Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
am wenigsten kennt, und die unter geheimnisvollen Umständen ein Teil der Gemeinschaft geworden sind.«
Gemurmel kam auf, Unwilligkeit zeigte sich auf vielen Gesichtern. Andere machten deutlich, dass sie Rowarn für schuldig hielten, auch wenn nun ein Fremder für ihn eintrat.
Rowarn blickte Rayem fest ins Gesicht. In den Augen des Wirtssohnes loderte der Hass, doch der junge Nauraka hatte alle Furcht und Unsicherheit verloren. Er wusste jetzt, dass er unschuldig war, und er würde sich von niemandem mehr anklagen lassen. Dennoch fühlte Rowarn sich nach wie vor verantwortlich für Aninis Tod. Diese Selbstvorwürfe würde er wahrscheinlich sein ganzes Leben lang mit sich herumtragen müssen, auch wenn die Vernunft ihm sagte, dass er es nicht hätte verhindern können. Aber wäre er mit ihr gar nicht erst hinausgegangen …
»Wir haben uns die Spuren genau angesehen«, fuhr Fürst Noïrun fort. »Und es gibt überhaupt keinen Zweifel daran, dass Rowarn unschuldig ist!«
Daraufhin erstarben alle Geräusche, nicht einmal mehr ein Kind plärrte, und es zeigte sich Staunen, Widerwillen und Unglauben auf den Gesichtern.
Rayem, dem diese Offenbarung wahrscheinlich am wenigsten gefiel, rief laut: »Könnt Ihr das beweisen?«
Zustimmung wurde laut, doch das anschwellende Geschwätz erstarb schnell, als der Fürst die rechte Hand hob. Die Linke ruhte nach wie vor auf Rowarns Schulter, der plötzlich innerlich zu zittern anfing, als ihm klar wurde, dass hier ein fremder Mann des Hochadels, ein Herrscher für ihn eintrat, ohne ihn und vor allem ohne seine Herkunft zu kennen.
»Ja«, sagte Noïrun ruhig. »Indem wir euch die wahren Schuldigen bringen.«
Als erneut Unruhe aufkam, zischte Larkim der Strenge und pochte mit seinem Gehstock auf den Boden. Kurz darauf herrschte wieder respektvolles Schweigen. »Kühne Worte«, erhob der Älteste seine Stimme. »Ihr, Fürst Noïrun, wollt an einem Nachmittag erreicht haben, was uns in den vergangenen Tagen nicht gelang? Trotz der Hilfe der Velerii?«
»Weiser Larkim, wir haben Euch bereits auf die vielen fremden Spuren hingewiesen und unsere Vermutungen geäußert, doch Ihr habt dies als leeren Verdacht von Euch gewiesen. Ihr habt Euch geweigert, uns zuzuhören, obwohl Ihr uns vorher um Hilfe gebeten hattet«, warf Schneemond ein, wohl wissend, dass sie den alten Mann damit vor aller Augen lächerlich machte. Doch die Pferdfrau war schonungslos, wie wusste jeder wusste und die meisten schon zu spüren bekommen hatten; das war mit ein Grund, warum sie ebenso gefürchtet war wie ihre Heilkunst geschätzt.
»Wir sind zu dem Schluss gekommen, dass es sich um ein Ritual handelt«, sagte Noïrun. »Durchgeführt von Wesen, die daraus Lebenskraft ziehen wollen: Bestien sind in Inniu eingefallen und wollen sich hier niederlassen.«
Rowarn sah, wie angespannt Daru und Hallim waren. Und doch ... auf dem Gesicht von Aninis Mutter lag zum ersten Mal seit dem Tod der Tochter ein zaghafter Hoffnungsschimmer. Als sie Rowarns Blick bemerkte, nickte sie ihm zu und lächelte leicht. Er schluckte trocken und neigte den Kopf.
Der Fürst hatte inzwischen weitergesprochen: »Noch wissen wir nicht, um welche Bestien es sich handelt, aber ohne jeden Zweifel wollen sie das Tal für sich beanspruchen.Vielleicht haben sie sogar den Auftrag, einen Stützpunkt für die Anhänger der Finsternis zu schaffen. Um das zu erreichen, und weil sie in der Minderzahl sind, führen sie ein magisches Ritual durch, das seine Fortsetzung finden wird, sobald der Mond sich wieder gefüllt hat.«
»Ich glaube Euch kein Wort!«, schrie Rayem verzweifelt.
»Halt den Mund, Dummkopf!«, herrschte sein Vater ihn an und hob die Hand, als wolle er ihn schlagen. »Hast du nicht schon genug Unheil angerichtet? Wie oft willst du die Großzügigkeit dieses hohen Edelmannes noch herausfordern?«
»Es ist nur meinetwegen«, hörte Rowarn sich zu seiner eigenen Überraschung sagen. Entsetzt wollte er sich zum Schweigen bringen, aber zu spät. »Rayem hasst mich, weil Anini mit mir redete«, fuhr er tapfer fort und sah ihren Eltern ohne Scheu ins Gesicht. »Und ich, das habe ich Euch bereits gesagt, hätte ihr niemals etwas antun können, das ihr schadete. Anini war eine wunderschöne junge Frau, klug und bodenständig. Sie wusste, was sie tat, und sie war vielen überlegen – auch mir. Ich habe sie in Ehren gehalten.«
»Wärst du bereit, dafür zu kämpfen?«, fauchte Rayem, bevor sein Vater ihm erneut Einhalt gebieten
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