Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
bereits abgebaut und die Versorgungswagen schon unterwegs, als der Fürst und seine Begleiter eintrafen. Alle Soldaten waren gerüstet und zum Marsch bereit. »Rüstung anlegen«, befahl Noïrun Rowarn, während er und Olrig sich ihre eigenen Sachen reichen ließen. »Je näher wir Ardig Hall kommen, desto mehr müssen wir auf alles gefasst sein.« Er zeigte sich zufrieden über die Aufstellung, die Morwen vorgenommen hatte.
Rowarn wartete, bis Noïrun sich mit dem Kupferhengst an die Spitze gesetzt hatte, und passte dann Olrig ab, der sich noch im Mittelfeld aufhielt. Die berittene Schar flankierte die Fußsoldaten, die eifrig ausschritten. Die meisten von ihnen gehörten zu den Hundertfünfzig aus Inniu, doch es war keiner von Rowarns Freunden dabei. »Hat er es dir gesagt?«
»Was gesagt?« Der Kriegskönig hatte die Zügel seines Schimmels am Knauf befestigt und beschäftigte sich damit, liebevoll sein Messer zu polieren.
»Was ich gestern gehört habe. Dass er erkannt wurde.«
Olrig ließ die Hand sinken und blickte zu Rowarn. »Erzähl mal genauer.«
Rowarn berichtete alles, und das Gesicht des Zwerges verfinsterte sich. »Nein, natürlich hat er mir nichts davon gesagt. Das sieht ihm ähnlich«, brummte er. »Wahrscheinlich hat es sich schon wie ein Lauffeuer herumgesprochen, und jetzt bläst das ganze Land zur Jagd.«
»So ernst ist es?« Rowarn wurde blass.
Olrig seufzte. »Femris hat schon vor einem Jahr ein Kopfgeld auf Noïrun ausgesetzt. Er hat ihm damals in der Schlacht einen Speer in die Schulter gejagt. So nah wie unser Freund ist dem Unsterblichen noch keiner gekommen, mit Ausnahme vielleicht von Angmor, von dem ich dir gestern erzählte.«
Rowarns Bewunderung für den Fürsten stieg fast ins Grenzenlose. »So gut ist er ...«
»Er ist der Beste von uns allen, junger Freund.« Olrig schlug mit der flachen Hand auf den Sattel. »Ich habe ihm gesagt, er soll nicht nach Ennishgar gehen, sich in überhaupt keiner Stadt blicken lassen! Aber er nimmt die Warnungen einfach nicht ernst. Ein Glück nur, dass es nicht mehr weit ist!« Seine buschigen Augenbrauen zogen sich zusammen. »Vor Strauchdieben sind wir mit diesem Aufgebot immerhin sicher. Denn du kannst gewiss sein, Rowarn, dass jeder Taugenichts diesseits und jenseits des Goldflusses versuchen wird, sich diese Belohnung zu verdienen, gleichgültig, zu welcher Seite er gehört.«
»Ich lasse den Fürsten keinen Moment mehr aus den Augen«, versprach Rowarn. »Ich habe vergangene Nacht Wache gehalten, und das werde ich auch weiterhin tun.«
Olrig kratzte sich grübelnd den Bart. »Aber niemand weiß, wer vom Feind unterwegs ist. Ich hörte gestern von marodierenden Truppen, die Femris umherschickt, um Unsicherheit zu verbreiten.« Er hob sich im Sattel und blickte sich um. »Hol Morwen«, befahl er dann.
Rowarn machte sich auf den Weg und kehrte bald darauf mit Morwen zurück, der er unterwegs alles erzählt hatte.
»Dieser verrückte alte Mann, einfach so zu tun, als wäre nichts«, stieß sie hervor, als sie bei Olrig eintrafen. »Was soll ich tun, Olrig?«
»Geh mit deinen Schützlingen Fährtenlesen üben«, sagte der Kriegskönig. »Stell eine Vorhut Späher zusammen, und während der Rast heute Mittag brecht ihr auf. Rowarn und ich übernehmen dann die Nachhut. Fünf Mann von der Schar begleiten den Tross. Bis zur Rast bleibt ihr beide in seiner Nähe.«
»Zu Befehl«, sagte Morwen und trieb ihr Pferd an. Rowarn folgte ihr, und eine Weile trabten sie schweigend nebeneinander, den Fürsten immer in Sichtweite.
»Nette Rüstung«, sagte Morwen schließlich. »Mein Vater hat sich nicht lumpen lassen. Steht dir wirklich gut.«
»Danke«, sagte er verlegen. »Ich fühle mich noch nicht ganz wohl damit. Ich glaube, sie ist mir etwas zu groß.«
Sie lächelte. »Du wirst sie dir bald verdient haben, Rowarn. Selbst der beste Krieger braucht eine gute Rüstung, um geschützt zu sein, und erst recht der schlechteste.« Sie warf ihm einen undeutbaren Seitenblick zu. »Gefällt dir Ennishgar?«
»Ich war noch nie in einer so großen Stadt«, antwortete Rowarn. »Sehr beeindruckend, mit diesen gewaltigen Häusern aus Stein, aber merkwürdigerweise nicht bedrückend.«
»Und beherrscht von Zwergenfrauen«, meinte Morwen leichthin, aber Rowarn merkte deutlich, dass er jetzt auf gefährliches Pflaster kam. »Eine ganz neue Erfahrung, stimmt's?«
»Die Lebensweise der Zwerge ist sehr verschieden von unserer, und interessant«, äußerte er
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