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Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)

Titel: Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Uschi Zietsch
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jedoch wurde blass und setzte sich wieder hin. »Was habt Ihr damit bezweckt?«
    »Erlösung für mich«, antwortete der junge Mann. »Denn in meiner Liebe zu Eurer Tochter war ich lange Zeit blinder als der Glasbläser. Der Meister erkannte es und hatte Mitleid mit mir und sagte deshalb zu mir: ›Gib ihr die Rose, mein Freund, und sieh, was sie damit tut, denn dasselbe wird sie mit dir tun.‹ Und so geschah es.«
    »Dazu«, stieß die Prinzessin mit kaum verhaltenem Zorn hervor, »hattet Ihr kein Recht. Und Ihr habt versagt wie alle anderen, denn Ihr habt die Blaue Rose nicht gefunden und mir gebracht.«
    »Das habe ich sehr wohl«, widersprach der Prinz. »Ich habe die wahre Blaue Rose gefunden, und ich habe Euch eine Blaue Rose gebracht, die nicht weniger wahr ist, weil sie ebenso zerbrechlich und zugleich unvergänglich war, solange sie gehütet wurde. Und nun werde ich Euch sagen, was es mit der Blauen Rose auf sich hat. Sie ist in der Tat das Wertvollste und Schönste, was es auf dieser Welt gibt. Sie ist rein und edel. Sie erfreut die Völker zu Füßen ihrer Wurzeln mit ihrem blauen Schein in der Nacht und dem zarten Duft am Tage. Der Saft, der in ihren Adern rinnt, ernährt das Erdreich, Tiere und Pflanzen, Menschen und alle Völker. Ihr Schein beleuchtet die Pfade der Reisenden und wärmt und regt das Wachstum an. Und sie ist für alle gleichermaßen da und verlangt niemals Dank. Die Blaue Rose, meine Herrin, ist wie der Himmel über uns: einzigartig. Es gibt sie nur ein einziges Mal, wie den Himmel auch.«
    »Und Ihr habt sie tatsächlich gefunden?«
    »Ja, das habe ich.«
    »Aber ... warum habt Ihr sie mir dann nicht gebracht, wie es Eure Aufgabe war?«
    »Ihr verdient sie nicht.«
    Der Prinzessin stockte der Atem. »Was ...«, stieß sie fassungslos hervor, »was sagt Ihr da ...?«
    Der Prinz aber lächelte gütig und weise. »Hätte ich die Blaue Rose gepflückt, wäre sie in Euren Händen nur noch ein totes Gewächs gewesen, das bald verdorrt wäre und von Euch verachtet weggeworfen würde. Wenn Ihr dies als Beweis braucht, um einen würdigen Mann zu finden, so lasst Euch gesagt sein, dass Ihr nicht in den hohen Rängen suchen dürft, sondern besser einen Räuber zu Eurem Gefährten wählt, dem es genauso wie Euch egal ist, was er plündert und tötet, und ob er damit ein Lebenswerk zerstört oder ein einzigartiges Wesen.« Noch einmal verneigte er sich. »Und Ihr habt recht, ich bin Eurer nicht würdig. Ich bitte um Vergebung, dass ich jemals so vermessen war, dies anzunehmen. Es gibt niemanden, der Eurer jemals würdig wäre, Prinzessin. Die Tatsache, dass ich als Einziger zurückgekehrt bin, um Euch diese Erkenntnis zu bringen, beweist es.«
    Die Prinzessin war sprachlos.
    Der König begann: »Edler Prinz ...«
    Doch der junge Mann hob die Hand zu einem letzten Wort. »Ich bin Euch zu tiefem Dank verpflichtet, dass Ihr mich zu Erkenntnis und Weisheit geführt habt und zur Erlösung. Ich werde Euch stets in Ehren halten, edle Dame. Lebt wohl.«
    Damit drehte er sich um und verließ den Thronsaal und das Reich, und obwohl die Prinzessin von da an jeden Tag und jedes Jahr ihres Lebens nach ihm suchen ließ, an jedem Ort der Welt, wurde der Prinz nie wieder gesehen. 
    Die Barden singen darüber, dass er zur Blauen Rose zurückgekehrt sei und neben ihr Wurzeln ins Erdreich geschlagen habe, die sich tief unten mit den ihren vereinten.

    Als Rowarn endete, sah er, dass Noïrun die Augen geöffnet hatte. Der Fürst lag still, sein Atem ging ruhig und für einen Moment krallte sich nicht einmal Schmerz wie ein tollwütiges Tier in sein Gesicht. Er wirkte friedlich, zum ersten Mal in all den Tagen.
    Rowarn atmete einmal tief ein und aus. »Willst du jetzt gehen?«, flüsterte er.
    Der Fürst lächelte ganz leicht. »Vielleicht sollte ich das nächste Boot nehmen und nach der Blauen Rose suchen«, antwortete er leise. Dann schweifte sein Blick zur Tür, und er bewegte sacht den Kopf. »Dein Vater kommt.«
    »Was?« Rowarn fuhr auf. In diesem Moment trat Angmor bereits ein. Der junge König war erschüttert. Er saß hier, gesund und im Vollbesitz seiner Kräfte, und hatte das Nahen des Visionenritters nicht mitbekommen. Aber der sterbende Fürst! »Er-er hat dich bemerkt, Vater«, stieß er stammelnd hervor.
    Der Visionenritter nickte. »Wundert dich das bei diesem Mann?« Er trat ans Bett, eine riesige dunkle Gestalt, die ihren Schatten auf den Leidenden warf. »Noïrun, wir müssen reden. Fühlst du dich

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