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Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier

Titel: Die Chroniken von Ninavel – Die Blutmagier Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Courtney Schafer
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können. Du verdammter Idiot! Glaubst du, du kannst dich darüber hinwegsetzen, was ich sage, nur weil du einer von den Noblen bist? Noch mal so eine Nummer, und du kannst dich allein aus dem Dreck ziehen.«
    »Es tut mir leid, hörst du?« Seine blauen Augen blickten zerknirscht. »Hast du denn noch nie aus einem Gefühl heraus gehandelt, ohne vorher nachzudenken?«
    Ich machte den Mund auf, um Nein zu sagen, brachte die Lüge aber dann doch nicht heraus. Nicht, wo die Erinnerung an meine letzte Nacht mit Jylla noch so frisch war. Hätte ich kühlen Kopf bewahrt, hätte ich mit ihr verhandeln und verhindern können, alles zu verlieren. Aber nein, ich hatte meiner Wut freien Lauf gelassen und sie nach Kräften beleidigt. Wenn man so lange mit jemandem zusammenlebt wie ich mit Jylla, weiß man, wo es demjenigen am meisten wehtut. Natürlich gilt das für beide Seiten. Am Ende dieser Nacht hatten wir Dinge gesagt, die wir weder verzeihen noch vergessen würden. Und da sieht man, wohin mich das gebracht hatte.
    »Beim nächsten Mal denk vorher nach«, knurrte ich. »Die Sache ist kein Kinderspiel. Beim Grenzübergang riskieren wir unser Leben.«
    »Ich weiß«, sagte er leise. Bei seinem ernsten Ton legte sich meine Wut. Stirnrunzelnd betrachtete ich die dunklen Ringe unter seinen Augen.
    »Hast du dich einigermaßen gefangen? Du wirkst noch immer ein bisschen   …« Ich wackelte mit der Hand.
    »Es geht mir gut.« Der sture Blick war wieder da.
    »Na, wie du meinst«, brummte ich und stand auf. »Dann komm, es gibt Essen.«
    Allerdings nicht viel, da wir noch kein Wasser zum Kochen hatten. Als ich Kiran seine Ration an Dörrfleisch, Zwieback und Trockenobst gab, stieß er einen traurigen Seufzer aus. Harken und ich kicherten, und sogar Jeriks Mundwinkel zuckten.
    »Ist der letzte Abend mit dem Zeug, Junge.« Harken sah Kiran mitfühlend an. »Morgen Abend werden wir weiter oben sein, wo der Bach ordentlich fließt. Und du wirst von meiner Kochkunst nicht enttäuscht sein, das verspreche ich.« Er beugte sich vom Kutschbock nach hinten, um in die Vorräte zu greifen. »Bis dahin habe ich einen kleinen Leckerbissen für uns.« Er zog einen faustgroßen Beutel hervor, der Kümmelküchlein mit Pfirsichblütenhonig und Zimt enthielt.
    »Du bist erstaunlich, Harken«, nuschelte ich mit vollem Mund. Er grinste mich an, und der warme Schein der Laternen milderte die scharfen Linien seiner Jahre.
    »Ihr Vorreiter seid nicht viel anders als die Gäule. Gibt man euch ab und zu einen Leckerbissen, bleiben alle zufrieden.«
    Schritte knirschten, und man hörte Caras helles, klares Lachen näher kommen, begleitet vom undeutlichen Gemurmel eines Mannes. Ich spähte durch das Laternenlicht in die Dunkelheit. Die Männerstimme kannte ich ebenfalls.
    »Hoffe, ihr habt mir was übrig gelassen, Jungs.« Cara trat zusammen mit ihrem Begleiter ins Licht. Ich hatte richtig gehört. Verflucht noch eins, konnte Pello sich nicht mal für einen Abend um seinen eigenen Kram kümmern?
    Er nickte uns allen zu, so freundlich es nur ging, aber mein Ärger kochte hoch, als er Kiran einen Moment länger ansah als die übrige Runde. »Ich dachte, ich geb dir die Ahle vor morgen früh zurück«, sagte er zu Harken und gab ihm das Werkzeug. »Besten Dank fürs Leihen.« Vor Cara machte er ironisch lächelnd eine übertriebene Verbeugung. »Und hab Dank für deineentzückende Gesellschaft unterwegs. Möge Suliyya dir gewogen sein.«
    Caras Augen funkelten spöttisch. »Ich liebe Männer mit glatter Zunge.«
    Ich verkniff mir ein angewidertes Schnauben. Pello hatte nicht lang gebraucht, um auf den besten Vorwand zu kommen, mit dem er bei unserem Lager herumlungern konnte. Cara tändelte gern mit jedem, sofern er kein Höhlenbär war. Sie hielt sich immer an ihren Grundsatz, mit Vorreitern keine Bettgeschichten anzufangen, ihre Bewunderer hofften freilich trotzdem auf Erfolg. Ich bezweifelte nicht, dass Pello diese Rolle liebend gern spielte.
    »Freut mich, dass ich aushelfen konnte«, sagte Harken zu ihm, während er Cara ihre Abendration austeilte. Wenigstens bot er Pello nichts von den Kümmelküchlein an. »Bei dem garstigen Sturm wundert es mich, dass nicht mehr Planen gerissen sind.«
    Pellos Miene wurde ernst. »Vielleicht könnt ihr Vorreiter einem Mann, der auf der Westroute neu ist, eine Frage beantworten. Gibt es hier so früh im Jahr öfter so starke Gewitter?«
    Kiran wurde still. Seit Pello bei uns aufgekreuzt war, starrte er schon auf den

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