Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
hast. Du brauchst dir keine Gedanken zu machen, wie ich darüber denke oder entscheiden würde, du weißt es nun. Nur so kannst du stark und ruhig in den Kampf gehen. Du wirst dich nicht in einem entscheidenden Moment mit der Entscheidung quälen müssen. Die nehme ich dir hiermit ab. Femris kann mich auf diese Weise auch nicht als Druckmittel benutzen. Damit bekommt er nie Macht über dich.«
»Wäre dann nicht alles sinnlos?«, flüsterte er.
»Das Gegenteil ist der Fall. Und ... du weißt, dass ich nicht sterbe wie ein Mensch, sondern wie eine Mächtige. Wir bekämen Gelegenheit zum Abschied.« Sie zog seine Hand an sich und hielt sie fest. »Für mich wäre es nicht weniger eine Qual, wenn ich zweifeln müsste, wie du dich entscheidest. Dies ist mein Wille, denn Waldsee bedeutet mir alles, es ist wichtiger als mein ohnehin sterbliches Leben. Respektiere dies bitte, und handle nach der Vernunft. Als König.«
»Also gut«, sagte Rowarn kummervoll, obwohl alles in ihm widerstrebte und die Verzweiflung ihm die Stimme abschnüren wollte. »Ich weiß, du würdest nicht lockerlassen, und ich will deine Achtung nicht verlieren. Du hast sicher gute Gründe, denn du bist so viel älter und weiser als ich. Dann werde ich eben nun als König zu dir sprechen. Ich schwöre dir hier und jetzt, Arlyn, dass ich meine Pflicht nicht vergessen werde, was auch geschieht. Selbst, wenn ich dich verlieren sollte. Du bist von den Alten Völkern und eine Mächtige, du verstehst auf deine Weise, zu kämpfen und wirst immer einen Ausweg finden. Darauf vertraue ich. Ich werde diese Geschichte beenden, selbst wenn ich alles verlieren sollte, wie Femris es mir prophezeit hat. Dann ist das eben mein Schicksal. Und wenn alles vorüber ist und ich meine Pflicht getan habe, werde ich an den Silbernen Gestaden nach dir suchen und mit dir abreisen. Dies kannst du mir nicht verwehren. Wenn ich nicht mit dir leben kann, so werde ich im Tod mit dir vereint sein. Dies ist Bestandteil meines Schwurs. Nimmst du ihn so an?«
»Aber du bist so jung, Rowarn, du kannst ...«
»Arlyn, das ist nun meine Entscheidung. Ich weiß, dass noch ein langes Leben vor mir liegen würde, und gewiss würde ich die eine oder andere Frau finden, die mir das Bett wärmt und die ich vielleicht sogar lieben lerne. Aber ich will dich an meiner Seite. Wenn nicht im Leben, dann im Tod. Das ist mein Bund mit dir, der ebenso unauflöslich ist wie der Schwur.«
Der Ausdruck in ihren Augen berührte ihn tief, erschütterte ihn bis in die Grundfeste seiner Seele. »Ich schwöre es«, wiederholte er, und auf einmal fühlte er Ruhe und Frieden in sich. Die Entscheidung war gefallen. Und er war getröstet, denn er würde Arlyn nicht verlieren, niemals.
»Ich nehme an«, sagte sie leise. »Es ist nur gerecht, dass du mir deine Entscheidung ebenso aufbürdest.«
»Doch das ist nicht alles«, stellte er fest, »das sehe ich dir an.«
»Ich sorge mich, denn ich weiß, wie oft du an dir zweifelst und an der Richtigkeit deines Tuns.«
»Ja, ich zweifle oft, ob ich das Richtige tue, Arlyn – aber ich werde es nie herausfinden, wenn ich den Weg nicht beschreite.«
»Also gut«, sagte sie und lächelte plötzlich. »So sind wir bereit zur Reise.«
Rowarn nickte. Er schloss die Arme um seine Königin und küsste sie. Er spürte, wie sie ihm nachgab, wie ihr schlanker Körper sich an ihn schmiegte. Glücklich hielt er sie fest, ließ ihre Wärme in sich einströmen und spürte ihr Herz im Takt mit dem seinen schlagen.
Kapitel 44
Die Reise beginnt
Noïrun genoss den Ritt, als wäre es sein erster. Der junge Kupferhengst Rundyr lief wie über Wolken und reagierte auf die kleinste Gewichtsverlagerung. Lachend gab der Fürst die Zügel frei und galoppierte über die Hügel, spürte den Wind im Gesicht, atmete tief ein. Er war glücklich, am Leben zu sein. Die vergangenen Jahre der Bitterkeit fielen von ihm ab, endlich war er mit sich im Reinen und bereit zu vergeben. Der Neuanfang stand bevor, und obschon er bis dahin noch ein tiefes Tal durchschreiten musste, obwohl noch ein hoher Blutzoll gefordert würde, er fühlte sich leichter und befreit. Er vertraute darauf, dass sich alles so finden würde, wie es sein musste; viel konnte er nicht mehr tun, als den Boden zu bereiten, alles andere war den Mächten überlassen. Und diese würden nicht versagen, zum ersten Mal seit Ylwas Tod war Noïrun darin sicher und voller Zuversicht. Angmor und Rowarn, und auch Arlyn – ja, die Entscheidung
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