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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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allein gehören.«
    Und so verging die Zeit. Es trafen keine neuen Bewerber mehr am Hofe ein, denn die Frist war endgültig, und das Scheitern so vieler aufrechter Recken hatte sich herumgesprochen. Wenn die Prinzessin besorgt war, so zeigte sie es nicht, sondern ging unbeirrt ihren Vergnügungen nach.
    Nach einem Jahr und einem Tag, um die Mittagsstunde, saßen der König und die Prinzessin im Thronsaal und warteten. Der gesamte Hofstaat einschließlich des Gesindes wartete mit ihnen. Der König hatte längst jede Hoffnung aufgegeben, die Prinzessin aber sah zuversichtlich und erwartungsvoll aus. »Bald«, sagte sie mit rosigen Wangen, »wird mein Liebster über die Schwelle schreiten und mir das kostbarste aller Geschenke machen.« Zu diesem Anlass hatte sie sich besonders herausgeputzt und strahlte schöner denn je.
    Und da, als der König bereits nach dem Nachmittagstee läutete, öffnete sich tatsächlich das Portal, und jemand trat ein.
    Die Prinzessin setzte ihr liebenswürdigstes Lächeln auf, bereit, dem wahren Helden in die starken Arme zu sinken, doch dann erstarrte sie.
    Der Mann, der auf den Thron zuschritt, war ein Prinz, gewiss, jedoch nur ein kleiner Adliger, wie sie wusste, und gänzlich ohne Vermögen. Von allen Bewerbern war er von Anbeginn der Hartnäckigste gewesen, obwohl er unscheinbar und schmächtig war, und sogar nur ein Mensch, ein wenig zu klein geraten, und er sprach stets mit zurückhaltender Stimme.
    Und er sah unangemessen aus. Seine Kleidung war zerlumpt und staubig, sein Gang müde und schleppend. Er hatte nichts von einem Helden an sich, und das Lächeln der Prinzessin versiegte wie ein Fluss in der Wüste. Auch ihr Vater starrte den Reisenden wenig erfreut an, denn er machte sich auf eine weitere Szene seiner Tochter gefasst. Darum sprach er leise zu ihr: »Tochter, du bist an dein Versprechen gebunden, das weißt du hoffentlich. Trägt dieser Mann die Blaue Rose bei sich, so wird er dein Gemahl.«
    »Er kann sie nicht haben«, sagte sie bleich. »So stelle ich mir keinen Helden vor, und erst recht keinen, der mich jemals berühren wird.«
    »Du bist gebunden«, wiederholte er warnend. »Ein schrecklicher Fluch wird dieses Land treffen, wenn du dein königliches Versprechen nicht einhältst.«
    Der zerlumpte Reisende verhielt vor den Thronstufen und verneigte sich tief vor dem König und der Prinzessin.
    Die Prinzessin erhob sich. »Nun, wackerer Prinz«, sagte sie stolz von oben herab. »Ihr seid in der gebotenen Frist erschienen. Habt Ihr mir etwas zu überbringen?«
    »Ja, edle Prinzessin«, antwortete der junge Mann und zog ein kleines Kästchen aus seiner zerbeulten Reisetasche. »Ich bringe Euch Wahrheit und Erlösung, wie Ihr es verlangt habt.«
    »Ich verlangte nach der Blauen Rose!«, herrschte die Prinzessin ihn an. »Habt Ihr sie nicht, so entfernt Euch!«
    »Sie ist hier drin, edle Prinzessin«, erwiderte der Rückkehrer und reichte das Kästchen mit gesenktem Kopf zu ihr hinauf.
    Die Prinzessin nahm das Kästchen in Empfang, mit begierig aufleuchtenden Augen öffnete sie es – und erstarrte. Ihre feinen Brauen zogen sich zusammen, und sie maß den jungen Mann mit einem fürchterlichen Blick. »Das ist nicht die wahre Blaue Rose!«, schrie sie und warf das Kästchen zu Boden, wo es zerbrach. Eine gläserne blaue Rose fiel heraus, offenbarte für einen kurzen Moment die perfekte Harmonie ihrer Formen und den Glanz des hauchfeinen Glases, reiner als der edelste Kristall, und zerbrach dann auf dem Marmorboden in tausend Splitter. »Das ist nur eine billige Nachbildung!«
    Nun sprang der König auf. »Ist das wahr?«, rief er. »Das habt Ihr gewagt?« Sofort kamen zwei schwer bewaffnete Wachen näher.
    Der junge Mann aber lächelte gelassen. »Ich sagte es bereits, ich bringe Wahrheit und Erlösung. Ihr habt sie gefordert und mit dem Kästchen angenommen, also müsst Ihr nun auch die Folgen tragen.« In seinen Augen lag völlige Ruhe, als er fortfuhr: »Wahr ist, dass diese Rose eines Glasbläsers Kunstwerk war, wie es kein zweites gab. Der Meister hat siebzig Jahre daran gearbeitet, von seiner frühesten Jugend bis zum hohen Alter. Als er mir die Rose verehrte, war sie gerade erst fertig gestellt und der Meister blind und gebrechlich. Edle Prinzessin, Ihr habt im Verlauf eines einzigen Herzschlags ein unwiederbringliches und kostbares Lebenswerk zerstört.«
    »Pah«, machte sie schnippisch. »Ein leblos’ Ding, weiter nichts, meine Kammern sind voll davon.«
    Der König

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