Die Chroniken von Waldsee Trilogie Gesamtausgabe: Dämonenblut Nachtfeuer Perlmond (German Edition)
glänzten hell über ihnen. Lediglich eine heller Schimmer am Horizont kündigte den neuen Tag an. Arlyn wollte sich diesmal nicht offiziell verabschieden, sondern einfach verschwinden. Vielleicht fiel es dann nicht so schnell auf, dass die Herrin von Farnheim nicht mehr anwesend war. Zusätzlich würde sich die Kunde von Noïruns Rückkehr bald verbreiten und für weitere Ablenkung sorgen, sodass der Feind nicht so schnell herausfinden konnte, wohin der Erbe von Ardig Hall unterwegs war.
»Wir dürfen Femris nicht vorzeitig auf unsere Spur bringen«, bemerkte Arlyn zu Rowarn. »Du sollst deine Reise in Ruhe beginnen.«
Doch von Ruhe konnte keine Rede sein. Rowarn brach zu seiner wichtigsten Fahrt auf, von der alles abhing, und nur seine Königin war an seiner Seite. Kein Fürst, der ihm riet, was er zu tun hatte, kein Kriegskönig der Zwerge, der stets der ruhende Pol inmitten des Chaos war. Kein Visionenritter und kein Schattenluchs, die viele Wege kannten. Es war eine große Veränderung.
Arlyn entging seine Anspannung nicht, und sie schmunzelte darüber. »Ich kenne den Weg zum Freien Haus«, erklärte sie sanft.
»Ich dachte, du hast Farnheim nie verlassen«, erwiderte er mit gequältem Lächeln.
»Ja, es ist einige Jahrzehnte her, dass ich dort war«, gab sie mit gedankenvollem Blick zu. »Aber es ist nicht weit, Rowarn – und ich habe die Karte noch gut im Gedächtnis. Ein guter Orientierungssinn liegt meinem Volk im Blut, sonst wären wir sicher nicht so ausgezeichnete Seefahrer gewesen.«
Die beiden Pferde schritten ruhig nebeneinander die alte Handelsstraße entlang. Es ging in nordöstlicher Richtung, quer durch die letzten Ausläufer Ferlungars, bis nah an die Grenze des versunkenen Nordreichs. Das Freie Haus, das Arlyn aufsuchen wollte, lag an einer bedeutenden Handelswegkreuzung, wo sich auch ein großer Warenumschlagplatz befand. Von dort aus führten die Straßen weiter zu den Zwergenreichen der Kúpir und Gandur, nach Warinland, zum Dämonenreich und zu einigen anderen kleinen Reichen, die teils von Menschen, teils von den Alten beherrscht wurden. Die südliche Hauptstraße führte direkt nach Eisenwacht und von dort weiter nach Dubhan; auf ihr sollte es ein schnelles Vorankommen möglich sein, sobald Rowarn seinen Auftrag erfüllt hatte.
Diesen Plan hatte Arlyn Rowarn eröffnet, doch so weit wollte er noch gar nicht denken. »Eins nach dem anderen«, verkündete er besorgt. Die Ungewissheit jagte ständig seine Gedanken im Kreis. Es war eine Sache, einer greifbaren Gefahr zu begegnen oder einen Ausweg wie aus der Splitterkrone zu suchen. Aber die Suche nach den Bruchstücken des Tabernakels war etwas gänzlich Neues und Unbekanntes. Es schien eine Aufgabe für einen Mächtigen zu sein, der darin bewandert war, auf magischen Ebenen zu reisen.
»Hab einfach Vertrauen«, sagte Arlyn beruhigend und legte die Hand auf seinen Arm. Die andere hielt locker die Zügel des Braunen, dessen Ohren fröhlich spielten. »Ich jedenfalls vertraue dir und darauf, dass du den richtigen Weg finden wirst. Du kannst nicht alles genau planen, manchmal musst du dich auch von deinem Gefühl leiten lassen.«
»Es gibt so viel zu berücksichtigen«, murmelte Rowarn. »Und die anderen ...«
»... sind erwachsene Männer, die wissen, was sie tun. Hör auf, dich um sie zu sorgen! Du musst an dich denken.«
Das sagte sie so leicht. Rowarn wusste, dass er sich immer zu viele Gedanken um alles machte. Aber das war eben seine Art, gerade weil es noch so viele Unwägbarkeiten gab.
Sie erreichten den Waldrand, und Arlyn trieb den Braunen an. Die Straße war gut ausgebaut, der Boden nahezu trocken und die Sicht bestens. Windstürmer stieß einen freudigen Laut aus, als Rowarn ihm die Zügel freigab, und die beiden Pferde fielen schnaubend und prustend in einen ruhigen Wandergalopp, die Hügel hinauf und hinunter und durch eine weite Grasebene.
Farnheim lag weit hinter ihnen, als sie schließlich im Schutz eines Wäldchens Rast machten. Zu dieser frühen Jahreszeit waren nicht viele Händler unterwegs; den ganzen Tag waren sie nicht einem einzigen Reisenden begegnet. Aber das würde sich bald ändern, wie Arlyn versprach, sobald sie die Nord-Süd-Verbindung erreichten.
Rowarn riskierte ein Feuer; sollten ihnen Häscher auf den Fersen sein, würde es nicht viel ändern, wenn sie in der Dunkelheit froren. Femris hatte ihn schon zweimal gefunden, er konnte die Dubhani jederzeit auf seine Spur führen. Aber es war
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