Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Himmel ab, und tatsächlich: In weiter Ferne und großer Höhe wurden lange, dünne Striche sichtbar, die durch das Wetterleuchten flogen – oder es mit sich brachten, zusammen mit dem Donner. Und sie kamen rasend schnell näher. Der Zwerg stieß einen Schrei aus, allerdings in großem Jubel. Rowarn fuhr zusammen und sah ihn völlig verblüfft an.
»Das ist Angmor!«, rief der Kriegskönig.
Als der Name fiel, war es wie ein magisches Lauffeuer. Vor allem unter den Zwergen wurde der Ruf innerhalb eines Lidschlags aufgenommen und pflanzte sich in rasender Geschwindigkeit durch das ganze Heer fort.
Rowarn stutzte, auch er hatte den Namen schon einmal gehört. Wo war das doch gleich gewesen? Dann erinnerte er sich: In Ennishgar, als sie Pyrfinn, den Läufer der Zwerge, getroffen hatten. Er und Olrig hatten über ihre Hoffnung gesprochen, dass Angmor der Waldlöwe nach Ardig Hall kommen würde. Der Visionenritter, ein ähnlich legendärer Held wie Tamron.
» Angmor !«, brüllte Olrig und hob die Axt.
»ANGMOR!«, donnerte es weithin schallend vom Heer, als die riesigen, Luft aufwirbelnden, federlosen Vögel bereits heran waren und schneller als Pfeile über die beiden Heere hinwegflogen. Und für einen Moment schien die Welt in Wetterleuchten und Gewittergrollen unterzugehen, als sich der Himmel verfinsterte und schwarz geballte Wolken dahinrasten. In diesem Augenblick erschien auf der nordöstlichen Hügelkuppe ein gewaltiges Pferd mit einem Mann in Rüstung. Daneben lief eine große, kurzschwänzige Katze mit langen Pinselohren.
Für Olrig gab es keinen Zweifel. »Er ist es! Der Waldlöwe ist zurückgekehrt! Angmor! Angmor!« Strahlend schrie er Noïrun an: »Habe ich es dir nicht gesagt, damals in Ennishgar? Er wird uns nicht im Stich lassen, habe ich gesagt, und er wird kommen, habe ich gesagt, und nun ist er hier !« Dann setzte er in rhythmischer Euphorie fort: »Ang-mor! Ang-mor! Ang-mor!«
Seine Begeisterung riss die Kämpfer mit, und erneut fielen sie in seinen weithin schallenden Ruf ein, der sich an den Bäumen der umliegenden Wälder brach und tausendfach zurückgeworfen wurde, während der Feind sich umwandte, stockte und nun ebenfalls den Namen raunte, aber keineswegs in freudiger Erwartung.
»Was ist das für ein Tier?«, fragte Rowarn und deutete auf die Riesenkatze.
»Graum, der Schattenluchs«, antwortete Fürst Noïrun anstelle von Olrig, der momentan für die Beantwortung von Fragen keine Zeit hatte. »Obwohl ich dem Visionenritter nie begegnet bin, weiß ich, dass er von diesem Tier begleitet wird – ein untrügliches Zeichen, dass er es tatsächlich ist.« Inzwischen hatte auch ihn die Begeisterung angesteckt; er konnte davon nicht unberührt bleiben. Bewegt schlug er sein Schwert an den Schild. »Kaum zu fassen, dass er noch lebt – und gekommen ist! Olrig, ich werde nie mehr an dir zweifeln!«
Das schmetternde Wiehern des mächtigen Rosses erscholl bis hierher, und dann fegte es in gestrecktem Galopp den Hügel hinunter, was den Boden bis unter Windstürmers Hufe erzittern ließ, der daraufhin nervös trippelte. Der Schattenluchs hielt mühelos mit dem Pferd mit.
Ein Aufschrei ging nun durch die Reihen der Feinde, und das Heer wogte hin und her, unschlüssig, was es tun sollte, und zerfaserte bereits an einigen Rändern.
»Sollten wir nicht ...«, begann Rowarn, aber Olrig winkte grinsend ab.
»Lass ihn nur machen, Junge.«
Der Fürst, der sein Pferd gerade antreiben wollte, verhielt ebenfalls. »Wir sollen nicht angreifen?«
»Ganz recht, Freund. Schone deine Soldaten, ihre Stunde wird kommen. Das hier ist wichtig, um die Gegenseite zu demoralisieren. Vertrau mir.«
In diesem Moment hatte der Visionenritter die magische Barriere durchbrochen und erreichte schon die vorderste Front der Dubhani. Ein gewaltiges Durcheinander entstand, als er, ohne das Tempo zu verringern, mit einem geflammten, gleißenden Langschwert nach allen Richtungen hieb und sich mit gewaltigen Schlägen die Bahn freimachte. Der Schattenluchs ließ ein heiseres Gebrüll erklingen, sprang mit offenem Rachen und ausgefahrenen Krallen die Feinde an, die es törichterweise wagten, sich ihm in den Weg zu stellen, und streckte sie innerhalb weniger Herzschläge einen nach dem anderen mit fetzenden Prankenhieben und kraftvollen Bissen nieder; auch er verlor dabei kaum an Geschwindigkeit.
Schon nach wenigen Augenblicken fiel die Ordnung des feindlichen Heeres endgültig in sich zusammen. Wie Wasser aus einem
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