Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
einen Weg fin-«
Der Zwerg fuhr herum, als von der Sänfte ein seufzender Laut erklang. Noïrun kippte bewusstlos zur Seite. Arlyn kam gerade rechtzeitig zurück, zusammen mit zwei Trägern und Heilerin Korela. In aller Hast brachten sie den Fürsten zu seinem Rundhaus.
»Ist ... er immer so?«, fragte Rowarn bestürzt.
Olrig nickte. »Was erwartest du? Ein Wunder? Das ist es in der Tat, nämlich dass Noïrun noch lebt. Aber es ist zu wenig Zeit vergangen, um zu erwarten, dass er bereits wieder aufrecht stehen kann. Er sollte natürlich besser im Bett bleiben, aber andererseits – wenn er sich gar nicht mehr bewegt, kann das auch nicht gut für ihn sein. Außerdem müssten wir ihn festbinden.« Er belastete vorsichtig das verwundete Bein, dann nickte er Rowarn zu. »Entschuldige mich jetzt, ich muss zu ihm. Wir sehen uns später. Ruh dich erst mal aus.« Langsam ging er der Sänfte hinterher.
Unvermittelt sah Rowarn sich allein, und wieder einmal im Sturm der widerstreitenden Gefühle und der Verzweiflung.
Kapitel 38
Von Träumen und Frauen
Rowarn bezog im Haupthaus wieder sein altes Zimmer, das schon auf ihn wartete. Landi, die fürsorgliche Dienstmagd, hatte ihm einen Strauß aus Strohblumen und duftenden getrockneten Kräutern auf den Tisch gestellt, auf dem Bett lag frische Kleidung. Bald darauf kam Korela zu ihm, und diesmal ließ Rowarn die kurze Untersuchungsprozedur widerspruchslos über sich ergehen.
»Wo ist Angmor?«, fragte er die Heilerin.
»In seinem gewohnten Haus«, antwortete sie. »Macht Euch keine Sorgen um ihn, junger Herr, es geht ihm besser als das letzte Mal. Er braucht lediglich Ruhe, und gegen die Schmerzen können wir ihm etwas geben. Eure übrigen Gefährten sind auch wohlauf.«
»Nicht alle«, sagte er leise.
Sie nickte. »Ja, es tut mir leid für Euren Freund. Aber jetzt, wo Lady Arlyn hier ist, wird es auch für den Fürsten Heilung geben.«
Rowarn wünschte sich, er könnte ihre Zuversicht teilen. Es erschütterte ihn, den einst so starken und vitalen Fürsten grau und leidend zu sehen. Auch Olrig schien fest daran zu glauben, dass alles gut würde. Sicher, es war noch nicht so lange her, seit Noïrun verwundet worden war. Aber Arlyns entsetztes Gesicht hatte genau das ausgedrückt, was auch Rowarn empfand.
Die nächsten Tage vergingen still. Nach dem ersten Wintereinbruch wurde es wieder wärmer, die Nachtfröste blieben aus, und Regen wechselte sich mit Sonne ab. Rowarn schickte Reeb und Laradim jeden Tag auf Patrouille rund um Farnheim, denn er traute dem Frieden trotz allem nicht so recht. Die Pferde wurden gut versorgt, Ausrüstung und Waffen ausgebessert. Olrigs Bein war fast verheilt, und er hinkte nicht mehr. Arlyn hielt Haus Farnheim für Reisende nach wie vor geschlossen, Heilungssuchende wurden jedoch nicht abgewiesen.
Rowarn verbrachte die Zeit abwechselnd bei Angmor und Noïrun, und bei den heißen Quellen, wo er am besten nachdenken konnte. Immerhin gab es etwas, worüber er froh sein konnte – er war nicht der Zwiegespaltene. Als Erbe von Ardig Hall war er zwar nach wie vor an das Tabernakel gebunden, doch nicht er würde eines Tages entscheiden müssen, ob dessen Macht entfesselt werden sollte – und wie es zu nutzen wäre. Vielmehr hatte er nun ein klares Ziel vor Augen: Femris daran zu hindern, die restlichen Bruchstücke in die Hände zu bekommen. Angmor hatte Olrigs Vermutung bestätigt, dass Femris am Leben war, dass er sich durch einen magischen Bann vor dem Tod geschützt hatte. Das verringerte Rowarns schlechtes Gewissen zwar nicht, aber es gab ihm Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war.
»Ganz richtig ist das aber nicht«, sagte Graum einmal zu ihm, als sie sich bei den Häusern der Heilung begegneten und Rowarn auf die Frage des Dämons über das sprach, was ihn beschäftigte. »Wenn er der Zwiegespaltene ist, dann muss er das Tabernakel nutzen, so war es bestimmt. Du hast Erenatars Plan durch deinen Schwertstoß beinahe zunichte gemacht, aber wenn du Femris die Splitter vorenthältst, macht das für mich keinen Unterschied.«
»Ich weiß«, antwortete Rowarn. »Aber ich habe mich entschieden, das Tabernakel zuerst zu heilen, und dann, denke ich, wird die Entscheidung fallen, ob Femris der Ausersehene ist. Er mag der Zwiegespaltene sein, aber dennoch muss er sich das Tabernakel erst verdienen. Das jedenfalls ist meine Ansicht.«
»Femris hat den Krieg nur deswegen geführt, weil ihm Unrecht getan wurde«, wandte der Schattenluchs ein.
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