Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
sie jedoch bei. Sie bündelten ihre magischen Kräfte und gründeten Ardig Hall, das Schloss des Friedens, um fortan als Hüter des Tabernakels zu dienen. Obwohl sie sich eindeutig zum Regenbogen bekannten, befolgten sie Erenatars Befehl und hielten es vor den Mächten fern. Bis eines Tages der Zwiegespaltene käme, wie es vorherbestimmt war, um die Macht des Tabernakels zu erwecken und zu nutzen.
Immer wieder entbrannten Kriege um das Tabernakel, doch über lange Zeit hinweg konnten sich die Hüter behaupten. Bis eines Tages Femris, ein großer Unsterblicher auf Seiten der Finsternis, Ardig Hall zum ersten Mal eroberte.
Damals war Ylwas Mutter Königin und Hüterin des Tabernakels, und es gab nur noch sie und die kleine Ylwa. Das lange Leben war ihnen nach dem Verlassen des Meeres erhalten geblieben, nicht aber die Fruchtbarkeit. Mit der Zeit waren die Nauraka immer weniger geworden, und zuletzt blieben nur noch Ylwa und ihre Mutter. Eine schwere Bürde für Mutter und Tochter gleichermaßen.
Bereits dem Tode nah, sah die Königin keinen Ausweg mehr. Bevor Femris danach greifen konnte, zerschmetterte sie vor seinen Augen das tönerne Tabernakel, das daraufhin in sieben Teile zerbrach.
Einen Splitter konnte Femris noch an sich nehmen, bevor er in dem gewaltigen magischen Sturm, der auf die Zerstörung des Tabernakels folgte, das Bewusstsein verlor. Vier weitere Teile wurden durch das Unwetter in alle Windrichtungen verstreut. Es war ein tobender Orkan, der heute noch in allen Chroniken der Völker verzeichnet ist, denn einen vergleichbaren hatte es nie zuvor gegeben. Sieben Tage lang schien die Welt dem Untergang nahe, und es gab weit reichende Verwüstungen. Die Magie war völlig außer Kontrolle geraten und stürzte ganz Waldsee ins Chaos, und niemand, auch nicht der größte Mächtige, konnte etwas dagegen unternehmen.
Die sterbende Königin kroch zu ihrer Tochter Ylwa, die damals noch ein Kind war, und übergab ihr das sechste Bruchstück.
Die vier verstreuten Splitter wurden später von anderen Hütern gefunden.
Der siebte Splitter aber ging verloren.
Danach hauchte die Königin ihr Leben aus, und ihre Tochter, auf die sich ihre Macht übertrug, versteckte sich in Ardig Hall zusammen mit dem Splitter.
Femris überlebte das Chaos. Aber als er in der Stille am achten Tag, als der Sturm ebenso plötzlich endete, wie er begonnen hatte, zu sich kam, war er nahezu aller Kräfte beraubt. Er konnte nicht mehr nach dem Kind und dem Bruchstück suchen, und er konnte auch das eroberte Ardig Hall nicht halten. Schwer angeschlagen musste er sich auf seine Burg zurückziehen.
Doch kaum waren seine Kräfte zurückgekehrt, machte er sich auf die Suche nach den übrigen Splittern. Im Lauf der Zeit gelang es ihm, einen weiteren ausfindig zu machen und an sich zu bringen.
An Ardig Hall, in dem inzwischen Ylwa herrschte, die Letzte ihrer Sippe, wagte er sich seither nicht mehr heran – bis vor einem Jahr, wie nun offenbar wurde.
Schweigen herrschte, als Schneemond zum Ende kam. Der Nachhall ihrer Stimme verklang in den verschlungenen Ästen der Hauswände und wurde dort eingewoben. Die Blätter zitterten leise.
Rowarn brauchte eine Weile, um das Gehörte zu verdauen. Schließlich fragte er: »Wann zerbarst das Tabernakel?«
»Vor vielen tausend Jahren verließ Ylwas Sippe das Meer. Das Tabernakel brach erst vor achthundert Jahren«, antwortete Schneemond. »Ylwa ... war für eine Langlebige noch sehr jung, als Femris sie ermorden ließ.«
»Femris fühlt sich also jetzt wieder stark genug – und mit Recht«, fuhr der junge Mann fort. Seine linke Hand strich über den grünen Samt der Armlehne. »Er besitzt nunmehr drei Splitter von sieben, schon fast die Hälfte. Macht ihn das mächtiger?«
»Nein. Aber uns mutloser.«
Rowarn nickte. Er überlegte weiter: »Der Dämon Nachtfeuer ... hat die Königin in Femris' Auftrag ermordet.«
»So wurde es uns soeben berichtet. Du warst dabei.«
Rowarn schwieg erneut. Er wusste längst, was er sagen sollte, aber er brachte es nicht über die Lippen. Alles fügte sich zusammen, und das Bindeglied war der Weiße Falke. Ihm wurde so schwer ums Herz, dass es ihn tief in den Sitz hineinpresste, und er konnte kaum mehr atmen.
Er bemühte sich, nicht zu Schneemond zu blicken, die ebenfalls nichts sagte. Rowarn hatte geglaubt, sein Leben läge in Trümmern, seit er neben Aninis verstümmeltem Leichnam aufgewacht war. Was für ein ahnungsloses, unschuldiges Kind war er da noch
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