Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
formvollendet und hieß den jungen König von Ardig Hall willkommen. Dann legte er Olrig den Arm um die Schultern.
»Ich wollte es ja nicht glauben, als ich hörte, dass ihr kommt«, sagte er, während er den Zwerg mit sich nach drinnen zog. »Mitten im Winter, seid ihr zu retten?«
»Der Herr von Ardig Hall möchte sein Heerlager inspizieren, was nur verständlich ist«, antwortete der Kriegskönig.
»Das hätte auch bis zum Frühjahr Zeit gehabt. Ich kenne die Dubhani, die hassen die Kälte noch mehr als wir. Außerdem sind sie immer noch geschockt, dass Femris versteinert ist – obwohl es heißt, er wäre in seiner Aurengestalt unterwegs. Seine Schergen suchen derweil überall nach den Splittern, aber ohne Erfolg, wie ihr euch denken könnt. Seit dem Auftritt des jungen Herrn in Goldgrund fangen die Leute endlich an, sich zu wehren. Aber die Unruhen halten sich in Grenzen.«
Olrig warf Rowarn bei der Erwähnung von Femris einen Blick zu. Rowarn wich ihm aus. Stattdessen sah er sich voller Staunen um. Die Burg war wahrhaftig trutzig, für Kampf und Verteidigung gebaut, und dennoch wirkte sie anheimelnd. Helle Öllampen verströmten ein warmes Licht, und es war nicht halb so kalt wie Rowarn vermutet hätte, denn es gab überall Kohlekessel und Teppiche; die Fenster waren gut verschlossen, die Decken nicht zu hoch, damit die Wärme sich nicht im Gebälk verlor. In den Gängen hingen Gemälde, die Solvans Vorfahren und Familie zeigten, und in Nischen oder auf schmalen Podesten standen kleine Kostbarkeiten; Figürchen aus Edelmetall, Porzellankrüge, Windspiele aus Glas und vieles mehr.
Am meisten staunte Rowarn aber, als sie in die Thronhalle kamen; Sie war sehr viel kleiner als üblich, mit Holz ausgekleidet und mit Teppichen ausgelegt, zwei riesige Kamine sorgten für die entsprechende Wärme. Hier gab es an den Seiten nicht die üblichen mit Vorhängen abgetrennten Schlafbetten für Gäste. Der zentrale Blickfang war die Tafel mit Platz für dreißig oder mehr Personen. An der hinteren Wand war eine große Wappenfahne aufgehängt, die von sich kreuzenden Speeren gehalten wurde. Davor stand auf zwei Stufen ein schlichter Thron aus weißem Marmor. Rowarn glaubte nicht, dass er häufig benutzt wurde, er wirkte wie neu.
Voller Freude betrachtete der junge König die riesigen Seidenteppiche an den anderen Wänden. Ihre Handschrift war ihm ebenso vertraut wie die der Statuen draußen – dies waren Schöpfungen von Schneemond, ihre kostbarsten Stücke, an denen sie viele Mondwechsel, manchmal sogar Jahre gearbeitet hatte. Baron Solvan musste tatsächlich märchenhaft reich sein, und Rowarn freute sich schon, ihn auf die Kunstwerke anzusprechen.
Quirliges Leben herrschte in dieser Halle. Kinder aller Altersgruppen kugelten auf den Teppichen umher oder spielten vergnügt Fangen, beaufsichtigt von geduldig lächelnden Frauen, die allesamt Zwerginnen waren.
Eine von ihnen, die etwa in Solvans Alter sein mochte, wandte sich ihnen nun zu. Sie trug die kunstvollste Frisur, die Rowarn je gesehen hatte, und nicht minder kostbare Samtgewänder wie der Baron, ganz in Rot gehalten. Ihr Gesicht hatte einen rosigen Schimmer, und ihre Augen blitzten genauso blau und lebhaft wie die von Olrig.
»Base Arhild!«, rief der Kriegskönig und rannte mit ausgebreiteten Armen auf die Frau zu, die ihn lachend erwartete.
Baron Solvan amüsierte sich über Rowarns verdutzte Miene. »Arhild, meine Frau, ist tatsächlich eine Base von Olrig. Beide entstammen einem Seitenzweig der großen Familie von Vizekönig Alwick«, erklärte er und deutete auf zwei weitere Frauen, die sich jubelnd in die Wiedersehensfreude stürzten. Sie waren jünger, ein wenig schlanker, und nicht ganz so kostbar gekleidet und geschmückt; die eine trug Gelb, die andere Orange. »Helerun und Ravill, Arhilds Schwestern«, fuhr der Baron fort, »und meine Konkubinen. Die drei sind unzertrennlich, ich hatte gar keine andere Wahl, als sie alle zu nehmen, sonst hätte ich Arhild nicht heiraten dürfen. Also fügte ich mich und trage es seither wie ein Mann.«
Rowarn kam sich wie ein ungeschickter Tölpel vor, weil er nicht wusste, wie er darauf reagieren sollte. Der Baron schien solche Reaktionen auf seine unkonventionelle Ehe gewohnt zu sein und mit Humor zu tragen, denn er lachte herzlich und zwinkerte. »Mit meinen Kindern macht Euch am besten selbst bekannt, die Vorstellung dauert einfach zu lange.«
»Aber mich wirst du doch wohl vorstellen, Vater?«, erklang in
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