Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
Sorge. Beherzigt die Gebote des Friedens und der Nächstenliebe, und euer Leben wird in Harmonie und Eintracht verlaufen. Und seid ihr einmal zornig, so lasst euch nicht zu Gewalt hinreißen, sondern wandelt eure Wut in Mildtätigkeit um. Spart eure Kräfte für die Arbeit und dient der Herrin treu und aufrichtig. Wenn ihr dies alles befolgt, wird Lúvenors Licht euch auf ewig erleuchten, und ihr werdet alle einen Platz finden auf den Booten zu den Silbernen Gestaden.«
Danach ließ er Aschteufel antreten, und die Menschen ringsum brachen in großen Jubel aus, klatschten und fingen an zu singen und zu tanzen. Rowarn vermutete, dass daraus bald ein Fest werden würde.
Immerhin konnten sie jetzt ungehindert und allein auf das große Haus zureiten.
»Wird es so eintreffen, wie Ihr verheißen habt?«, fragte Rowarn unterwegs leise.
»Ja«, antwortete Angmor ruhig. »Mein Schutz liegt über diesem Ort, und sollte je mein Gesetz des Friedens gebrochen werden, wird der Donnervogel den Schuldigen heimsuchen, und er wird sich wünschen, niemals geboren worden zu sein.«
Rowarn schluckte. »Ich ... dachte, Ihr gebietet nicht über die Donnervögel?«
»Über diesen schon«, sagte der Visionenritter und wies zum Himmel. »Dort oben, schon fast in den Außenlanden, kreist er und behält diesen Ort im Auge. Er ist der Erste der Donnervögel und der Letzte der Titanen.«
»Ein Titan?«, flüsterte Rowarn entsetzt.
»Nicht alle sind gegangen, Rowarn. Einige von ihnen sind immer noch in der Sphäre dort oben und halten die Götter in Schach. Der Donnervogel aber schützt Farnheim, denn dieser Ort ist ein Quell der Macht, und sehr alt. Er wurde in der Frühzeit der Welt von Lúvenor erschaffen, einzig zu dem Zweck gedacht, dass Verlorene und Kranke, Verletzte und Gepeinigte hier Ruhe und Heilung finden. Lange Zeit ruhte er in Vergessenheit, bis er wiederentdeckt wurde. Das ist einer der Gründe, warum Arlyn Farnheim aufgebaut hat, und ich unterstütze sie auf meine Weise durch den Pakt mit dem Titan. Wir lassen nicht zu, dass Femris oder ein anderer davon Besitz ergreift.«
Warum? Die Frage brannte in dem jungen Nauraka, doch er schwieg. Diese Geschichte wurde immer größer, und er sah sich im selben Maß kleiner darin werden.
Die Herrin Arlyn musste eine sehr mächtige Frau sein, dem Visionenritter mindestens ebenbürtig. Hoffentlich trug wenigstens sie das Gesicht nicht verborgen.
Dann erreichten sie den Eingang von Haus Farnheim, und Angmor hielt an.
»Wir sind da, Rowarn«, sagte er. »Das Ziel der Reise ist erreicht. Hier kann uns kein Feind mehr erreichen, und du bist endlich in Sicherheit.«
Kapitel 26
Lady Arlyn
Angmor saß ab und ließ den Zügel lose herunterhängen. Aschteufel verharrte still, während der Visionenritter bis auf wenige Schritte an die große hölzerne, mit aufwendigen Schnitzereien versehene Eingangstür herantrat.
Rowarn stieg gleichfalls ab und versuchte notdürftig, sich ein wenig mehr Würde zu geben, indem er die grobleinenen Fetzen etwas zurechtrückte. Er bemühte sich um ruhige Haltung, doch es fiel ihm schwer, so voller Erwartung war er.
Zuerst kam eine Frau aus einem nahe gelegenen Kräutergarten auf sie zu, mit einer Schale frisch gepflückter Sträuße im Arm. Ihr ergrauendes Haar war halb unter einer Haube verborgen, und ihre Augen zeigten tiefe Lachfalten, als sie Angmor lächelnd begrüßte. »Wie schön, Euch einmal wiederzusehen, nach so langer Zeit! Damals war ich noch eine junge Frau, doch seht mich heute an!«
»Die Zeit hat Euch kaum etwas angetan, Rianda«, sagte der Visionenritter unerwartet liebenswürdig.
Sie winkte ab. »Das sagt ein Mann, der es nicht wagt, sein Gesicht zu zeigen.« Heiter zwinkerte sie. »Wartet einen kurzen Moment, ich gebe Arlyn Bescheid, dass Ihr eingetroffen seid. Sie erwartet Euch schon ungeduldig und hat mich beinahe jede Stunde gefragt, ob es noch kein Zeichen gibt.« Damit verschwand sie im Inneren des Hauses, und für einige angespannte Momente rührte sich nichts.
Dann öffnete sich die Tür. Jemand trat heraus, doch Rowarn konnte schlagartig nichts mehr erkennen, als in diesem Moment die Mittagssonne durch die Wolken brach und seine empfindlichen Augen blendete.
Zuerst sah er nur einen Schatten, der vor das gleißende Licht trat und davon in eine Gloriole gehüllt wurde. Nur langsam gewöhnten sich Rowarns tränende Augen an das helle Strahlen, und er rieb sich die Lider.
Allmählich schälte sich ein Wesen aus dem Glanz, und
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