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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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zu ihm um. Es war Rowarn egal, dass sein Vater ungefähr viermal so viel wog wie er und ihn um mehr als Haupteslänge überragte. Er baute sich vor ihm auf, zornentbrannt und kurz davor, gewalttätig zu werden. Die Raserei drohte ihn zu übermannen.
    »Deine Art, mir Lehren beizubringen, gefällt mir nicht!«, schnaubte er mit bebender Stimme.
    »Ich bin dein Vater, nicht dein Lehrmeister«, erwiderte Angmor.
    »Du bist nicht mein Vater!«, schrie Rowarn außer sich. »Du hast mich nur gezeugt! Du ...« 
    Er wurde kalkweiß, als Angmor sich erneut zum Gehen wandte. » Bleib gefälligst stehen! «, brüllte er. »Wag es nicht ...« Er unterbrach sich, schloss kurz die Augen, öffnete und schloss mehrmals die Fäuste, bis er sich wieder einigermaßen in der Gewalt hatte. 
    Mit heiserer, aber scharfer Stimme fuhr er fort: » Wag es nicht, dich abzuwenden, wenn dein Sohn mit dir spricht.«
    Für einen Moment herrschte tödliche Stille. 
    Dann blieb Angmor tatsächlich stehen und kehrte sich ihm zu.
    »Also, dann rede.«
    Rowarn ging auf ihn zu, den Finger drohend erhoben. Er war tropfnass, die schulterlangen Haare klebten an ihm, und er zitterte vor Zorn und Kälte. »Ich bin dein Sohn, weil du mich gezeugt hast, aber das macht dich noch lange nicht zu meinem Vater! Das musst du dir nämlich erst verdienen. Ich weiß, dass Dämonenmänner keine Ahnung davon haben, deswegen erkläre ich es dir, dieses eine Mal.« 
    Er musste eine kurze Pause machen, weil sein Atem so heftig ging, dass er kaum genug Luft für die weiteren Worte hatte. »Schattenläufer ist mein Vater, denn er hat mich aufgezogen. Er hat mich in seinen Armen gewiegt, meine Windeln gewechselt und mir meine ersten Schritte und Worte beigebracht. Er hat mit mir gespielt, mich unterrichtet und mich bestraft. Er war immer für mich da, streng, fürsorglich und gütig. Der Zweite, der sich Vater nennen dürfte, wäre Noïrun, denn er hat mich nicht nur zum Ritter ausgebildet, er hat mich auch an seinem Leben und seinen Gedanken teilhaben lassen und mich sehr viel über das Wesen der Menschen und eine Menge andere Dinge gelehrt. Auch wenn er mein Befehlshaber war, hat er meine Sichtweise respektiert. So weit bist du noch lange nicht!«
    Angmor hörte schweigend zu, ohne sich zu rühren.
    Rowarn fuhr fort: »Das, was du sein könntest, wäre mein Lehrmeister zu sein, doch das hast du schon einmal abgelehnt. Darum sage ich dir jetzt eines: Halte dich auch daran! Hör auf, mir Lektionen dieser Art zu erteilen, hör auf, mir Vorschriften zu machen oder Ratschläge zu geben! Entscheide dich! Entweder bist du mein Lehrmeister, dann sei es auch voll und ganz und gib dir Mühe, mir dein Wissen zu vermitteln – oder du wirst mir künftig schlicht sagen , was ich wissen muss, und alles andere mir überlassen!«
    Als die Pause diesmal länger andauerte, fragte Angmor: »Bist du fertig?«
    Rowarn atmete tief durch, setzte zu einem Nicken an, dann hielt er inne. »Eines noch. Egal, wofür du dich entscheidest – mein Vater zu sein, mein Lehrmeister, oder keins von beidem: Ich bin weder Aschteufel noch Graum, Fashirh oder Tracharh, mit denen du umspringen kannst, wie es dir beliebt. Du bist ein großer Mann, ein gefürchteter Herrscher und ein Mächtiger, all das ist mir bewusst. Dir gebührt Hochachtung und Respekt und ja, auch Verehrung. Doch das gibt dir nicht das Recht, mich so zu behandeln. Wenn du das noch einmal machst, werde ich Rechenschaft von dir fordern, denn meine Ehre gehört dir nicht, und ebenso wenig der ganze Rest von mir.« Nun ließ er die Hand sinken, wandte sich ab und ging, immer noch wütend, zurück zum See. Dann lief er entgegengesetzt zur Brücke das Ufer entlang und verschwand hinter einer Böschung außer Sichtweite.

    Erst am frühen Abend kehrte Rowarn zum Lager zurück, doch er setzte sich nicht zu den anderen; er wollte auch nichts von der kargen, kalten Mahlzeit haben. Still saß er mit angezogenen Knien am Uferrand und warf kleine Kiesel ins Wasser. Die anderen ließen ihn in Ruhe, nicht einmal Arlyn kam in seine Nähe. Seine Haltung machte deutlich, dass er niemanden sehen wollte, mit keinem sprechen. Zu viel ging in seinem Kopf herum, und er musste sich fassen, damit sie morgen den Kampf gegen Femris aufnehmen konnten. Das war das Einzige, was wichtig war, darauf musste er sich konzentrieren. Alles andere musste er beiseiteschieben.
    Er sah nicht auf, als sein Vater kurz nach Einbruch der Dunkelheit neben ihm erschien.
    »Darf ich mich

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