Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
zu dir setzen?«
Rowarn nickte schweigend und wies neben sich.
Eine Weile brüteten sie still nebeneinander, vielleicht wartete jeder darauf, dass der andere etwas sagte.
Schließlich begann Rowarn: »Ich habe mich vergessen und im Tonfall vergriffen. Dazu hatte ich dir gegenüber nicht das Recht. Dafür entschuldige ich mich.« Er drehte den Kopf und blickte Angmor ins vom Mondlicht matt beleuchtete Gesicht. »Aber nicht für das, was ich gesagt habe. Jedes einzelne Wort meinte ich so und meine es noch immer.«
Angmor erwiderte seinen Blick und entblößte seine Reißzähne in einem Lächeln.
»Du bist ein Mann und ein König geworden, Rowarn«, sagte er mit dieser merkwürdig sanften Stimme, die so gar nicht zu einem Dämon passen wollte. »Ich bin sehr stolz auf dich. Es gibt nicht viel in meinem Leben, worauf ich stolz sein kann. Aber du bist das Beste, was ich je zustande gebracht habe. Ich wünschte, deine Mutter könnte das noch erleben. Und ich danke dem Schöpfer Ishtru, dass ich es erleben darf.«
Rowarn schluckte. Er wusste nicht, was er nun sagen sollte. Dies nahm eine Wende, die er nicht erwartet hatte, und die ihn zutiefst berührte. Erschütterte. Verlegen wandte er sich ab, setzte das Spiel mit den Kieseln fort.
»Ich weiß nicht, ob ich noch dein Lehrmeister sein kann, so viel, wie du schon weißt«, sprach Angmor nach einer Weile weiter. »Aber ich würde mir gern die Ehre verdienen, dein Vater zu sein, wenn du es mir erlaubst.«
Rowarns Schultern zuckten. Er konnte jetzt nicht sprechen, weil er mit den Tränen kämpfte. Stumm nickte er.
Lange Zeit saßen sie schweigend nebeneinander am Ufer des Sees und blickten auf die sternglitzernden Wasser. Auf dem Felsen in der Mitte ragte hoch Dubhan auf, die Lichtlose.
Kapitel 36
Die Lichtlose
Angmor weckte die Gefährten noch vor der Morgendämmerung. Es war eine ruhige Nacht gewesen, in und um Dubhan hatte sich nichts gerührt. Der Visionenritter sah darin nichts Ungewöhnliches, und die anderen wollten ihm glauben.
Rowarn betrachtete den Turm, der ein rechteckiges Loch in die Nacht stanzte, und es schüttelte ihn. So glatt und unscheinbar Dubhan auch aussehen mochte, etwas Grauenvolles strömte von der Burg aus, die ihren Namen völlig zu recht erhalten hatte.
»Reeb, Lara, ihr beide bleibt hier und bewacht die Pferde«, ordnete Angmor an. »Es ist besser, wenn nur Machtträger die Burg betreten. Haltet euch versteckt, und ...« Er unterbrach sich, und alle fuhren herum, als hinter ihnen im Wald etwas krachte und knackste. Etwas Großes und Schweres stampfte heran, rücksichtslos alles niedermähend, was ihm im Weg war.
Rowarn sah Graum mit verschränkten Armen grinsend dastehen, und seine Augen weiteten sich. Das würde doch nicht etwa ...
Doch er war es, da kam er schon hervor. Aschteufel! Seine Glutaugen leuchteten durch die aufziehende Dämmerung, sein mächtiger Körper schälte sich langsam aus dem Nachtschwarz, und er schnaubte und prustete, sein Fell war schweißnass. Er musste Tag und Nacht galoppiert sein, um sie einzuholen. Ein unglaubliches Tier, aber das war wohl nicht anders zu erwarten bei einem Visionenritter.
»Dieses Pferd ist völlig verrückt«, stellte Tamron kopfschüttelnd fest.
»Nun wissen wir, dass zumindest Olrig wohlbehalten in Farnheim angekommen ist, sonst wäre Aschteufel nicht hier«, erklärte Angmor. »Und was sein Erscheinen betrifft, Herr Tamron, so lass dir gesagt sein, dass ich ihm genau das aufgetragen habe. Er ist mein Diener, und er ist immer da, wo ich bin.«
»Für Noïruns armes Pferd mag das eine Erleichterung sein«, brummte Reeb. »Aber was uns betrifft: Lässt dieses Ungeheuer uns am Leben, wenn wir es bewachen? Oder sollen wir nicht besser doch mit euch kommen?«
Rowarn grinste. »Nein, ihr bleibt hier, und ihr habt mit Aschteufel eine gute Verstärkung. Wir werden nicht lange fort sein, also haltet euch bereit.«
Er legte die Rüstung ab und band sie an Windstürmer fest, vertauschte die schweren Stiefel mit leichten, die er sich über die Schulter hängte, zog Wams und Umhang aus und legte einen der Gürtel ab. Auch die anderen zogen möglichst dünne Kleidung an, die schnell trocknete. Graum unternahm einen letzten verzweifelten Versuch, bei den Pferden bleiben zu dürfen, und wurde erneut abgeschmettert.
»Jetzt ist der richtige Moment«, sagte Angmor, als das erste fahle Licht erschien. »Niemand wird Rowarn und mich bemerken.«
Endlich dämmerte es dem jungen König. »Weil
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