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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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gesehen, wie flink und geschickt die beim Knoten waren. Da könnte er nicht mithalten, selbst wenn ihm nicht vor Erschöpfung alle Glieder wehgetan hätten. Er hoffte nur, dass sie damit fertig würden, ehe seine Finger nachgaben.
    Im Westen war es dunkel geworden. Eine Gewitterwand stand über dem gezackten Kamm, und Windböen wirbelten Steinchen und Sand auf, der Kiran in die Augen stach. Schlimmer war das Brennen der Magie in den Nervenbahnen. Damit wurde sein Verdacht zur Gewissheit: Das war kein natürlicher Sturm, ganz gleich, was Dev meinte. Durch diese Wolkenbank kringelten und wanden sich magische Kräfte. Außer ihm sah das hier niemand, doch jeder Blitz würde wie ein Rammbock gegen seine mentale Barriere schlagen. Und wenn die fiele   … Kiran schauderte. Dann hätte Ruslan ihn in den Fingern, und eine zweite Chance zur Flucht würde es nicht geben.
    Dicht hinter ihm wisperte Magie. Erschrocken drehte er den Kopf und hätte beinahe das Öltuch losgelassen.
    »Nur ruhig, Junge, ich bin’s.« Harken klopfte ihm freundlich auf die Schulter. »Der Sturm macht dich nervös, was? Die Tiere auch.« Er deutete auf die angebundenen Pferde der Vorreiter, die schnaubend die Köpfe schüttelten. »Selbst die gutmütigen, ausgeglichenen mögen es nicht, wenn’s blitzt und donnert. In solchen Fällen können wir Kutscher leicht Abhilfe schaffen.« Er öffnete die Faust. In seiner schwieligen Hand blinkte ein Häufchen daumennagelgroßer Plättchen, von denen jedes mit einem schnörkeligen Schriftzeichen versehen war.
    »Dämpfungsamulette?« Kiran schaute verwundert auf die harmlosen Zaubermittel und schalt sich, weil er so heftig darauf reagiert hatte.
    Harken lächelte beifällig. »Ganz genau, Junge. Stecke eins ans Halfter«, er ging zum nächsten Pferd und klemmte ein Amulett hinter einen Riemen des Geschirrs, »und schon steht auch das empfindlichste Tier das Gewitter ruhig durch. Es dämpft ihr Gemüt nicht restlos   – das würden sie auch nicht mögen –, aber gerade so weit, dass sie das Donnern und Blitzen nicht mehr zur Flucht treibt.« Er zog ein Messer aus dem Gürtel, stach sich in den Daumen und schmierte einen Tropfen Blut auf das Amulett, um es wirksam zu machen.
    Kiran kam eine Idee. »Das ist   … sehr interessant. Darf ich mir mal eins ansehen?«
    »Klar.« Harken warf ihm eins auf das Trittbrett. »Ich hab reichlich davon.«
    Kiran ließ das Öltuch los, um das Plättchen in die Hand zu nehmen. Etwas so Kleines, Schlichtes würde sein Amulett nicht störend beeinflussen und könnte den kommenden Angriff auf seine Sinne ein wenig lindern, mit etwas Glück so sehr, dass sich seine Barriere dadurch aufrecht erhalten ließ.
    »He!« Ein Ruck an dem Öltuch riss Kiran aus seinen Gedanken. »Lass schon los!«, sagte Dev ärgerlich mit einem Seil in der Hand. »Ich kann das nicht festknoten, wenn du so stark ziehst.«
    »Verzeihung.« Kiran ließ los und steckte Harkens Plättchen in die Tasche. Das Gewitter war noch weit weg, man hörte nur fernes Donnergrollen, doch jeder Blitz sandte einen brennenden Schmerz durch seine Nervenbahnen. Dev wurde mit dem Knoten fertig und winkte Kiran, er möge ihm helfen, eine Zeltplane aufzuspannen. Das eine Ende befestigte er an einem Felsbrocken, das andere Ende verankerte er mit Pflöcken im Boden, sodass sie ein schräges Schutzdach mit zwei offenen Seiten erhielten.
    »Wahrscheinlich wird es nicht regnen, aber besser, wir sindvorbereitet«, rief er gegen eine starke Windbö. Kiran biss die Zähne zusammen und versuchte, sich auf seine Aufgabe zu konzentrieren und nicht auf den unheildrohenden Himmel zu achten. Als Dev sich abwandte, um die Festigkeit der Pflöcke zu prüfen, schob Kiran sich das Plättchen in den Sockenbund an die Haut. Zum Glück mussten nur die Unbegabten Amulette mit ihrem Blut aktivieren. Ihm wurde grau vor Augen, und beim nächsten Blitz schoss es ihm nicht mehr ganz so schmerzhaft durch den Leib.
    Dev zog Kiran unter die Zeltplane und setzte sich auf die zusammengefalteten Decken. »Jetzt warten wir«, sagte er. Seine Stimme klang schwach und blechern.
    Kiran zog die Knie an und schlang die Arme darum, um sein Zittern zu verbergen. Es blitzte, und der folgende Donnerschlag verlor sich in dem schallschluckenden weißen Feuer in Kirans Kopf. Solche Kräfte, so nah   … Trotz des kleinen Dämpfungszaubers drohten sie seine Barriere einzureißen. Unter seinem Hemd brannte Funken sprühend Lizavetas Amulett. Er hoffte inständig, es

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