Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
der Unsterblich seinen Aurenkörper etwa verfestigen? »Was Heriodon dir angedeihen ließ, ist nichts im Vergleich zu dem, was ich dir antun kann«, flüsterte er. »Meine Macht wächst seit viertausend Jahren …«
»Ich ... stoße ... mein ... Schwert in dich ...«, keuchte Rowarn. »Und ich ... habe keine Angst ... ich habe die Schrecken des Landes Farinvin gesehen, und du bist nicht anders als die Totengeister dort ... ich kenne dich ...«
»Was du kennst, junger Narr, ist die Schuld«, erwiderte Femris kalt. »Sie ist es, die dich niederdrückt, die dich zweifeln lässt und die dir nun die Kräfte raubt. Denn ich bin im Recht. Ist es nicht so?«
»Du wirst die Finsternis bringen«, stammelte Rowarn. »Waldsee wird eine lichtlose Bastion, wie es dein Turm bereits ist.«
»Woher willst du das wissen?« Femris’ Gestalt glühte auf. »Das ist nur eine törichte Ausrede deiner Vorfahren, nichts anderes.«
Rowarn hatte Mühe, den Kopf hochzuhalten. »Nicht nur meiner Vorfahren«, stieß er hervor. »Du hast meine Mutter, die du angeblich geliebt hast, durch einen von dir erschaffenen Similu umgebracht!«
Femris verzog höhnisch die Lippen. »Und du bist reines Licht? Du Halbdämon, Sohn des Finstersten von allen?«
Rowarns Willenskraft flackerte noch einmal auf. Unter großen Mühen stand er auf und straffte den Rücken. »Angmor ist nun auf der Seite des Regenbogens, und ich habe mich längst entschieden«, versetzte er stolz.
»Du weißt nichts über deinen Vater!«, sagte der Unsterbliche scharf. »Hat er dir seine Lebensgeschichte erzählt? Nein? Keine Sorge, auch ich werde es nicht tun, das würde zu lange dauern. Aber eines will ich dir sagen: Dein Vater gehört zu den grausamsten und blutrünstigsten Dämonen. Für das Massaker auf dem Titanenfeld ist er verantwortlich!«
Rowarn schloss für einen Moment die Augen. Der Hieb saß. Diese Wunde würde er noch lange spüren.
»Das hat er dir nie erzählt, nicht wahr?«, fuhr Femris höhnisch fort. »Sag mir, wie viele deiner Fragen hat er dir beantwortet? Keine, wahrscheinlich, aus gutem Grund.«
»Warum sagst du mir das?«, murmelte Rowarn. »Damals stand Angmor auf der Seite der Finsternis! Aber er hat sich geändert, und vielleicht will er auf diese Weise sühnen, was damals auf dem Feld geschah.«
»Er kann sich nicht selbst verleugnen, Rowarn.« Femris’ Gestalt verblasste kurz, und ein Ausdruck des Schmerzes zuckte plötzlich über sein durchscheinendes Gesicht. Die Konturen der Aurengestalt verschwammen.
»Das tut er auch gar nicht.« Rowarns Stimme sank zu einem heiseren Flüstern herab. »Aber meine Mutter hat ihn geliebt, und sie hat ihm vertraut. Sie hat ihm die Tür zum Regenbogen geöffnet. Durch den Eintritt in den Orden wurden seine Kräfte in eine andere, bessere Richtung gelenkt. Er ist sehr gefährlich, ja, und ich fürchte ihn – aber er will den Frieden nicht weniger als ich. Du hingegen kannst uns keinen Frieden bringen.«
»Deine Mutter war verblendet«, erwiderte Femris. »Und es liegt keine Zukunft vor euch, wenn das Tabernakel nicht zusammengefügt wird. Ohne mich könnt ihr es niemals aktivieren, und das widerspricht Erenatars Willen und meiner Bestimmung. Denk darüber nach, junger König . Wir sehen uns bald wieder, und dann gebe ich dir ein letztes Mal die Möglichkeit, mir freiwillig zu folgen. Danach wird dir nichts mehr bleiben als Schmerz.« Damit löste seine Gestalt sich auf und hinterließ nichts als Stille.
Rowarn taumelte und griff sich an den Kopf. Der Druck war unerträglich. Als er sich erneut auf den Felsen setzen wollte, fiel er daneben. Er ächzte auf, als er auf den harten Boden prallte, und rang nach Luft. Hier unten war der Geruch noch unerträglicher und machte ihn zusehens schwindliger. Hilflos lag Rowarn da und kämpfte um seine Besinnung.
In diesem Moment erschien er .
Er musste seiner Fährte gefolgt sein, möglicherweise schon von Anfang an. Vielleicht war Windstürmer deswegen durchgegangen.
Rowarn blinzelte, zu mehr war er nicht mehr fähig. Er konnte nicht einmal mehr mit einem Finger zucken. Wehrlos lag er da und starrte auf das riesige Wesen, das auf lautlosen Pranken langsam näherkam.
Ein Löwe, groß wie ein Pferd, mit einer mächtigen schwarzgoldenen Mähne, die über die Brust hinabwallte. Sein massiger, muskulöser Körper war sandfarben, die Flanken und Hinterbeine mit dünnen schwarzen Streifen gemustert. Seine Krallen waren eine Handspanne lang, und aus dem Maul ragten
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