Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
mich.«
Rowarn fuhr sich durch die verstrubbelten, langsam trocknenden Haare. »Und nun ist er uns erst recht entrückt.«
»Nicht für immer, Rowarn. Alles nähert sich dem Ende, schon bald.«
Rowarn war müde, als er in seine Kammer ging, doch er wollte sich nicht hinlegen. Es gab noch einiges zu tun an diesem Tag, wenngleich es ihm heute schwerfallen würde, sich nicht ablenken zu lassen. Sein Herz machte einen Sprung, als er an Arlyn dachte, die heute Nacht zu ihm kommen wollte. So viel Glück, er konnte es kaum fassen. Wer brauchte da noch Schlaf!
Beschwingt lief er die Treppe hinunter, lauschte kurz, ob er Arlyns Stimme irgendwo hörte, und entschied sich, nicht nach ihr zu suchen. Wahrscheinlich gab es schon genug Geschwätz, und er wollte die Lady nicht öffentlich bloßstellen. Heute Nacht , frohlockte er, heute Nacht .
Olrig und Noïrun waren wie jeden Tag draußen im Park, als Rowarn zu ihnen kam. Der Fürst zeigte kein Zeichen der Besserung. Grau und eingesunken vor Schmerz hing Noïrun in der Stuhlsänfte und nickte immer wieder ein.
Rowarn berührte besorgt seine Hand, doch Noïrun reagierte kaum und dämmerte weiter dahin.
»Er ist sehr erschöpft«, erklärte Olrig. »Doch sein Lebenswille ist ungebrochen, solange er seine Aufgabe nicht als erfüllt ansieht. Er wird es schaffen.«
Sie wussten beide, dass er log, aber an irgendetwas mussten sie sich klammern, wenigstens für ein paar Augenblicke. Rowarn vermutete, dass Olrig sich vor allem seinetwegen so zuversichtlich gab.
»Wenn ich nur etwas tun könnte ...«, murmelte er.
»Oh, das kannst du«, sagte der Zwerg mit einem schelmischen Glitzern in den Augen. »Erzähl ihm von dir und Arlyn.«
Rowarn fuhr hoch und sah Olrig erschrocken an. Der Zwerg lachte leise.
»Junge, ich habe dich noch nie so gelöst und glücklich gesehen wie an diesem Tag. Mach einem Poeten nichts vor«, sagte er erheitert. »Die Liebe strahlt aus deinen Augen, als wolle sie die Sonne an Leuchtkraft übertreffen.«
»Es ist ... das ist mir ...« Rowarn zupfte verlegen die Decke über den Beinen des Fürsten zurecht. »Olrig ist ein schlimmer Mann, Noïrun! Wie hältst du es nur mit ihm aus?« Voller Freude sah er den väterlichen Freund plötzlich schwach lächeln.
Noïrun hob leicht den Kopf. »Es wurde auch Zeit«, wisperte er mit rauer Stimme. »Sonst hätte ich mich selbst um die Dame kümmern müssen.«
»Ja«, sagte Rowarn und hatte plötzlich einen Kloß im Hals. »Ja, das hättest du gewiss gern getan. Ich bin nur froh, dass ihr beide beschäftigt seid, dann muss ich nicht eifersüchtig über sie wachen.«
»Tja, Freund, ich fürchte, wir haben beide unsere Wette verloren«, schmunzelte Olrig. »Rowarn hat uns geschlagen. Das Herz der Herrin von Farnheim zu erobern übertrifft alles, was wir je zuwege bringen werden.«
»Das muss ich wohl einsehen.« Noïrun zuckte plötzlich zusammen, sein Kopf sank zur Seite und lehnte sich an den Zwerg. »Ich ... ich muss mich hinlegen«, sagte er schwach. »Bring mich rein, Olrig ...«
Olrig winkte schnell den beiden Trägern, die in der Nähe geduldig warteten. Augenblicklich kamen sie näher und trugen den Fürsten eilig zurück in sein Haus, das nicht weit entfernt lag. Rowarn hörte Noïrun vor Schmerz aufschreien, als sie ihn von der Sänfte ins Bett hoben, und er presste kummervoll die Kiefer aufeinander, bis es wehtat.
Er wartete bang vor dem Eingang, bis Olrig endlich wieder herauskam. Die Mittagsstunde war längst überschritten.
Der Zwerg sah erschöpft aus, um Jahre gealtert. »Er schläft jetzt«, berichtete er. »Aber das Fieber ist sehr hoch.«
»Gibt es denn gar nichts, was es ihm erleichtern könnte?«, fragte Rowarn verzagt. »Ich kann es kaum ertragen, ihn so leiden zu sehen.«
Olrig schüttelte langsam den Kopf. Zum ersten Mal war nur Hoffnungslosigkeit in seinem Gesicht zu lesen. Was auch immer in den letzten Stunden im Haus vorgefallen sein mochte, der sonst so unerschütterliche alte Haudegen hatte keine Kraft mehr. Nicht einmal Rowarn zuliebe konnte er sich noch den Anschein von Zuversicht geben. »Er will einfach nicht gehen, Rowarn«, sagte er leise. »Jeden Tag klopft der Tod an seine Tür, und er jagt ihn fort. Nur sein Wille hält ihn am Leben. Wenn wir ihm noch mehr Schmerzmittel geben, bringen wir ihn damit um.«
Rowarn dachte an Arlyns Worte und fällte seine Entscheidung. Sanft legte er dem Zwerg die Hand auf die Schulter. »Leg dich schlafen, Olrig, du brauchst Erholung.
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