Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
brummte Olrig. »Am besten gehen wir gleich, du siehst wirklich nicht gut aus.«
»Soll ich dich tragen?«, bot Angmor an, aber Noïrun hob die Hand.
»Ich bin lange genug getragen worden, jetzt benutze ich wieder meine eigenen Beine. Wir sehen uns morgen. Reeb, Laradim, wenn ihr gegessen habt, habt ihr sicher etwas zu tun.«
»Ja, Herr«, beeilten sie sich zu versichern.
»Na schön, hier bekommt ihr noch eine zweite Aufgabe: Reitet zum Markt und haltet Ausschau nach geeigneten Rekruten. Wir werden sie hier ausbilden, wenn es die Lady erlaubt.«
Arlyn nickte. »Ich werde euch ein Nebengebäude zur Verfügung stellen, und einen ausreichend großen Platz, den ihr abstecken könnt.«
Ächzend kämpfte Noïrun sich in die Höhe. »Der Junge ist auf dem besten Wege, schon bald ein guter König zu sein«, bemerkte er. »Mag er noch so an sich zweifeln, weil er Sorge hat, dass ihm die Verantwortung über den Kopf wächst – er weiß genau, worauf es ankommt, und was er tun muss. Ich würde seinem Plan zustimmen, wenn es nicht um Femris ginge, und vor allem um Dubhan. Aber wir müssen ihn von dort fernhalten, bis der geeignete Moment gekommen ist.« Er warf dem Visionenritter einen Blick zu. »Du solltest mit ihm reden. Mach ihm begreiflich, dass er nicht allein ist und dass nicht die gesamte Verantwortung nur auf seinen Schultern lastet.«
»Ich?«, sagte der Dämon erstaunt.
»Du bist sein Vater, verdammt noch mal.«
»Nicht mehr als du.«
»Dann wird es Zeit!«
Noïrun stützte sich nach diesem Ausbruch schwer auf Olrig. »Ich glaube, ich werde gleich ohnmächtig«, keuchte er. Er blinzelte und schüttelte den Kopf, schwankte leicht. Doch sein eiserner Wille gab nicht nach, er fing sich wieder. Schweißperlen standen auf seiner bleichen Stirn, und ihm war deutlich anzusehen, dass er sich wünschte, bereits im Bett zu liegen. »Verschwinden wir, bevor noch der letzte Rest meiner Würde dahin ist.« Er wich Arlyns kritischem Blick aus und stolperte mit dem Zwerg zusammen nach draußen.
Angmor wartete, bis die beiden fort waren, dann ging auch er.
Rowarn hatte sich auf sein Zimmer zurückgezogen und saß grübelnd am Tisch, als sein Vater klopfte und ohne abzuwarten den gehörnten Kopf durch den Türspalt streckte. »Ah. Du bist hier.« Er trat ein und schloss die Tür hinter sich. »Wir müssen reden.«
»Ach, wirklich?«, erwiderte Rowarn gereizt.
Angmor kam an den Tisch und blickte auf seinen Sohn herab. »Allerdings«, sagte er mit grollender Stimme. »Du benimmst dich töricht. Ich verstehe nicht viel von der Art der Menschen, Zwerge oder Alten Völker, aber deine sinnlose Sturköpfigkeit entgeht nicht einmal mir.«
»Und die Dämonen verstehst du?«, versetzte Rowarn spöttisch. »Erstaunlich, denn sie wiederum verstehen dich nicht.«
Angmors Stirnwülste zogen sich grimmig zusammen. »Es war einfacher, ein Masken tragender Visionenritter zu sein.«
Rowarns Augen funkelten. »Noïrun hat dich geschickt, oder? Von selbst wärst du doch nicht gekommen.«
»Du musst lernen, deinen Zorn zu beherrschen.« Angmor legte die Hände auf den Tisch, dessen Platte zu vibrieren anfing. »Und ich möchte dir raten, meinen Zorn nicht zu wecken.«
»Werde ich dann endlich erfahren, wer du bist?«, gab Rowarn mutig zurück, nahm aber die Arme vom Tisch.
Angmor wandte sich ab, ging zum Fenster und sah hinaus. »Das willst du nicht wissen«, sagte er mit düsterer Stimme. »Glaub mir, Sohn.« Bevor Rowarn etwas dazu äußern konnte, drehte er sich wieder zu ihm. Mit völlig veränderter, gewohnt milder Stimme fuhr er fort: »Lass uns jetzt über deine närrische Absicht reden, Dubhan allein angreifen zu wollen.«
»Ich will es ja gar nicht allein angreifen!«, schnaubte der junge König erbost.
»Rowarn, hör mir zu«, sagte Angmor ruhig. »Der Ort, von dem du dich derzeit so weit wie nur möglich fernhalten musst, ist Dubhan. Du wirst dorthin gehen, aber erst, wenn es an der Zeit ist. Und das Gleiche gilt auch für das Heer. Noïrun ist noch nicht soweit, wieder in den Kampf zu ziehen, genausowenig wie ich selbst. Vertrau mir, wenn ich dir sage, dass du die Burg weder erobern noch halten kannst, so verlockend es auch sein mag. Femris ist ein Mächtiger, das darfst du nicht unterschätzen. Dein Versuch wäre nicht der erste in all den Jahrhunderten, deswegen weiß ich, wovon ich spreche. Nicht einmal wir Visionenritter konnten einst gemeinsam hineingelangen. Zwar war Femris damals im Vollbesitz seiner Kräfte,
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