Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
weit von ihm. Mit traumwandlerischer Sicherheit entging er jedem Pfeilhagel.
Der Visionenritter gab den Dämonen Befehle, und sie stürmten in geschlossener Formation los. Auch die Bogenschützen und Speerwerfer erhielten Anweisungen, denn plötzlich sirrten Pfeile und Speere durch die Luft – allerdings scheinbar völlig ziellos irgendwohin.
Und dann erfuhr Rowarn, was die besondere Gabe des Ritters war, und wieso sein Orden diesen Namen trug. Denn während die Pfeile und die Speere scheinbar ziellos unterwegs waren, rannten die feindlichen Soldaten plötzlich hinein , ohne ausweichen zu können! Nicht ein einziger Pfeil oder Speer verfehlte sein Ziel, und reihenweise stürzten die Krieger wie gefällte Bäume, jeder ohne Ausnahme zu Tode getroffen.
Das ist unglaublich !, dachte Rowarn staunend, der seinen Augen kaum traute. Wie bringt er das zuwege?
Wie wenige Stunden zuvor schon brach erneut Panik in Femris’ Heer aus. Angmor gab weiter seine Befehle, und wieder sah es so aus, als liefen die Verteidiger von Ardig Hall ziellos irgendwohin, schleuderten Speere oder hoben Lanzen, hieben mit den Schwertern um sich – und kurz darauf fielen ihre Gegner, ohne auch nur die Gelegenheit zur Abwehr zu bekommen oder ihre Strategie ändern zu können.
Da begriff Rowarn. » Er sieht es voraus «, flüsterte er fassungslos. »Er weiß, was geschieht ... was sie als Nächstes tun werden ... und positioniert rechtzeitig unsere Soldaten ...«
Olrig nickte. »Das ist das Geheimnis seines Ordens. Angmor ist der absolute Meister darin, es gab wohl keinen, der jemals unfehlbarer war als er.«
Rowarn wandte schaudernd den Blick. »Dies ist wirklich eine Schlacht ... ein grausames Gemetzel, aber nur für eine Seite. Obwohl ich mich freuen sollte, kann ich es kaum mit ansehen.«
»Krieg ist nie ein schöner Anblick, Rowarn«, bemerkte der Fürst. »Aber zum ersten Mal wendet sich das Blatt eindeutig zu unseren Gunsten, und wir gewinnen Boden, anstatt ihn nur zu verteidigen.«
Das Heer von Femris befand sich inzwischen in völliger Auflösung. Die Sonne machte sich gerade auf den Weg in den tiefen Westen, als die Dubhani scharenweise die Flucht ergriffen, aber nun zeigte sich erst wirklich Angmors Können. Denn die Einkreisung des Feindes war nach einem bestimmten Muster vor sich gegangen. Rowarn hatte sich bereits darüber gewundert, wie viele Lücken es zwischen den Truppen von Ardig Hall gab. Nun wusste er es. Die Feinde sahen in ihrer kopflosen Panik genau diese Lücken und steuerten unwillkürlich darauf zu. Die Falle schnappte zu, als die Truppen von Ardig Hall erneut auseinanderwichen und bereits vor den Fliehenden die Lücken schlossen. Sie hatten vorher die Befehle erhalten, wo sie sich verteilen mussten.
Noch vor der Abenddämmerung verlor Femris in der Schlacht nochmals über zweitausend Mann, bevor Angmor den Befehl zum Rückzug gab. Ardig Hall hatte nur achtzig Männer eingebüßt, und nicht mehr als hundertfünfzig waren verwundet.
Zum ersten Mal seit Beginn des Krieges war das Verhältnis ausgeglichen.
An diesem Abend war die Stimmung gelöst, überall brannten Freudenfeuer, und es wurde gelacht, gesungen und getanzt. Nach und nach trafen die müden, aber stolzen Kämpfer ein, und jeder wurde unter großem Hallo willkommen geheißen.
Graum schlich heran, als der letzte Soldat schon lange unter Jubelrufen zum Feuer geleitet worden war, wo man ihm einen dampfenden Becher Würzwein in die Hand drückte. Die Nacht war hereingebrochen, und der Katzenkörper schälte sich erst spät aus der Dunkelheit in den Kreis der Fackeln am Lagerrand.
Der Schattenluchs war blutbesudelt, aber es schien nicht sein eigenes zu sein. Müde trottete er dahin, hob aber den Kopf, als er den jungen Ritter entdeckte, der immer noch geduldig wartete. Er maunzte leise und rieb seine Stirn an Rowarns Hüfte. Zum ersten Mal wagte Rowarn es, ihn zu berühren; das Fell am Hals war dick und weich, und hingebungsvoll streichelte er den Luchs, der nichts dagegen zu haben schien. Beide hoben den Kopf, als leises Hufklappern ertönte.
Angmor traf endlich ein.
Rowarn hatte nicht verstehen können, warum niemand auf den Visionenritter warten wollte, aber Olrig hatte gebrummt, dass Angmor einen feierlichen Empfang nicht besonders schätzte.
Aschteufel war schweißnass und zockelte mit hängendem Kopf dahin. Bei Rowarn und Graum angekommen, hielt er an. Die mächtige Gestalt im Sattel regte sich nicht.
Rowarn hatte plötzlich ein ungutes
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