Dickicht gelaufen.
    Cara schaute zum

Weitere Kostenlose Bücher